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"Die Maulhelden kommen"

9. Januar 2002

Das "Maul aufzureissen" ist hier gewünscht und gewollt: Beim 1. Internationalen Festival der Wortkunst in Berlin ist erlaubt was gefällt – oder einfach nur skurill ist.

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Nehmen in Berlin den Mund ganz schön voll: Wortkünstler aus aller Welt

Wortkunst? Was kann das nur sein? Und dann auch noch ein "Festival der Wortkunst"? Die Berliner Veranstalter, das Kulturzentrum Tempodrom, weiss es genau: Wortkunst kann alles sein, was sich mit Worten kreativ gestalten lässt. Von Kabarett bis Slam Poetry, Sprechgesang oder manchmal auch nur Schweigen: Alles ist erwünscht und willkommen, ebenso wie Künstler jeder Nationalität. Vom 9. bis zum 19. Januar kommen über 200 "Maulhelden" aus mehr als 20 Ländern in die Hauptstadt, um ihr bestes Wort zu geben.

Die Mischung macht's

Internationale Vortragskunst soll das Publikum zum Lachen und Schmunzeln bringen, und das in dieser Zusammensetzung zum allerersten Mal. Die Mischung macht's: bekannte Künstler aus den USA, Japan, England oder Spanien geben mit Worten Gas. Auch die Deutschen sind mit bereits renommierten Wortdarstellern in Berlin vertreten: Größen des deutschen Kabaretts wie Jürgen Becker, Matthias Deutschmann, Matthias Richling, Django Asül und Marcus Jeroch.

Auch von internationalen Künstlern seien hier nur einige genannt: Das amerikanische Straßentheater "San Francisco Mime Troupe" präsentiert eine Satire über US-Präsident George W. Bush. Die kolumbianische Theatertruppe Hora 25 verulkt Klassiker wie Shakespeare. Aus ihrem Mund wird "Macbeth" zum Drogengangster-Stück. Ein finnischer Herrenchor ("Mieskuoro Huutajat") schmettert Sprechgesänge. Der japanische Künstler Katsura Kohatsura Koharudanji gibt Einblicke in "Raku-Go", der traditionellen japanischen Erzählkunst inklusive musikalischer Begleitung. Auch afrikanische Erzählkunst aus Zimbabwe ist vertreten. Der Poet Chirikure Chirikure verzaubert das Publikum mit seiner Lyrik. Selbst ein "krimineller Leseabend" mit dem Kaufhaus-Erpresser "Dagobert" alias Arno Funke steht auf dem Programm.

Global Stand Up oder das World Wide Word

Ein internationaler Kulturaustausch der anderen Art: Das gesprochene Wort als Kunst ist eine internationale Form, ausgetragen mitten im Herzen Deutschlands und Berlins: Das Tempodrom liegt unweit von Bundestag und Ministerien. Eine Oase der künstlerischen Vielfalt und eine richtige Manege: Das Tempodrom ist ein Zirkuszelt, mit richtiger Manege.

Hier will Festival-Initiator Arnulf Rating eine lebendige internationale Vernetzung herstellen, ein "World Wide Word"- Event. Und das freie Vortragen abseits jeglicher künstlerischer Einordnung: Hier geht es nicht um reines Theater, Comedy, Kabarett sondern um Frische, Originalität und Ausdruckskraft.

Verständnisprobleme? Der Humor wird übersetzt

Damit der Humor aller Fremdsprachen auch verstanden wird, wurde der babylonischen Sprachen-Vielfalt vorsorglich Abhilfe geschaffen: gedruckte Zusammenfassungen und auf die Bühne projizierte Untertitel sollen einen unbeschwerten Wortkunst-Genuss ermöglichen. Einige der Gäste wie Sándor Fábry haben sogar eigens ein deutsches Programm kreiert.

Jeder kann sich auch selbst beteiligen: In Workshops beim Improvisationstheater DIE GORILLAS wird man zum Maulhelden ausgebildet. (pt)