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Die Kunst des Backens

22. September 2011

Endspurt für Mirjam Roth und ihre Kollegin Daniela Zellweger: Konzentriert versucht die junge Backgesellin, einem kleinen Clown einen kleinen bunten Hut aufzusetzen. Doch der will partout nicht halten. Anspannung pur...

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Schweizer Backteam Mirjam Roth und Daniela Zellweger (Foto: Amine Bendrif)
Schweizer Backteam Mirjam Roth und Daniela ZellwegerBild: Amine Bendrif

Der kleine Clown besteht nämlich aus einem Knetteig, und da haftet das Hütchen schlecht. Dabei soll der Clown das Schaustück des Schweizer Teams bei der Bäcker WM 2011 vom 19. - 22. September in der Akademie für Deutsches Bäckerhandwerk in Weinheim sein. Es ist ein Leistungswettbewerb der Bäckerjugend aus unterschiedlichen Ländern. Aber eines haben die jungen Gesellen gemeinsam: ihre Leidenschaft für das Backen.

Eine große Uhr zählt die letzten Minuten, den schweizer Bäckerinnen ist der Stress ins Gesicht geschrieben. Zwar sitzt der Hut nun endlich auf dem Clownskopf, aber jetzt muss auch noch die ganze Figur stabilisiert werden. Kein leichter Akt, aber die beiden meistern es noch rechtzeitig - in der letzten Minute.

Ihre niederländischen Kollegen waren da weniger erfolgreich. Eines ihrer Schmuckstücke, ebenfalls ein Clown, brach schon kurz nach der Show in sich zusammen.

Die Weltmeisterschaft

Am Montag wurde ausgelost, in welcher Reihenfolge die Backteams aus den einzelnen Ländern gegeneinander antreten. Mit dabei sind Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden und die Schweiz. Am Dienstag begann dann der Wettkampf.

Austellung der Backwaren der Teilnehmer (Foto: Amine Bendrif)
Austellung der Backwaren der TeilnehmerBild: Amine Bendrif

Es treten immer zwei Teams gegeneinander an. Sie haben genau fünf Stunden Zeit, um ein buntes Backsortiment aus diversen Broten, Brötchen und Süßwaren herzustellen. In einem Reglement ist genau festgelegt, welche Art von Backware und welche Quantität die Teilnehmer zu liefern haben. Das Erscheinungsbild wählen die jungen Bäcker selbst.

Jury-Mitglied Jean-Louis Mierger (Foto: Amine Bendrif)
Jury-Mitglied Jean-Louis MiergerBild: Amine Bendrif

In diesem Jahr fand die Veranstaltung unter dem Motto "Zirkus" statt, und zu diesem Thema konnten die Teilnehmer ihrer Kreativität und Fantasie freien Lauf lassen.

Nach dem Wettkampf müssen die verschiedenen essbaren Kunstwerke auf einem Tisch arrangiert werden. Eine Jury vergibt dann während der Präsentation Punkte für die Backwaren. Was genau Punkte bringt, erklärt Jurymitglied Jean-Louis Mierger: "Wer gewinnen will, muss die Regeln ganz genau beachten. Das heißt zum Beispiel: das Gewicht muss stimmen, die Qualität, der Geschmack, das Aussehen, die Farbe und die Leichtigkeit."

Hefegebäck von Marc Mundri, inspiriert von der deutschen Flagge (Foto: Amine Bendrif)
Hefegebäck von Marc Mundri, inspiriert von der deutschen FlaggeBild: Amine Bendrif

Der deutsche Backgeselle Marc Mundri hat die erste Phase der Aufregung schon hinter sich. Er steht nun stolz vor seinen Werken und erklärt, welche Ideen er wie umgesetzt hat: "Das umfasst zum einen das Weizenkleingebäck, Hefesüssteig, Plunder, Brot und natürlich das Schaustück, das optisch sehr viel her macht".

Ein kleines Highlight in seiner Sammlung sind die Brötchen mit Tigermuster. "Bei den Brötchen haben wir uns darauf konzentriert, ein gutes deutsches Brötchen zu machen. Wir haben ein bisschen dekoriert, ein bisschen Farbe rein gebracht." Seiner Meinung nach ist die Vorbereitungsphase die längste und gleichzeitig auch die schwierigste.

Rezept und Inspiration

Nicht nur mit Originalität gilt es zu trumpfen, sondern eben auch mit Einzigartigkeit. Besonders heikel ist und bleibt aber nach Marcs Meinung die Endphase des Wettbewerbs:

Marc Mundri: Das Backen ist mehr als nur ein Beruf (Foto: Amine Bendrif)
Marc Mundri: Backen ist mehr als nur BerufBild: Amine Bendrif

"Dadurch, dass wir filigran gearbeitet haben und das Zusammenbauen meistens erst in der letzen halben Stunde des Wettbewerbs stattfindet, braucht man ein sehr ruhiges Händchen".

Für sein Schaustück hat sich Marc Mundri etwas ganz besonderes überlegt. Es ist ein weißer Hase der aus einem schwarzen Zylinderhut springt. Aber auch hier ist die Herstellung nicht ganz so einfach gewesen wie es für den Laien auf den ersten Blick erscheinen mag: "Beim Schaustück ist es wichtig, dass es komplett essbar ist - und nicht über 4 Kilo schwer ist." Und weil das Gesamtarrangement rund und stimmig erscheint, ist Marc voller Hoffnung.

Sieg des Favoriten

Und das nicht ohne Grund - immerhin gehörte er ja zu den Favoriten des Wettbewerbs - neben dem Backteam aus Frankreich. Am Ende haben sich die Hoffnungen dann erfüllt, die Mühe hat sich für Marc gelohnt: Er wurde nämlich tatsächlich Bäckerweltmeister 2011. Glückwunsch, Marc Mundri!

Eine Frage bleibt allerdings: Was wird eigentlich aus den kunstvoll gebackenen Kreationen? Veranstalten Wettbewerbsteilnehmer und Jury heimlich noch einen Parallel-Wettbewerb - im Brötchenessen? Weit gefehlt! Denn zum Abschluss der Weltmeisterschaft sind einige der gebackenen Kunstwerke bereits altbacken, und überhaupt werden die Exponate allesamt entsorgt...

Autorin: Rachel Y. Baig
Redaktion: Hartmut Lüning