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Tour-Start in Deutschland

Joscha Weber (mit sid/dpa)22. Dezember 2015

Comeback der großen Schleife: Die Tour de France wird 2017 in Düsseldorf gestartet. Damit würdigt der Veranstalter des größten Radrennens der Welt auch die neue erfolgreiche Rad-Generation Deutschlands.

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Tour de France 15. Etappe Andre Greipel John Degenkolb
Bild: picture-alliance/dpa/Y. Valat

Es war ein langes Rennen. Dabei galt es einige Berge zu überwinden und Rückstand wieder aufzuholen. Am Ende hatte Düsseldorf dann aber doch noch die nötige Energie für den finalen Sprint auf der Zielgeraden: Die Metropole am Rhein sichert sich den Start der Tour de France 2017. Dies gab der Veranstalter ASO am Dienstag bekannt.

Zur Teamvorstellung an einem Donnerstag, dem öffentlichen Training am Freitag, dem Prolog am Samstag und dem Start der ersten Etappe am Sonntag erwarten die Veranstalter hunderttausende Fans. Und die Chance auf Gelb für einen deutschen Fahrer steht gar nicht schlecht: Zeitfahrspezialist Tony Martin ist einer der besten Profis im Kampf gegen die Uhr und steht besonders motiviert am Start: "Für mich als Sportler ist das ein Sechser im Lotto. Der Tour-Start seit längerer Zeit mal wieder in Deutschland, und dann auch noch mit einem Zeitfahren, was meine Paradedisziplin ist - besser geht's eigentlich nicht", sagte Tony Martin dem ARD-Hörfunk und sprach von einem "Meilenstein für den deutschen Radsport und seine Fans". Der Grand Départ in Düsseldorf werde "viel bewegen und auch noch mehr Fans wieder zum Radsport zurückholen".

Tony Martin: "Wie ein Sechser im Lotto"

"Eine große Chance für die Sportnation Deutschland"

Oberbürgermeister Thomas Geisel freut sich bereits auf die große Rad-Party in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt: "Der Grand Départ 2017 ist eine große Chance für Düsseldorf, die Sportstadt Düsseldorf und Düsseldorf als Fahrradstadt. Es ist aber auch eine große Chance für die Sportnation Deutschland, wenn das größte Sportereignis des Jahres 2017 in der Rheinmetropole Düsseldorf startet, zumal ich zuversichtlich bin, dass die gesamte Tour de France 2017 im deutschen Fernsehen zu sehen sein wird."

Damit spielte Geisel auch auf die in der Vergangenheit geschrumpfte mediale Präsenz der Tour de France in Deutschland an. Nach den Dopingskandalen von 2006 und 2007 waren mehrere Medien aus der Berichterstattung ausgestiegen, unter anderem die ARD, die jedoch seit diesem Jahr das Rennen wieder - wenn auch in verkürzter Form - überträgt. Die Rückkehr des Fernsehens und der Start der Tour dürften auch den großen Erfolgen deutscher Radprofis bei den vergangenen Austragungen geschuldet sein: Allein bei der Tour 2015 gewannen André Greipel, Tony Martin und Simon Geschke insgesamt sechs Etappen. Zudem gilt Deutschland als wichtiger Markt für die Tour de France, der nun nach mageren Jahren wieder mehr erschlossen werden soll.

André Greipel: Eine große Chance

Knappes Votum pro Tour

Die Entscheidung stand dabei lange auf der Kippe: Der Rat der Stadt Düsseldorf hatte sich Anfang November wegen der zu erwartenden hohen Kosten nur sehr knapp mit 40:39 Stimmen dafür entschieden, sich um den Start der Frankreich-Rundfahrt zu bewerben. Zuvor war London als möglicher Kandidat abgesprungen. Und auch Münster hatte letztlich doch von einer Bewerbung abgesehen - aus Kostengründen. Stattliche elf Millionen Euro beträgt der Düsseldorfer Etat für die viertägige Tourparty am Rhein, 6,2 Millionen davon soll die Stadt tragen.

Für die Gastgeber des Tourstarts 2015 in Utrecht lohnte sich das Investment: "Alles in allem war der Grand Départ für uns ein spektakuläres Event, dass nach unseren Schätzungen bis zu 800.000 Besucher angelockt hat", sagte Susanne Canisius von "Toerisme Utrecht" der DW. Sie unterstrich vor allem den Wert der medialen Berichterstattung während des Tourstarts in Utrecht. "Viele kennen Utrecht nun durch die Tour de France. Ich bin sicher, dass nun dank des Events mehr ausländische Touristen zu uns kommen werden." Die Befürworter des Grand Départ in Düsseldorf dürften auf ähnliches hoffen.

Deutschland-Tour in Karlsruhe (Foto: dpa)
Die Tour kommt wieder: Zuletzt gastierte die Tour 2005 in Karlsruhe und PforzheimBild: picture-alliance/dpa/S. Kugler

Zur genauen Streckenführung schweigen sich die Organisatoren noch aus, viel Rheinpanorama wird aber auf jeden Fall inbegriffen sein, hieß es. Die veranstaltende ASO bestätigte dem Sport-Informations-Dienst am Dienstag, dass am 14. Januar im Rahmen einer Pressekonferenz in Paris die Details präsentiert werden.

Letzter Tourstart noch im geteilten Deutschland

Damit findet der Grand Départ der Tour zum vierten Mal in Deutschland statt, zuvor war der Auftakt des wichtigsten Radrennens der Welt 1965 in Köln, 1980 in Frankfurt am Main und 1987 in West-Berlin über die Bühne gegangen. Noch mehr deutsche Städte waren Etappenorte. Zuletzt gastierte die Tour 2005, ein Jahr vor dem ersten ernsthaften Doping-Verdacht gegen den später gesperrten Jan Ullrich, in Karlsruhe und Pforzheim. 2000 in Freiburg und 2002 in Saarbrücken lotste die Tour inmitten der Euphorie um das damals noch unbescholtene Team Telekom ein Millionenpublikum an die Strecke.