Die Kommunarden von heute
1968 wollten die Kommunarden die Welt verändern. Heute sind die Ziele meist pragmatischer, von Ausnahmen abgesehen. Eine Reise durch Deutschlands moderne Kommunen.
Freie Liebe und gemeinsame Kasse in Berlin
Sie ist die Mutter der deutschen Kommunen: Die Kommune 1 in Berlin, gegründet am 1. Januar 1967. Erst erregten die Kommunarden durch provokante politische Aktionen Aufmerksamkeit, später durch Sex, Drogen und prominente Besucher - darunter Gitarrenlegende Jimi Hendrix. Ende des Jahres 1969 löste sich die Kommune 1 auf.
Gemeinschaftsleben seit 1986 in Hessen
Mitte der 1980er hat sich eine Kommune mitten in Niederkaufungen angesiedelt, einem Vorort von Kassel. Heute leben dort 60 Erwachsene und 20 Kinder. Wer arbeitet, gibt seinen Lohn an die Gemeinschaft. Wer Geld braucht, nimmt es aus der gemeinsamen Kasse. Das täglich frisch zubereitete Essen stammt meist aus dem eigenen Gemüseanbau. Bio ist es auf jeden Fall.
Freie Liebe in Brandenburg
Das Zentrum für Experimentelle Gesellschaftsgestaltung, kurz ZEGG, in Bad Belzig ist als GmbH organisiert: Diese ist Eigentümerin des Geländes und Trägerin des Tagungszentrums, der Haupteinnahmequelle. Wer auf dem Gelände wohnt, zahlt 340 Euro Miete an die GmbH, die unter den Einwohnern knapp 30 Mitarbeiter hat. Der Rest der 80 arbeitet außerhalb oder mit selbständigen Unternehmen auf dem Gelände.
Tonndorf in Thüringen: Kommune auf dem Schloss
60 Erwachsene und Kinder bewohnen und erhalten das mittelalterliche Baudenkmal Schloss Tonndorf und das dazu gehörende 15 Hektar große Grundstück. Familien und Alleinstehende sind dabei. Das Thema Selbstversorgung steht im Vordergrund. Jedes Jahr gibt es außerdem einen "Adventszauber" mit Buden und weihnachtlichem Kulturprogramm.
Vielfalt im Ökodorf Sieben Linden in Sachsen-Anhalt
Das Ökodorf Sieben Linden hat fünf unterschiedliche Nachbarschaften, die alle mit Baustoffen wie Strohballen, Holz und Lehm aus der unmittelbaren Umgebung geplant, gebaut und renoviert wurden. Jede Nachbarschaft lebt nach eigenem Konzept. Mal ist der Schwerpunkt ökologisch, mal spirituell. Bewohnerin Gabi Bott genießt das Leben in ihrem Bauwagen.
Die alternative Stadt Christiania in Kopenhagen
Die Bewohner betrachten Christiania als Freistadt mit eigener Währung, die dänischen Behörden dulden sie als autonome Gemeinde. Zentral in Kopenhagen gelegen hatte sie seit der Gründung 1971 eine wechselvolle Geschichte. Umstritten ist vor allem der Drogenhandel mit Cannabis. Insgesamt ist das Leben in Christiania heute stärker konsumorientiert, als es den Idealen der Hippie-Bewegung entsprach.
Zukunftsprojekt Auroville in Indien
Auroville war bei der Gründung 1968 als Gemeinschaft für bis zu 50.000 Menschen gedacht, zur Zeit leben ca. 2500 Menschen aus 49 Nationen in der südindischen Zukunftsstadt. Unterstützt von der UNESCO ist Auroville heute das einzige international anerkannte Projekt für einen Bewusstseinswandel zur Akzeptanz von Diversität. Die Bewohner erforschen kulturelle, soziale und spirituelle Bedürfnisse.