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Die Piratenpartei macht sich fit für größere Aufgaben

Kay-Alexander Scholz28. April 2012

Auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei, auf dem ein neuer Vorstand gewählt werden soll, sollen die Weichen für einen größeren Erfolg der Partei gestellt werden.

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Ein Mitglied der Piratenpartei hält in Neumuenster beim Bundesparteitag der Piratenpartei seine Stimmkarte mit der Aufschrift "JA" in die Höhe (Foto: dapd)
Bild: dapd

"Wir haben schon Geschichte geschrieben", sagte die scheidende politische Geschäftsführerin der Piratenpartei, Marina Weißband am Samstag (28.04.2012) in Neumünster beim Bundesparteitag der Piratenpartei. "Wir werden ernst genommen, die Schutzfrist ist vorbei, sie war kurz." Aber es sei auch normal, dass Neues erst einmal abgewertet werde, beruhigte die 24-Jährige die 1500 anwesenden Piraten.

Ihre Rede war kurz und knapp, dennoch gab sie ihrer Partei große Aufgaben mit auf den Weg. "Die Piraten machen der Gesellschaft ein Angebot", sagte Marina Weißband. "Wir können den Menschen mehr Freiheit und Verantwortung geben, auch weil wir auf Vernetzung setzen, weil das bessere Gedanken bringt." Die Gesellschaft werde sich grundlegend verändern, warnte Weißband und formulierte politische Handlungsfelder, die nicht zum Image einer Internet-Partei passen. Wie soll Sozialpolitik noch funktionieren, wenn die Arbeitswelt immer stärker automatisiert wird? Wie kann Familie neu gedacht werden? Was sollen Kinder in Zeiten von Wikipedia in der Schule noch lernen?

Die Piraten wollen anders sein, auch bei ihren Parteitagen. Deshalb kann jedes Mitglied daran teilnehmen - und nicht nur vorher gewählte Delegierte wie bei den etablierten Parteien. Das stehe für ein "lebendiges Leben durch Interaktion der verschiedenen Charaktere", sagte Weißband.

Warum ist die Piratenpartei so erfolgreich?

"Lebendiger Charakter"

Doch so verschieden scheinen die Charaktere - zumindest oberflächlich betrachtet - gar nicht zu sein, wenn man in die Reihen schaut. Männer, gerne schwarz oder mit der Parteifarbe orange gekleidet, sitzen vor ihren Laptops. Viele sind recht rundlich um die Hüften. T-Shirts und Kapuzenpullis überwiegen, gern mit Pferdeschwanz getragen. Auffallend anders sehen die bekannten Gesichter der Piraten aus. Marina Weißband trägt einen Spitzenrock und ein Jacket. Martin Delius und Christopher Lauer, beide Mitglieder des Berliner Landesparlaments, tragen sportliche dunkle Anzüge. Frauen gibt es weiterhin nur wenige, dafür erstaunlich viele Männer jenseits der 50, die wohl schon einige politische Erfahrung in ihrem Leben gesammelt haben.

Mitglieder der Piratenpartei stimmen ab (Foto: dapd)
Piraten spielen mit ihrem KlischeeBild: dapd

Vorstand wird erweitert

Bei der Verabschiedung des siebenköpfiges Bundesvorstandes hört man von jedem, dass das Arbeitspensum im vergangenen Jahr extrem angestiegen sei. Für einige ist das auch der Grund, weshalb sie nicht noch einmal zur Wahl antreten. So ist es auch bei Marina Weißband, die aus dem Plenum den meisten Applaus bekommt. Vor diesem Hintergrund beschloss der Parteitag eine Änderung der Satzung: Der Bundesvorstand wird um zwei Personen erweitert. Der Änderungseintrag, wonach der Vorstand zukünftig zwei Jahre im Amt sein soll, fand keine Mehrheit.