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Die Shanghaier Börse - Handelsplatz des Staats

Hao Gui7. Januar 2016

Die in Turbulenz geratene Börse in Shanghai ist einer der wichtigsten Handelsplätze der Welt. Seit 1990 ist dort für private Anleger das Handeln mit Wertpapieren möglich. Die wichtigsten Akteure sind jedoch staatlich.

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Börse in Shanghai. (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Über tausend Aktiengesellschaften sind an der Börse in Shanghai notiert. Sie ist neben der südchinesischen Stadt Shenzhen der wichtigste Handelsplatz in China. Der Betreiber der Börse ist die Shanghai Stock Exchange (SSE), die 1990 gegründet wurde.

SSE-Verwaltungsgebäude in Pudong, Shanghai. (Foto: ptivat)
SSE-Verwaltungsgebäude in Pudong, ShanghaiBild: CC 3.0/螺钉

Die Aktien teilen sich überwiegend in die sogenannten A-Aktien und B-Aktien auf. Die A-Aktien sind solche, die von chinesischen Aktiengesellschaften emittiert werden. Sie dürfen ausschließlich von institutionellen und privaten Anlegern im Inland (ohne Hongkong und Macau) gehandelt und in der Landeswährung Renminbi abgerechnet werden.

Die B-Aktien sind formal Renminbi-Aktien (Nennwert), ausgegeben von chinesischen Aktiengesellschaften. Sie werden aber an der Börse in US-Dollar gehandelt. Handelsberechtigt sind ausschließlich ausländische Privatpersonen und Institutionen (inkl. die aus Hongkong, Macau und Taiwan) sowie Chinesen, die im Ausland ein Fremdwährungskonto führen.

Der Aktienindex "SSE Composite" umfasst alle A- und B-Aktien. Er wird aufgrund der Aktienkurse ermittelt und nach der Marktkapitalisierung der gelisteten Unternehmen gewichtet.

Fallende Kurse werden in China grün angezeigt. (Foto: picture-alliance/dpa/W. Wei)
Fallende Kurse werden in China grün angezeigtBild: picture-alliance/dpa/W. Wei

Die oberflächliche Begeisterung über mögliche große Gewinnchance durch Aktienhandel hat viele Menschen in China zum Kleinanleger gemacht: Rentner, Beamte, Taxifahrer. Schätzungen zufolge zocken rund 80 Millionen Menschen an der Börse, meist mit geliehenem Geld. Die Kleinanleger, auch die privaten Geldgeber, waren vom Wachstum in China fest überzeugt. Das heiße Geld produziert eine große Blase auf den Handelsplätzen, glauben die Experten.

Staatliche Akteure

Die größten gelisteten Aktiengesellschaften in Shanghai nach der Marktkapitalisierung sind staatseigene Unternehmen - Energiekonzerne, Banken, Versicherer. Das heißt, die wichtigsten stimmberechtigten Aktionäre sind staatliche Institutionen. Die zehn Größten machen ungefähr 30 Prozent des gesamten Börsenwertes aus.

Ein Beispiel: Die größte Bank der Welt - gemessen an der Marktkapitalisierung - ist die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC, Börsenwert: 188 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Deutsche Bank: 35 Milliarden Euro). Sie ist unter anderem in Shanghai gelistet. Die größten Aktionäre von ICBC sind laut Jahresbericht 2014 das chinesische Finanzministerium (34,88 Prozent) und China Central Huijin (35,12 Prozent), das sämtliches Staatskapital für Finanzdienstleistungsgesellschaften Chinas verwaltet.

Schließlich ist der Betreiber Shanghai Stock Exchange selbst ein Staatsunternehmen mit einer Unterorganisation der Kommunistischen Partei. Der ranghöchste Entscheider, Chairman genannt, wird von der Zentralregierung berufen. Er ist zugleich auch der Parteichef seines Unternehmens. Das SSE selbst ist nicht gewinnorientiert.

Die Börse Shanghai ist aus gutem Grund gegenüber selbst kleinsten Änderungen der Wirtschafts-, Finanz- oder Geldpolitik sehr empfindlich. Schließlich ist sie die Spielwiese des Staats für seine eigenen Unternehmen, um die Marktwirtschaft zu proben.