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Die Rückkehr der Tuberkulose

Monika Hoegen24. März 2005

Die Tuberkulose ist nur scheinbar besiegt: Die längst tot geglaubte Krankheit erlebt weltweit eine traurige Renaissance - als eine typische Armutskrankheit.

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Tuberkulöse Lunge unter dem MikroskopBild: dpa

Tuberkulose, TBC oder auch Schwindsucht, wie die Krankheit früher genannt wurde - all das erinnert an längst vergangene Zeiten, an das 19. Jahrhundert in Europa etwa mit seinen schlechten hygienischen Verhältnissen zur Zeit der industriellen Revolution, an alte Filme mit hustenden, ausgemergelten und blassen Gestalten oder an Romane, wie Thomas Manns "Zauberberg", in dem ein Sanatorium für Schwindsüchtige im Mittelpunkt steht. Doch Tuberkulose, das ist kein Phänomen vergangener Zeiten. Die Krankheit grassiert weltweit weiter: Jährlich werden bei der Weltgesundheitsorganisation 4,1 Millionen Tuberkulose-Patienten registriert. Schätzungen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl sogar bei acht Millionen liegt. Zwei Millionen Menschen sterben jedes Jahr an der Lungeninfektion

Die falsche Hoffnung

Robert Koch in Afrika
Der deutsche Arzt und Bakteriologe Robert Koch am Mikroskop in seinem Laboratorium in Kimberley in Südafrika im Jahr 1896. Er hielt sich von 1896-1897 zur Erforschung und Bekämpfung der Rinderpest in Südafrika auf. Koch entdeckte 1882 das Tuberkulose-Bakterium und ein Jahr später den Erreger der Cholera.Bild: dpa

Am 24. März 1982 wurde auf Anregung der Weltgesundheitsorganisation, WHO, zum ersten Mal ein Welttuberkulosetag begangen. Er erinnerte an den Forscher Robert Koch, der den Erreger, das Mykobakterium Tuberculosis, entdeckt hatte. Der Tag sollte zum anderen aber auch darauf aufmerksam, dass die Hoffnung der 1970er Jahre, wonach die Krankheit besiegt sei, getrogen hatte. Seit Anfang der 1980er Jahre ist wieder ein starker Anstieg zu verzeichnen - etwa ein bis zwei Prozent pro Jahr.

Besonders in den Entwicklungsländern steigt die Zahl der Tuberkulose-Patienten drastisch an. Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe in Würzburg unterstützt TBC-Projekte in insgesamt 26 Ländern und stellt dafür zur Zeit 150.000 Euro bereit. In Indien gibt es die meisten Tuberkulosepatienten weltweit. Jürgen Hammelehle, Geschäftsführer der Organisation, kennt die besonders betroffenen Regionen: "Wir machen da sehr viel Aufklärungsarbeit vor Ort. Das heißt zum Beispiel mit Lautsprecherwagen durch Dörfer oder Slums fahren und die Menschen auf die Symptome hinweisen."

Gegen das Unwissen

Wenn man länger als drei Wochen Husten hat, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit, dann sollte man zu einem Arzt gehen. Solche Aufklärung ist wichtig. Denn viele Menschen wissen immer noch nicht, dass sich die Tuberkulose durch eine sechs- bis zwölfmonatige Therapie mit Antibiotika vollständig heilen lässt - vorausgesetzt, die Tabletten werden konsequent und ohne Unterbrechung eingenommen. Übertragen wird die Tuberkulose durch Tröpfcheninfektion, also durch direkten persönlichen Kontakt mit einem Infizierten. Sie breitet sich daher besonders rasch in den überbevölkerten Elendsvierteln der Megastädte rund um den Globus aus. Es ist eine typische Armutskrankheit, die häufig in Slums vorkommt, durch sehr beengte Wohnverhältnisse, durch mangelnde Ernährung und natürlich durch mangelnde Hygiene.

Außer in Ländern wie Indien, Kolumbien oder Tansania, wo die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe unter anderem tätig ist, nimmt die TBC seit kurzer Zeit auch in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in erschreckendendem Maße.

HIV und TBC: Die schreckliche Kombination

Ein weiterer Grund für das verstärkte Wiederauftreten der Tuberkulose ist HIV/Aids. Besonders in Afrika sind zahlreiche Tuberkulose-Patienten zugleich aidskrank. HIV-Infizierte sind anfälliger für andere Krankheiten und Tuberkulose die am häufigsten vorkommende Ko-Infektion Beide Krankheiten müssen daher in vielen Projekten auch gemeinsam behandelt werden.

Touristen hingegen, die afrikanische, asiatische oder lateinamerikanische Länder besuchen, laufen weniger Gefahr, sich etwa in überfüllten Bussen oder an öffentlichen Plätzen anzustecken. Wer gut ernährt ist und normalerweise über gute Lebensbedingungen verfügt, ist zu 90 Prozent gegen den Erreger immun. Auch in den reichen Ländern des Nordens, wie etwa in Deutschland ist die Gefahr der Erkrankung niedrig. "In Deutschland gibt es nach wie vor zum Glück sehr, sehr wenig Tuberkulose-Patienten", sagt Hammelehle. Auch ein Erfolg der effektiveren Sicherheitsvorkehrungen als in Ländern der armen Welt zum Beispiel. "Wenn bei uns mal ein Tuberkulosefall in der Schule auftreten würde, würde natürlich die Schule bei uns geschlossen." Nicht zuletzt deshalb sei das Ansteckung hierzulande sehr gering. Hierzulande.