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Die Stimme des Feindes

Julia Vergin18. März 2014

Lassen große Ohren auf ein gutes Gehör schließen? In diesem Fall schon: Denn eine neue Studie zeigt, dass afrikanische Elefanten Feinde von Freunden unterscheiden können - und zwar anhand der Stimme.

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Afrikanischer Elefant (Foto: dpa).
Bild: picture-alliance/dpa

Elefanten sind groß, stark und klug. Das einzige Lebewesen, das Elefanten wirklich fürchten müssen, ist der Mensch. Doch die grauen Riesen scheren uns nicht alle über einen Kamm. Sie unterscheiden vielmehr sehr genau zwischen denen, die ihnen bisher nicht unangenehm aufgefallen sind und denen, die seit Generationen immer wieder Jagd auf sie machen. Eine neue Studie zeigt: Elefanten erkennen ihre Feinde anhand der Stimmen.

Die britischen Biologen Karen McComb und Graeme Shannon haben dazu kürzlich die Ergebnisse ihrer Studie auf Nature.com veröffentlicht. Sie zeigen, wie unterschiedlich der afrikanische Elefant (Loxodonta africana) auf die Stimmen von Freund und Feind reagiert.

Gute Kamba, böse Massai

Die Verhaltensforscher nahmen die Stimmen von Männern aus den kenianischen Stämmen der Kamba und der Massai auf. Die Aufzeichnungen spielten die Forscher 47 Elefantenfamilien im Amboseli National Park in Kenia vor und machten jedes Mal die gleichen Beobachtungen: Die Stimmen der Massai stellten für die Elefanten eine ungleich größere Bedrohung dar als die der Kamba. Die Familienmitglieder hielten sich dicht beieinander und versuchten unruhig, die Witterung der vermeintlichen Feinde aufzunehmen.

Die Massai hatten im Konkurrenzkampf um Wasser oder Weideflächen immer wieder Elefanten getötet, während es zwischen den Kamba und den Tieren kaum zu blutigen Zusammenstößen gekommen war.

Frauen und Kinder sind nicht gefährlich

Doch auch Maasai ist für einen Elefanten nicht gleich Massai. Die Tiere zeigten sich in der Lage, zwischen den Stimmen eines erwachsenen Mannes, der größten potenziellen Gefahr, und denen von Frauen und Kindern zu unterscheiden. "Mich überraschen die Ergebnisse dieser Studie nicht", sagt Meike Artelt. Die Biologin erforschte jahrelang die akustische Kommunikation zwischen asiatischen Elefanten und fand heraus, dass die Tiere sich mit unzähligen Lauten untereinander verständigen können. Entsprechend gut ist ihr Gehör und ihre Möglichkeit, akustische Signale zu unterscheiden.

"Ich vermute, dass die Elefanten entweder durch eigene oder die Erfahrungen älterer Artgenossen lernen, wer ihre Feinde sind", so die Tierverhaltensforscherin Artelt. Dafür spreche, dass Gruppen, die von einer älteren Leitkuh geführt wurden, kaum auf die Kinderstimmen der Masaai reagierten, während sich Gruppen jüngerer Leitkühe auch in diesen Fällen stärker aufregten.