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Die starke Frau von Finnland muss in die Stichwahl

Stefan Tschirpke16. Januar 2006

Am Sonntag (15.1) ist in Finnland ein neues Staatsoberhaupt gewählt worden. Mit einem knappen Ergebnis unter 50 Prozent muss die amtierende Präsidentin Tarja Halonen sich nun in einer Stichwahl bewähren.

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Die finnische Präsidentin Tarja HalonenBild: dpa - Report

Werbespots, Fernsehdebatten und Wahlkampfparties. Die "normale" Innenpolitik hatte während des Präsidentschaftswahlkampfes eine lange Pause gemacht. Am 15. Januar sollte dann das Staatsoberhaupt per Direktwahl gewählt werden. Zwischen acht Bewerbern konnten sich die Finnen entscheiden. Als aussichtsreichste Kandidatin für den Posten des Staatspräsidenten galt Tarja Halonen. Sie muss nun vorläufigen Ergebnissen zufolge in einer Stichwahl gegen Sauli Niinisto antreten.

46,5 Prozent der bereits ausgezählten Stimmen entfielen auf Halonen, der konservative Herausforderer Sauli Niinisto erhielt 24 Prozent. Ministerpräsident Matti Vanhanen von der Zentrumspartei landete mit 18,7 Prozent der Stimmen auf Platz Drei. Die Wahlbeteiligung lag bei 74 Prozent. Halonen haben nur wenige Prozentpunkte gefehlt, um bereits in der ersten Runde in ihrem Amt bestätigt zu werden. Da sie mit ihrem Ergebnis nun nur knapp unter 50 Prozent blieb, wird die Entscheidung wohl in einer Stichwahl fallen.

Vor sechs Jahren wurde sie im zweiten Wahlgang zum ersten weiblichen Staatsoberhaupt Finnlands gewählt. Neben Sozialdemokraten, noch weiter links stehenden Wählern und jüngeren Finnen, reicht Halonens Unterstützung bis weit in bürgerliche Schichten hinein. An ihrer bisherigen Amtsführung hat kaum jemand etwas auszusetzen.

Umfragen

Gegenüber der populären Staatspräsidentin haben es ihre beiden wichtigsten Gegner - Ministerpräsident Matti Vanhanen von der Zentrumspartei und der Konservative Sauli Niinistö - schwer. Meinungsumfragen ermittelten im Vorfeld der Wahlen für Halonen eine Unterstützung zwischen 52 und 54 Prozent. Ein zweiter Wahlgang mit Stichwahl Ende Januar ist für sie bereits eine kleine Schlappe.

Flaggen vor dem EU Parlament in Brüssel
Europakritische Töne im finnischen PräsidentschaftswahlkampfBild: AP

Nach der Wahl kann sich das neue Staatsoberhaupt schon auf die EU-Ratspräsidentschaft vorbereiten. Turnusgemäß übernimmt Finnland in der zweiten Jahreshälfte die EU-Ratspräsidentschaft von Österreich. Im Laufe seiner 10-jährigen EU-Mitgliedschaft ist es Finnlands zweite Ratspräsidentschaft. Den ersten Vorsitz bewältigten Regierung und Staatsoberhaupt mit Bravour und in einem Klima allgemeiner EU-Unterstützung in der Bevölkerung. Jetzt steckt die Gemeinschaft in Schwierigkeiten und Finnen wie Österreicher gehören mittlerweile zu den kritischsten EU-Mitgliedern. Und auch im Wahlkampf war dieser Tenor unüberhörbar. Der Präsidentschaftskandidat und amtierende Ministerpräsident Vanhanen sagte auf einer Wahlkampfveranstaltung: "Finnen und Österreicher sind selbständiges Handeln gewöhnt. Wir wollen die Dinge selbst entscheiden. Viele Finnen stört es, dass sich die EU zu stark in Kleinigkeiten einmischt."

Kritik

Und auch die Staatspräsidentin Tarja Halonen äußerte ähnliche Kritik: "Die EU muss Antworten auf die Sicherheitsfragen des Alltags geben, auf das Beschäftigungsproblem, zum Beispiel. Die Bürger interessiert kaum, welches Profil die Union im Einzelfall international hat. Sie wollen von der Union Wohlstand und Sicherheit."