Die Mathematik der Hipster
Hauptsache individuell - aber Bart, Hornbrille und Röhrenjeans sind ein Muss. Ein mathematisches Modell erklärt, warum Hipster so kläglich daran scheitern, einzigartig zu sein.
Herdentier "Hipster"
Der statistischen Physik behalf sich der französische Mathematiker Jonathan Touboul, um zu erklären, warum das Hipstertum ein Massenphänomen ist, obwohl die Individuen damit eigentlich ihre Einzigartigkeit betonen wollen. Auf Veranstaltungen wie dem Hipster Cup Festival in Berlin trifft man zum Beispiel auf geballte Bart- und Jutebeutel-Power.
Verhängnisvolle Trends
In Toubouls Formel spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Hipster entdecken Trends zu langsam, so das Ergebnis des Mathematikers. Durch die Verzögerung erfahren meist alle gleichzeitig von Neuheiten - wie etwa von dem Szenegetränk "Club Mate" im Bild. Über die Jahre ist so ein Hipster-Look entstanden - ein Paradoxon, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.
Individualität - eine Illusion
Viele Hipster sitzen einer Täuschung auf: Im kleinen Kreis ihrer Familie und Freunde stechen sie optisch heraus. Die Tatsache, dass aber im weiteren Umfeld noch andere Menschen dieselben Ideen oder eine (sehr) ähnliche Erscheinung haben, wird häufig verdrängt.
Bloß kein Mainstream
In seinem Aufsatz "The hipster effect: When anticonformists all look the same" (zur Studie: Plus oben rechts) unterscheidet Touboul zwischen Mainstream und Antikonformisten - sprich Hipstern. Der Mainstream bildet die Mehrheit - und Hipster entscheiden sich demonstrativ entgegen der gängigen Meinung.
Auch Hipster haben Vorbilder
Zu der schon genannten zeitlichen Verzögerung, die Hipster eigentlich erst zu Hipstern macht, gesellt sich die Vorbildfunktion. Auch Hipster schauen zu anderen auf. Erscheinen neue Trends auf Blogs oder werden von Szene-Persönlichkeiten geteilt, beeinflusst das den gesamten Look.
Spaß beiseite
Der Aufhänger für die mathematische Formel sorgt für Schmunzeln. Denn auf den ersten Blick scheint nur wenig weiter voneinander entfernt zu sein als die Mathematik und eine Subkultur. Zwar würden die Hipster das gerne glauben, aber die Formel ist nicht nur speziell auf sie zugeschnitten ...
Der Hipster und die Neurowissenschaft
...in der Wirtschaft und dem Finanzwesen kann man mit der mathematischen Formel erklären, warum Börsenmakler gerade dann Aktien abstoßen, wenn alle anderen einkaufen. Und sogar in den Neurowissenschaften könnten Forscher mit der Formel untersuchen, warum einige Neuronen aktiv sind, während andere schlummern.