1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Arthur de Ganay - ein Kunstsammler aus Leidenschaft

30. Januar 2010

Kunst wird gehandelt und bewundert, ist Schmuck, Ärger und Kapitalanlage. Von leidenschaftlichen Menschen wird sie gesammelt. Von dem französischen Architekten Arthur de Ganay zum Beispiel. Ein Besuch bei ihm daheim.

https://p.dw.com/p/Lj8u
Arthur de Ganay (Foto: Nella König)
Architekt und Kunstsammler: Arthur de GanayBild: Nella König

"Herzlich willkommen in der Sammlung", sagt der hochgewachsene Mittdreißiger höflich. Arthur de Ganay stammt aus Paris und lebt seit acht Jahren in Berlin - die letzten vier davon in Kreuzberg, in einem modernen Loft in einer ehemaligen Marmeladenfabrik am Ufer der Spree. Seit September 2006 steht der Name "de Ganay" auf einem weiteren Klingelschild des Hauses. Der Franzose hat sich hier einen Traum erfüllt: mit einer Wohnung, in der ausschließlich Kunst zu Hause ist. Alles, was hier hängt, wurde gezielt für diese Räumlichkeiten erworben, sagt de Ganay. Kein übliches Vorgehen. Denn in aller Regel kaufen Kunstsammler, was ihnen gefällt und überlegen sich erst dann, wo sie ihre Schätze unterbringen. Arthur de Ganay macht es umgekehrt. Er erwirbt nur die Kunst, für die er auch einen passenden Ausstellungsraum hat. Vielleicht, sagt er, sei das so, weil er Architekt ist.

Architekten sammeln anders

Blick in die Sammlung Arthur de Ganay (Foto: Sammlung Arthur de Ganay)
So sieht es bei Monsieur de Ganay daheim aus...

Das 130-Quadratmeter-Loft, das Ganays Sammlung nun beherbergt, öffnet sich mit breiten Fensterfronten zur Spree hin und ermöglicht einen Panoramablick auf die Stadtlandschaft zwischen Friedrichshain, East-Side-Gallery und Fernsehturm. Der weite Blick vergrößert die unmöblierten Räume, gleichzeitig aber korrespondiert die Außenwelt mit den Kunstwerken. Denn de Ganay sammelt ausschließlich großformatige Landschafts- und Architekturfotografie. Vor allem von Künstlern der sogenannten Düsseldorfer Schule wie Thomas Ruff, Candida Höfer und Elger Esser. "Die haben", sagt de Ganay, "neues Land betreten. Die haben aus der Fotografie gemacht, was sie geworden ist. Nämlich eine ernst zu nehmende Kunst. Die sind die Künstler, die großformatige Fotografie etabliert haben."

Foto von Candida Höfer, (Foto: Sammlung Arthur de Ganay)
Theatersaal von Candida HöferBild: Candina Höfer

Räume und Landschaften

Der in New York lebende japanische Fotograf Hiroshi Sugimoto hat in einer Serie verschiedene weltbekannte Bauten bewusst unscharf aufgenommen und dadurch eine modellhafte Abstraktion erreicht; Candida Höfer fotografiert menschenleere Räume, die eine Geschichte erzählen, Thomas Ruff hinterfragt durch vielfache Vergrößerung den informativen Gehalt von Medienbildern, und Elger Esser holt mit seinen dokumentarischen Landschaftsbildern die Romantik in die zeitgenössische Fotografie zurück.

Foto von Elger Esser (Foto: Sammlung Arthur de Ganay)
Landschaft von Elgar EsserBild: Elgar Esser

"Ich erzähle nicht die Wahrheit über die Kunst", kokettiert de Ganay. Er habe zwar viel darüber gelesen, aber es gehe ihm in erster Linie darum, seine Leidenschaft zu teilen. Jeden zweiten Sonnabend führt er deshalb höchstpersönlich durch seine Sammlung und erklärt sachkundig und unterhaltsam, warum er gerade dieses und jenes Bild erworben hat, wie es in der Kunstwelt diskutiert wird und wo seine Eigenarten und Besonderheiten liegen.

Kostenlose Führung

"Treten Sie ruhig näher! Gucken Sie sich das von Nahem an!", ermuntert er seine Gäste – dieses Mal eine Runde von etwa zehn Personen unterschiedlichen Alters, die aus Frankreich kommen, aus Süddeutschland und Berlin und sogar aus Japan. Bezahlen müssen sie für diese geistreichen zwei Stunden nichts. Mitnehmen aber können sie viel. Nicht zuletzt die Erinnerung an einen beneidenswerten Ausblick, den der Sammler gerne mit seinen Gästen teilt. "Diese öffentlichen Führungen haben sich angeboten. Sie waren aber nicht zwingend", sagt de Ganay. Ohne den Raum, diesen wirklich besonderen Raum, gäbe es sie nicht.

Autorin: Silke Bartlick
Redaktion: Marlis Schaum