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Die Washingtoner Institutionen

Erik Albrecht16. November 2001

IWF und Weltbank gewinnen im Zuge der Globalisierung an Bedeutung

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Wenn sich am Wochenende die Delegierten zur Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Ottawa treffen, dann besteht nur noch wenig Ähnlichkeit mit den Gründungstreffen der beiden Organisationen. Der IWF soll die internationale Währungspolitik koordinieren und
damit zu Wachstum und Wohlstand beitragen. Die Mitglieder des Fonds stellen ihre Währungspolitik unter Aufsicht des IWF und helfen sich gegenseitig bei der Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten. Dafür zahlt jedes Mitglied entsprechend seiner Wirtschaftskraft in den Fonds ein. Auch die Stimmrechte der Mitglieder richten sich nach
ihrer Wirtschaftskraft, was von Globalisierungsgegner heftig kritisiert wird. Ihr Vorwurf: Nur ein paar Industriestaaten dominierten die Entscheidungsgremien der beiden Institutionen.

In seinen Anfängen sollte der IWF vor allem, das
Bretton-Woods-System stabilisieren, das fixe Wechselkurse der beteiligten Währungen zum Dollar festschrieb. Doch 1973 wurde das Bretton-Woods-System durch flexible Wechselkurse ersetzt. Die Zahl der Mitglieder ist seit seiner Gründung von 29 auf 183 gestiegen, der internationale Währungsfonds ist zu einer globalen Institution geworden.

In den neunziger Jahren engagierte sich der IWF vor allem mit Milliardenkrediten in Krisenregionen, so etwa in Mexico und Südostasien und ganz aktuell in Argentinien und der Türkei. Oft verhinderte der Fonds mit solchen Rettungsaktionen Katastrophen, die ganze Volkswirtschaften ins Trudeln gebracht hätten. Allerdings wird ihm auch vorgehalten, seine als Gegenleistung für finanzielle Hilfe verlangten Reformen seien zu hart: In Osteuropa etwa brachen nach dem Zerfall von Zentralwirtschaft und COMECON massenweise Industrien zusammen. Infolgedessen herrschte und herrscht zum Teil weiterhin Massenarbeitslosigkeit.

Für die Zukunft strebt IWF-Chef Horst Köhler eine Rückbesinnung auf Kernaktivitäten an. Dabei soll die Krisenprävention im Mittelpunkt stehen. Der IWF will wieder verstärkt als oberster Hüter der internationalen Finanzstabilität agieren. Krisen sollen im Voraus erkannt und abgewendet werden. Armutsbekämpfung und strukturpolitische Komponenten sieht Köhler dagegen besser bei der Weltbank aufgehoben.

Die zentrale Aufgabe der Weltbank war zunächst der iederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab den fünfziger und sechziger Jahren trat die Förderung von Entwicklungsländern in den Vordergrund. Die Weltbank vergibt langfristige Kredite. Damit finanzierte sie ursprünglich nur Entwicklungsprojekte zur Verbesserung der Infrastruktur. In jüngster Zeit engagiert sie sich aber auch in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Umwelt.

Innerhalb der ebenfalls in Washington ansässigen Finanzorganisation wird derzeit über den richtigen Kurs diskutiert. Konservative Banker wollen den Staaten kein Geld mehr ohne Gegenleistungen in Form von
demokratischen Reformen geben. Wo das Militär oder demokratisch nicht legitimierte Clans regieren und entsprechend intransparente Kapitalflüsse stattfinden, soll überhaupt keine Hilfe mehr geleistet werden, meinen sie. Progressive Kräfte wollen den Entwicklungsländer
hingegen durch einen radikalen Schuldenerlass einen Neuanfang ermöglichen.