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Die Queen in Downing Street

18. Dezember 2012

Nein, Elizabeth wollte mitnichten Premier Cameron stürzen. Anlass für den Besuch war ihr diamantenes Thronjubiläum. Es war der erste Aufenthalt der Königin in der Wohnung des britischen Regierungschefs überhaupt.

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Queen Elizabeth besucht Premierminister David Cameron und dessen Kabinett in der Downing Street Nr.10 (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Gekleidet in einen königsblauen Mantel mit passendem Kleid, wurde die 86-jährige Monarchin von Premierminister David Cameron vor der Tür seiner offiziellen Residenz in Downing Street 10 begrüßt. Anlass des Besuchs war das diamantene Thronjubiläum der Queen. Die Ministerriege grüßte höflich per Handschlag, als die Queen über den roten Teppich durch die Tür mit der berühmten Hausnummer zehn ging. Die Damen machten sogar einen Knicks. Bei ihrem 30-minütigen Besuch nahm die Königin am Kabinettstisch zwischen Cameron und Außenminister William Hague Platz und lauschte den Ausführungen der Teilnehmer. Dazu rutschte Elizabeth die Stuhlbeine demonstrativ ein paar Zentimeter nach hinten - die Königin hat in der Regierung nur Beobachterstatus.

Nach 60 Jahren Amtszeit: Queen im Kabinett # 18.12.2012 # Journal Deutsch # queen

Bitte um Verkürzung der Parlamentsansprache

Cameron erklärte, es sei das erste Mal seit König George III. im Jahr 1781, dass ein Monarch an einer Kabinettssitzung teilnehme. Damals ging es um den Krieg zur Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Kolonie löste sich vom britischen Mutterland. "Inzwischen hat sich das Verhältnis ein wenig verbessert", sagte Premier Cameron scherzhaft. Anderen Berichten zufolge hatte jedoch auch die 1901 verstorbene Queen Victoria das Recht wahrgenommen, an Kabinettssitzungen teilzunehmen.

Ein Sprecher von Downing Street berichtete, die Queen habe während der Kabinettssitzung zweimal das Wort ergriffen: einmal, um "freundlich und mit Humor" darum zu bitten, die Dauer ihrer alljährlichen Ansprache zur Eröffnung der Parlamentssitzung zu verkürzen, und ein zweites Mal, um allen Teilnehmern frohe Weihnachten zu wünschen.

Königin von zwölf Premiers

Ein Palastsprecher sagte, auch wenn britische Regenten nicht länger das Recht zur Leitung der Kabinettssitzungen wahrnähmen, spreche verfassungsrechtlich nichts dagegen. Elizabeth II. erlebte in ihrer langen Zeit auf dem Thron bislang zwölf Premierminister. Traditionsgemäß gibt sie dem Regierungschef eine wöchentliche Audienz. Dort hat sie das Recht und die Pflicht, ihre Meinung zu aktuellen politischen Themen zu äußern. Die Treffen finden unter vier Augen statt, Notizen sind nicht erlaubt und der Inhalt der Gespräche bleibt streng vertraulich.

Königin Elizabrth II nimmt erstmals an einer Sitzung der britischen Regierung teil (Foto: Reuters)
Zweifellos ein historisches Bild: Elizabeth II. im Kreise der Regierungsmitglieder in der Downing StreetBild: Reuters

Die Monarchin greift üblicherweise nicht in die Tagespolitik ein und hat praktisch ausschließlich repräsentative Aufgaben. Selbst die Inhalte ihrer Reden und die Ziele ihrer Staatsbesuche muss sie sich von der Regierung billigen lassen. Die Trennung von Krone, Regierung und Parlament war bereits 1689 in der Bill of Rights festgelegt worden; sie wurde später immer wieder durch einzelne Gesetze und auch das Gewohnheitsrecht ergänzt und erweitert.

60 Platzsets als Geschenk

Zur Feier des Tages bekam die Regentin von den Ministern als Geschenk 60 maßgeschneiderte Platzsets mit Szenen aus dem Buckingham-Palast für die königliche Tafel überreicht. Es habe sich um einen Wunsch des Königshauses gehandelt, betonte der Downing Street-Sprecher. Ein weiteres Jubiläumsgeschenk bekam die Königin kurz darauf auf der anderen Straßenseite im Außenministerium: Dort verkündete Minister Hague, dass aus Anlass des Thronjubiläums ein Antarktis-Gebiet zu Ehren der Monarchin auf den Namen Queen Elizabeth Land getauft wurde. Das bislang namenlose Gebiet ist mit 437.000 Quadratkilometern fast doppelt so groß wie das Vereinigte Königreich und liegt im südlichen Teil der britischen Antarktisregion. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Polargebiet nach der heute 86-jährigen Monarchin benannt wurde. 1931 wurde eine Region im australischen Teil der Antarktis ihr zu Ehren Princess Elizabeth Land getauft. Damals saß noch ihr Großvater König George V. auf dem Thron.

sti/gmf (afp, dapd, dpa)