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Die Malediven kämpfen ums Überleben

5. Dezember 2010

Die Malediven könnten schon bald dem Klimawandel zum Opfer fallen. Ein steigender Meeresspiegel und die Erwärmung des Meeres zwingen die Regierung dazu, nach Überlebens-Strategien zu suchen.

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Eine lange Reihe Sandsäcke liegt in einer Reihe an einem weißen Sandstrnd (Foto: Susanne Günther)
Gegen das steigende Wasser werden unter anderem Sandsäcke eingesetztBild: DW/Günther

Ein halber Meter kann zwischen Überleben und Tod entscheiden. Die Inseln der Malediven bestehen aus rund 1.200 Eilanden, die südlich von Indien liegen. Nur 1,5 Meter erheben sich die Inseln aus dem Meer. Der Meeresspiegel kann bis zum Jahr 2100 allerdings um bis zu 60 Zentimeter ansteigen, so die Klima-Experten der Vereinten Nationen. Dann würden zwei Drittel der bewohnten Malediven-Inseln überschwemmt und die Insulaner heimatlos.

Wellenbrecher entlang der Küste (Foto: Susanne Günther)
Mit Wellenbrechern versuchen die Malediven, ihre Küsten zu schützenBild: DW/Günther

"Wir haben schon 16 Inseln, deren Bewohner bereits umgesiedelt wurden, weil das Land unterspült wurde. Unsere flachen, kleinen Inseln sind extrem verwundbar", warnt der Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed. Einige Inseln werden durch vorgelagerte Wellenbrecher aus Steinen geschützt, um die Bodenerosion zu verringern. Doch diese Schutzwälle sind teuer. 200 Millionen Dollar hat alleine ein großer Wellenbrecher vor der Hauptstadt Male gekostet. "Alle 200 bewohnten Malediven-Inseln mit aufwändigen Bollwerken gegen das Meer zu schützen wäre unbezahlbar", so Präsident Nasheed.

Künstliche Rettungsinseln

Deshalb entsteht nun nahe der Hauptstadtinsel Male eine "neue" Insel namens Hulhumale. Auf zwei Quadratkilometern hat man Korallenschutt und Sand aufgeschüttet. Die Baukosten hierfür lagen bei 10 Millionen Dollar. Die Insel soll sicheres, trockenes Land für Tausende von Menschen bieten. Sie ist etwa einen Meter höher als die anderen Malediven-Inseln, eckig angelegt und von einer Kai-Mauer aus Beton und Stahl umgeben. 3.000 Menschen leben schon hier, bis zum Jahr 2020 sollen es 30.000 werden.

Neue Moschee an einer Straße (Foto: Susanne Günther)
Die Moschee auf Hulhumale steht bereitsBild: DW/Günther

Eine Grundschule, ein Krankenhaus, eine Moschee und das Straßennetz sind bereits gebaut. Die Menschen leben in bunten Apartmentblocks. Auch Abdulla Aswan wohnt seit einem Jahr auf Hulhumale. Der 21-Jährige stammt von einer kleinen Insel nördlich der Hauptstadt Male. "Dort haben wir uns einfach nicht mehr sicher gefühlt", erzählt er. Sein Elternhaus lag direkt am Strand und die Wellen kamen immer näher an die Grundmauern und haben einen großen Teil des Strandes weggefressen.

Radikale Kehrtwende in der Energiepolitik gefordert

Durch das Abschmelzen der Polarkappen wird der Meeresspiegel in den nächsten Jahrzehnten deutlich steigen. Experten fürchten bis zum Ende des Jahrhunderts einen Anstieg von 60 Zentimetern. Ein Horrorszenario für die flachen Inseln der Malediven. "Das Meer erwärmt sich zudem in den nächsten Jahrzehnten um ein bis drei Grad und dadurch werden auch noch deutlich mehr gefährliche Zyklone über den Indischen Ozean wirbeln - eine Riesen-Gefahr", fürchtet Professor Hans-Georg Bohle von der Universität Bonn. Er untersucht als Geograf weltweit die Risiken des Klimawandels und ist sich sicher, dass extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überflutungen und Wirbelstürme bereits jetzt deutlich zunehmen.

Schon in den nächsten 20 Jahren, rechnet Bohle, könnten die Lebensbedingungen auf Inselgruppen wie den Malediven zu riskant für die Bevölkerung werden. "Es muss eine Kehrtwende in der Energiepolitik erfolgen. Wir müssen weg von fossilen Brennstoffen, von einem Lebensstil, der darauf aufbaut, dass riesige Massen an Gütern durch die ganze Welt transportiert werden und mit entsprechendem Aufwand an Energie. Wir müssen weg vom Massenverkehr mit fossilen Brennstoffen. Aber das größte Problem sind hier sicherlich Länder wie die USA, Kanada, Indien und China, die dabei sind, sich wirtschaftlich zu entwickeln und auch nicht akzeptieren wollen, dass ausgerechnet sie jetzt auf Kohle und Öl verzichten sollen."

Hoffnung für Klimagipfel in Cancún

Seit Ende November sitzt die Staaten-Gemeinschaft beim Klimagipfel im mexikanischen Badeort Cancún zusammen und ringt erneut um ein internationales Klimaschutz-Abkommen. Der 43-jährige Präsident der Malediven, Mohammed Nasheed, setzt große Hoffnungen auf das Treffen, obwohl er vom letzten Klimagipfel in Kopenhagen enttäuscht war.

Mohammed Nasheed, der Präsident der Malediven, sitzt in einem Taucheranzug unter Wasser an einem Tisch und unterzeichnet Dokumente (Foto: ap)
Medienwirksam: Der Präsident der Malediven, Mohammed Nasheed, unterzeichnet unter Wasser DokumenteBild: AP

Auch seine medienwirksame Kabinettsitzung unter Wasser konnte das Scheitern damals nicht verhindern. Die Bilder seiner Minister in Taucheranzügen unter Wasser gingen um die Welt. Nasheed fordert nun für Cancún mehr Taten als Worte. "Die Weltgemeinschaft muss eine Strategie gegen Treibhausgase finden, damit unser Inselstaat überleben kann", so Nasheed. Denn es geht nicht nur um kleine Inselstaaten wie die Malediven. "Wenn morgen die Malediven untergehen, so sind es übermorgen London und New York", warnt er.

Autor: Susanne Günther
Redaktion: Helle Jeppesen / Marco Müller