Die Kraft des Wassers
Gewaltige Wellen, spiegelnde Flächen, winzige Tröpfchen: Wasser hat Künstler über Jahrhunderte inspiriert. Die Hamburger Ausstellung "Über Wasser" zeigt mit 150 Werken die Kraft dieses bewegten Elements.
Wasser, soweit das Auge reicht
Im Wasser wird der Körper getragen, gereinigt und belebt. Als Naturgewalt kann es jedoch bedrohlich sein. Wasser bringt einen auf viele Gedanken. Dieses Foto aus den 70er Jahren gehört zur Serie "Fluchtgedanken" von André Gelpke . Mit 150 Werken aus zwei Jahrhunderten zeigt die Ausstellung "Über Wasser", wie Künstler das Element in all seinen Formen festgehalten haben.
Die große Welle
Für Surfer ist sie "die Welle", andere sehen in ihr den aufkommenden Tsunami. Robert Longo hat sein Werk nicht betitelt, aber es stammt bezeichnenderweise aus seiner Serie "Monster". Wasser hat aber nicht nur eine existenzielle Bedeutung, sondern auch einen künstlerischen Reiz, den die Ausstellung historisch aufrollt.
Künstliche Badewelt
Vor der Unberechenbarkeit des Meeres ist man hier geschützt. Martin Parr hat 1996 den gigantischen "Ocean Dome" in Japan fotografiert. In dieser von der Natur entfremdeten Badewelt hat die Freizeitindustrie dafür gesorgt, dass Dürre, Überschwemmungen, Tsunamis oder Bootsflüchtlinge die Gedanken nicht weiter belasten.
Ein Element in Bewegung
Alle Blicke auf das Meer, seien sie fotografiert oder gemalt, sind eine künstlerische Herausforderung. Wasser ist ein Element, das sich ständig in Bewegung befindet. 1883 malte Auguste Renoir in Guernsey sein "Meeresbild". Er hat die Wogen so festgehalten, dass sie aufbrausende Bewegung suggerieren.
Unendliche Weiten
Auch Gerhard Richter hat sich von den Weiten des Meeres faszinieren lassen. In "Seestück" von 1969 ist die Weite des Horizonts überwältigend. Immer wieder haben Künstler dem Menschen vor Augen geführt, wie klein und unbedeutend er gegenüber Naturgewalten ist und wie gering seine Kraft gegen die des Wassers.
Das Spiel mit der Spiegelung
Stilles Wasser hat den Effekt der Lichtspiegelung. Das haben besonders die Maler der Romantik erkannt. Karl Wilhelm Diefenbach schuf 1902 "Die Blaue Grotte auf Capri". Lichtspiegelungen auf Wasserflächen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem der populärsten Motive in der Kunst.
Das Wasser an sich
Der Engländer William Turner machte Wasser zum Motiv. 1807 wurde er zum Professor für Perspektive an der Londoner Royal Academy berufen und zeigte dort Schautafeln mit Lichtbrechungen auf einer halb mit Wasser gefüllten durchsichtigen Kugel. Während einige die Lichtspiegelungen romantisch in Szene setzten, entzauberten andere die Naturerscheinungen und gingen ihnen wissenschaftlich auf den Grund.
Der Tropfen als kleinste Einheit
Ein Tropfen ist die kleinste sichtbare Einheit des Wassers. Renaissancemaler nutzten sie, um dem Obst ihrer Stillleben Frische zu verleihen. Im 19. Jahrhundert wurden Wassertropfen an sich zum Kunstobjekt. Maler und Fotografen studierten spiegelnde Oberflächen und den Moment fallender Regentropfen. Auch den deutschen Fotografen Peter Keetman faszinierte 1950 das Phänomen der "Spiegelnden Tropfen".
Gefrorene Berge
Die wechselnden Wasser-Erscheinungen von Tropfen über Schneeflocken bis hin zu Eis inspirierten schon viele Maler und Fotografen. Gefrorenes Wasser ist nicht mehr transparent und beweglich, bei Gletschern kommen bizarre Formen dazu. Die Eisfelsen wirken monumental und erhaben, wie in Stefan Hunsteins Fotoserie "Eis" von 2012.
Das ewige Eis?
Heute ist Wasser ein zentrales Thema, weil uns Umweltverschmutzung und Klimawandel bedrohen. Durch die Erderwärmung stirbt der Mythos vom ewigen Eis, wie Olafur Eliasson in seiner "Ice Melting-Serie" auf Island von 2008 zeigt. Die Ausstellung "Über Wasser" ist vom 13. Juni bis zum 20. September im Bucerius Kunst Forum in Hamburg zu sehen.