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Die Software-Detektive

24. Juli 2002

Ob Viren, Naturkatastrophen oder einfach nur versehentliches Löschen – die Ursachen für Datenverluste sind vielfältig. Wenn der Supergau eingetreten ist, gibt es nur noch eins: in Böblingen anrufen.

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Peter Böhret mit einer geöffneten ComputerfestplatteBild: AP
Festplatten früher und jetzt
Computerfestplatten, früher und heuteBild: AP

"Niemand - weder der Computerexperte noch der Heimanwender - ist davor geschützt, wertvolle Daten zu verlieren", erklärt Peter Böhret, Geschäftsführer der Ontrack Data Recovery GmbH in Böblingen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in der amerikanischen Stadt Minneapolis hat sich mit seinen weltweit mehr als 400 Mitarbeitern auf die Wiederherstellung von verlorenen Computerdaten spezialisiert.

Korrespondenzen, Kundendaten, Bilder, Doktorarbeiten, es gibt nichts, was die 35 Experten von Ontrack in Böblingen nicht wiederherstellen. Ihre Aufgabe gehen sie entweder vom Betriebssystem oder von der Hardware aus an.

Alles wird rekonstruiert – im Optimalfall

Beim Löschen einer Datei entfernt das Betriebssystem zunächst nur den Verzeichniseintrag. Die physikalische Beschaffenheit der Datensektoren bleibt hingegen solange unverändert, bis der Platz auf der Festplatte für neue Dateien benötigt und überschrieben wird. Hier setzten die Software-Detektive an, die im Optimalfall alle Daten rekonstruieren können. Dabei liest ein spezielles Programm die betroffene Festplatte Bit für Bit aus, rekonstruiert zusammenhängende Dateien und Ordner und stellt diese auf einer anderen Partition (ein abgetrennter Bereich der Festplatte) oder über das Netzwerk wieder her.

Manchmal bleibt nur der Weg ins Labor

Bei einer schwerwiegenden physischen Beschädigung der Festplatte ist jedoch der Weg ins Labor meist die einzige Möglichkeit der Datenrettung. Solche Fälle können nach Naturkatastrophen, einem Brand oder aufgrund von Sabotage-Akten auftreten. Der häufigste Defekt ist aber der so genannte Headcrash. Dieser Schrecken aller PC-Nutzer tritt ein, wenn der feine Schreib-Lese-Kopf, der im Normalzustand in mikroskopischem Abstand über der Festplatte schwebt, direkt mit dieser in Berührung kommt und dabei die Platte beschädigt.

Die Software-Detektive retten Existenzen

Kunden- oder Produktdaten können nicht mehr abgerufen werden, auf Pläne oder Messdaten kann nicht mehr zugegriffen werden. Die Kosten der Ausfallzeiten sind oft um ein Vielfaches höher als die Preise eines Recovery-Unternehmens, die bei etwa 1000 Euro anfangen. Oft ist der Weiterbestand eines Unternehmens vom Erfolg der Experten abhängig. Vor dem eigentlichen Recovery-Prozess steht eine eingehende Untersuchung des eingelieferten Datenträgers. Dann wird entschieden, wie man am besten vorgeht.

Details sind Betriebsgeheimnis

Die ganz in Weiß gekleideten Mitarbeiter im Reinraum können auch in scheinbar aussichtslosen Fällen verschwundene Daten wieder rekonstruieren. Verbrannte Festplatten, zerkratzte CDs und selbst zerbrochene Datenträger können mit einer Erfolgsquote von 75 Prozent noch ausgelesen werden. Im antistatischen Reinraum werden Festplatten, Disketten, CDs und andere Speichermedien behutsam geöffnet und unter dem Mikroskop auf den genauen Schaden untersucht. "Mehr kann ich Ihnen nicht verraten", sagt Peter Böhret - die genauen Details werden als Betriebsgeheimnis gehütet. AP/(pg)