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Telekom-Strategie

17. März 2010

Vor dem Hintergrund fallender Preise im klassischen Telefon-Geschäft will die Deutsche Telekom mit Multimedia-Angeboten und Internet-Dienstleistungen neue Wachstumsmärkte erschließen.

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Das Telekom-Logo spiegelt sich in der Fassade des Konzernsitzes in Bonn (Foto: AP)
Neuer Glanz für die Deutsche Telekom?Bild: AP

Das Problem haben sie alle – die großen Telekommunikationskonzerne dieser Welt: Im klassischen Telefon-Geschäft verlieren sie Umsätze und Kunden. Und: Sowohl im guten, alten Festnetz als auch im Mobilfunk fallen die Preise immer weiter. Wo also das Geld verdienen für die riesigen Investitionen, die notwendig sind in einer Zeit ständig wachsender Datenmengen? Schließlich werden jeden Tag 250 Milliarden E-Mails verschickt, und bei YouTube in jeder Minute 20 Stunden Videomaterial hochgeladen.

Man sei, so beschreibt es Telekom-Chef Rene Obermann bei der Vorstellung der neuen Strategiepläne am Mittwoch (17.03.2010), auf dem Weg von der Megabit- in die Gigabit-Gesellschaft. Und da gebe es durchaus jede Menge Möglichkeiten, Geld zu verdienen, so Obermann: "Wir können mehr Umsatz erzielen, aber wir müssen lernen, mit dem sinkenden Preisniveau umzugehen." Für die Deutsche Telekom bedeute das, hochmoderne Technologie einzusetzen. IT-Systeme und das Netzmanagement müssten miteinander verschmolzen werden. "Wir müssen hin zur Internettechnologie, damit wir in der Lage sind, den Preisverfall - der weitergehen wird - durch das erhöhte Mengenwachstum, auch im Umsatzwachstum umzudrehen."

"Bester Partner der Internetwirtschaft"

Telekom-Chef Rene Obermann (Foto: DPA)
Verkündete die neuen Pläne: Telekom-Chef Rene ObermannBild: picture-alliance/dpa

Möglichkeiten sieht der Telekom-Chef unendlich viele: Das mobile Internet beispielsweise ist so ein Wachstumsfeld, wo Experten für die kommenden Jahre die größten Zuwächse erwarten; die zunehmende Vernetzung in den Haushalten – mit dem Multimedia-PC als Alleskönner-Zentrale; das vernetzte Automobil, intelligente Stromzähler und Stromnetze, Gesundheitsmanagement: Überall möchte die Deutsche Telekom mitspielen. Nicht allein freilich, sondern als Partner – mit Internet-Suchmaschinen, mit Software-Firmen, mit Medienunternehmen.

Erste Kooperations-Projekte wurden unlängst auf der Computermesse CEBIT vorgestellt. Obermann sieht seinen Konzern als "besten Partner der Internetwirtschaft". Für sein Unternehmen sei das auch ein kultureller Umbruch. Dabei gehe es nicht darum, einem anderen die Dienste kostenlos zu Verfügung zu stellen. Natürlich biete man etwas und wolle dafür am Umsatz beteiligt werden. Aber, so Obermann, die Telekom wolle keine Debatte nach dem Motto: Wir die Großen, ihr die Kleinen. "Das ist schon eine andere Herangehensweise, auch eine kulturelle Frage in einem Unternehmen. Dass man einfach sagt, wir wollen Partner vieler kleiner innovativer Unternehmen sein. Also für uns ist das schon eine kulturelle Weiterentwicklung und auch eine etwas andere Herangehensweise."

Keine Milliarden-Zukäufe mehr geplant

Ein aufgeschnittenes Glasfaserkabel
Glasfaserkabel können riesige Datenmengen transportierenBild: picture-alliance / Helga Lade Fotoagentur GmbH, Ger

Denn das ist die Sorge der großen Telekom-Anbieter: Sie bauen die teure Infrastruktur – aber das Geld verdienen die Googles und Apples dieser Welt. Bauen aber muss die Telekom, will sie wettbewerbsfähig bleiben. Obermann kündigte Investitionen von 10 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren in Deutschland an: So soll zum Beispiel mit dem Aufbau superschneller Glasfaser-Netze begonnen werden. Diese Milliarden fehlen dann natürlich für große Zukäufe im Ausland. Hier hat es die Deutsche Telekom in den vergangenen Jahren verpasst, sich beispielsweise in Schwellenländern zu engagieren. Und das werde man jetzt auch nicht mehr nachholen, so Obermann. Früher sei man der Auffassung gewesen, dass internationale Größe ganz entscheidend sei, um gutes Geld zu verdienen. Heute hingegen sei man an dem Punkt, dass man in reifen Märkten, die bereits stark erschlossen sind, "nicht als Nummer vier einzusteigen oder als zehnter Anbieter in Indien noch ein Netz zu kaufen. Das hätte man vielleicht vor acht oder zehn Jahren tun können." Hingegen wolle man da, wo man schon sei, eine stärkere Position erarbeiten.

Verhaltene Reaktion an der Börse

Der damalige Telekom-Chef Ron Sommer beim Börsendebüt der T-Aktie am 17.11.1996 (Foto: AP)
Das waren noch Zeiten: Börsendebüt der T-Aktie für 28,50 D-Mark im November 1996Bild: picture-alliance/ dpa

Dies darf schon als Strategiewechsel gesehen werden. Schließlich zeigt das Engagement in den USA, wie schwer sich die Telekom auf fremden Märkten tut. Überhaupt bewertet die Börse die neuen Pläne des deutschen Telekom-Riesen fürs Erste skeptisch – angesichts des enormen Kapitalbedarfs. Dem Kurs der Telekom-Aktie – einst als Volksaktie gepriesen – konnten Obermanns Pläne vorerst jedenfalls keinen Schub verleihen. Das Papier dümpelt seit langem weit unter seinen einstigen Höchstständen – und kostet derzeit keine zehn Euro.

Autor: Henrik Böhme
Redaktion: Danhong Zhang