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"Die Sonne sank im Westen"

29. März 2002

Das Bild als Propagandawerkzeug zeigt eine Sammlung von Postkarten aus dem Ersten Weltkrieg, die jetzt erstmals auf CD-ROM zugänglich sind.

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Bild: AP

Die 1051 Bildpostkarten aus dem Deutschen Historischen Museum in Berlin zeigen vor allem die Kriegsbegeisterung im kaiserlichen Deutschland. Die Grausamkeit in den Schützengräben ist hier ebenso wenig zu sehen wie die Bildpropaganda der Kriegsgegner.

"Auch die Fotografien des Kriegsalltags, des Soldatenlebens, der Front zeigen nur, was die Öffentlichkeit sehen sollte", schreibt Carola Jüllig vom Deutschen Historischen Museum in einem Vorwort der CD-ROM-Ausgabe. Allerdings seien die Bilder im Laufe der vier Kriegsjahre von 1914 bis 1918 zunehmend realistischer geworden. Die Karten sind sortiert nach 21 Themen wie "Musterung und Vereidigung", "Der Soldat im Kampfeinsatz", "Lazarette" oder "Kriegslyrik".

Die Rückseiten sind oft interessanter

Die Karten zeigen einerseits, wie der Krieg verherrlicht, verharmlost und beschönigt wird. Wenn es um das Propagandathema der Treue geht, werden aber andererseits auch Tod und Trauer der Hinterbliebenen sichtbar. "Der Tod an der Front erscheint auf den Postkartenmotiven als friedliches, sinnerfülltes Sterben", heißt es in einem der ausführlichen Kommentare der CD. So wird etwa das Bild eines sterbenden Soldaten mit Eichenlaub, Reichsfahne, eisernem Kreuz und dem Spruch verziert: "Die Sonne sank im Westen".

Die oft noch interessanteren Rückseiten der Karten mit handschriftlichen Feldpost-Grüßen machen persönliche Gefühle erahnbar. Da diese Zeilen nicht editiert sind, empfiehlt es sich, die Karten mit Hilfe einer externen Bildbearbeitungssoftware so zu drehen, dass man sich beim Entziffern der Sütterlin-Schrift nicht den Hals verrenken muss. Die Postkartensammlung erdrückt den interessierten Nutzer nicht mit einem Bilderberg, sondern erschließt diesen mit einer Fülle von Kommentaren und einleitenden Erklärungen etwa zum System der Feldpost oder der Zensur.

"Der Erste Weltkrieg in deutschen Bildpostkarten" ist vom Deutschen Historischen Museum herausgegeben und als Band 66 der "Digitalen Bibliothek" des Berliner Directmedia-Verlags erschienen. Die CD stellt nur geringe Systemvoraussetzungen (ab 486er PC mit Windows 95 bis Windows XP) und ist im Buchhandel zum Preis von 24,90 Euro erhältlich. AP/(pg)