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"Die Rede des Bundeskanzlers bedeutet mehr als nur eine politische Absichtserklärung"

2. August 2004

- Polnischer Außenminister über den Besuch von Gerhard Schröder in Warschau

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Warschau, 2.8.2004, GAZETA WYBORCZA, poln.

Der polnische Außenminister Wlodzimierz Cimoszewicz hat gesagt, dass die gestrige Rede des deutschen Bundeskanzlers mehr bedeute als nur eine politische Absichterklärung, und dass sie eine große Bedeutung sowohl für den Staat Polen als auch für das polnische Volk habe.

Wlodzimierz Cimoszewicz, der heute während der Morgensendung "Sygnaly Dnia" im Ersten Programm des Polnischen Hörfunks ein Interview gab, erklärte ferner, dass sich die Versicherung des Kanzlers, keine Restitutionsklagen durch die deutsche Regierung zu unterstützen, als sehr wichtig erweisen könnte, und zwar dann, wenn vor dem Europäischen Gerichtshof private Klagen auf Restitution eingereicht würden. Er fügte hinzu, dass er eine ähnliche Erklärung auch von der Partei CDU/CSU erwarte.

Minister Cimoszewicz betonte außerdem, dass die polnische Regierung den Standpunkt vertritt, dass kein europäisches oder deutsches Gericht solche Klagen zulassen sollte. Sollte dies dennoch geschehen, dann würde der Standpunkt von Gerhard Schröder eine große Bedeutung haben.

Minister Wlodzimierz Cimoszewicz sagte, dass die Rede des deutschen Bundeskanzlers ihn als Politiker absolut zufrieden stelle, obwohl er als Pole nicht ganz zufrieden sei. Seiner Meinung nach fehlte eine Geste, die dem Kniefall von Wille Brandt 1970 ähnelt.

Ferner äußerte Wlodzimierz Cimoszewicz seine Enttäuschung darüber, dass bei den Feierlichkeiten kein Vertreter Russlands anwesend war und, dass Frankreich durch einen so niedrigen Rang in der politischen Hierarchie vertreten war. "Einer der russischen Machthaber sollte den Mut haben, sich bei den Polen für den Mangel an Unterstützung für die Aufständischen in Warschau zu entschuldigen". Seiner Meinung nach hänge der Mut zu solch einer Geste von der Größe des Menschen und von seiner Klasse ab. (sta)