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Die Meinung des Präsidenten

24. August 2011

Bundespräsident Wulff kritisiert den Ankauf von Staatsanleihen +++ Der ifo-Index läßt nichts Gutes für die Konjunktur erwarten +++ Japan: Bonität sinkt im Land der Aufgehenden Sonne +++ Wer bezahlt, wenn der Chef irrt?

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In Lindau am Bodensee haben sich 17 Wirtschafts-Nobelpreisträger zu einer Tagung versammelt und begrüßten am Mittwoch den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff in ihrer Mitte. Der wollte seinerseits die Wissenschaftler begrüßen. Normalerweise sind das Veranstaltungen, auf denen man getrost den Schlaf nachholen kann, den man in der Nacht zuvor vielleicht nicht gefunden hatte. Sollte heute morgen tatsächlich jemand eingenickt sein, nach wenigen Minuten war er bestimmt hellwach. Denn der Präsident, dessen Hauptaufgabe die Repräsentation ist und der sich aus dem politischen Tagesgeschäft heraushalten soll, weil er sein Amt überparteilich und unparteiisch zu versehen hat, tat heute das genaue Gegenteil.

Deutschland ist wirtschaftlich sehr gut durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen. Die Konjunktur brummt, die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich leicht, aber kontinuierlich entspannt. Wenn da nicht die aktuellen Zahlen wären: So hat sich im zweiten Quartal das Wirtschaftswachstum deutlich verlangsamt. Und jetzt setzt das Münchner Ifo-Institut noch eins drauf: Die Ökonomen der Münchner Universität haben ihren Konjunkturtest vorgelegt. Ihr Geschäftsklimaindex gibt zu Optimismus keinen Anlass mehr.

Nicht nur die USA und die meisten europäischen Staaten leiden unter beinahe grotesker Überschuldung - auch Japan beklagt eine dramatische Schieflage seines Haushaltes. Etwas aber ist in Japan anders: Tokio ist nämlich hauptsächlich bei seinen eigenen Bürgern verschuldet, denn die halten die meisten der japanischen Staatsanleihen. Dass die Ratingagentur Moody's die Bonität Japans herabgestuft hat, erleichtert aber nicht gerade die Suche nach einem Ausweg aus der Schuldenfalle.

Wenn ein Maschinenführer einen Fehler macht, dann kann der Schaden, den er mit seiner Maschine anrichtet, schnell in die Zehn- oder Hunderttausende gehen. Je nach Branche eben. Wenn aber der Chef vom Ganzen Fehler macht, dann wird's richtig teurer. Und zwar nicht nur für die Firma, sondern auch für die Allgemeinheit - wenn nämlich eine Pleite folgt und Arbeitsplätze verloren gehen. Wer kommt eigentlich für die Folgen auf, wenn die Chefs versagen?

Moderation: Dirk Ulrich Kaufmann
Redaktion: Rolf Wenkel