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Die literarische Stimme Südafrikas

8. November 2010

Nach "Der gute Doktor" und "Der Betrüger" ist jetzt das neue Buch von Starautor Damon Galgut: "In fremden Räumen" erschienen. Und Galgut schafft es darin, die Welt zu bereisen ohne wirklich in ihr zu sein.

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Im neuen Buch von Damon Galgut geht es um Reisen - auch zu sich selbst (Foto: dpa)
In fremden Räumen reisen, Perspektiven wechseln, Heimat findenBild: picture-alliance/ dpa - Bildfunk

Was eigentlich ist dieses Buch? Tatsachenbericht? Reiseliteratur? Fiktion? Wenn ein Autor den Protagonisten beim Namen nennt und der Name ist der des Autors – dann handelt es sich meist um eine autobiografische Erzählung. Und tatsächlich ist "In fremden Räumen" autobiografisch. Doch erhebt die Sammlung von drei Erzählungen keinen Anspruch darauf, Tatsachen wieder zu geben. Denn darum geht es Damon Galgut nicht. Nicht darum, Afrika zu beschreiben, Landschaften, Städte, Zugverbindungen oder Hotels. Die Reisen, díe der Antiheld Damon unternimmt, sind Fluchten. Weg von der Unsicherheit, nicht zu wissen, wer er ist und sein will. Fluchten vor der eigenen Zerissenheit, dem Drang, sich anderen Menschen zu nähern, zu öffnen und doch wieder zu scheitern.

Kontakte sind Konflikte, keine Kontakte auch

Das neue Buch von Damon Galgut: "In fremden Räumen" (Foto: Manhattan)
Das neue Buch von Damon Galgut: "In fremden Räumen"

Damon gerät in Kontakt und damit in Konflikt: Um seinen Wunsch nach Nähe zu erfüllen, schließt er sich Menschen an, die auf Reisen sind. Um bei ihnen zu sein muss er sich entfernen von dem, was in Ansätzen so etwas wie seine Heimat ist. Doch ohne diese Verbindung ist er noch unsicherer, hat er noch weniger Kraft, sich anderen Menschen so weit zu öffnen, dass er in ihnen eine neue, andere Heimat finden könnte. Und so beschreibt Damon Galgut die Zerissenheit des jungen Mannes auch mit wechselnden erzählerischen Perspektiven: Mal nimmt Damon die erste Person ein, wenn er von seinen Einsichten und Erfahrungen erzählt, mal die dritte, wenn diese Erfahrungen und Einsichten in Frage gestellt werden. Was hier kompliziert klingt, ist aber in der Tat völlig schlüssig, denn "In fremden Räumen" ist autobiografische Fiktion.

Wechselnde Schauplätze und Perspektiven

Und es ist ein Roman mit wechselnden Schauplätzen auf drei Kontinenten: Europa, Afrika und Asien. Zugleich aber spielt es keine große Rolle, in welcher Landschaft sich die Begebenheiten ereignen. Nichts ist so wie es ist, weil es in einem direkten Zusammenhang mit der Umgebung stünde. Das Leiden an der eigenen Unfertigkeit ist raumlos, ortsungebunden.

Dass Damon Galgut seine Erzählungen gerade durch wechselnde Schauplätze von der Umgebung unabhängig macht ist, neben der Schonungslosigkeit in der Beschreibung des Protagonisten, die Stärke des Buches. Hier geht es nicht um südafrikanische Identität, sondern um die Identität eines Menschen. Beschrieben und so reduziert auf die Kernfragen menschlichen Seins, dass "In fremden Räumen" zwar keine Tatsachen zu finden sind, aber Wahrheiten.

"In fremden Räumen", erschienen bei Manhattan, Preis: €16.99

Autor: Dirk Bathe

Redaktion: Christine Harjes