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Die Koalition bröckelt

Markus Wendler21. April 2004

Noch beteiligen sich über 30 Länder am Irak-Krieg. Doch nach Spanien haben auch Honduras und die Dominikanische Rebublik den Abzug ihrer Truppen angekündigt. Welche anderen Länder könnten folgen?

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Verlieren weitere Bündnispartner: US-Truppen im IrakBild: AP

Der Rückzug Spaniens aus dem Irak hat eine kleine Kettenreaktion ausgelöst. Zunächst kündigte Honduras an, möglichst schnell seine 370 Soldaten aus dem Irak zurück zu holen. Am Dienstag (20.4.2004) folgte die Dominikanische Rebublik: Verteidigungsminister Jose Miguel Soto Jimenez sagte, die 300 entsandten Soldaten sollten bereits "in wenigen Tagen" wieder in die Heimat geholt werden. Beide Länder hatten ihre Truppen - wie andere lateinamerikanische Staaten - unter spanisches Oberkommando gestellt. Von diesen wird künftig nur El Salvador im Irak verbleiben. Die 380 Soldaten sollen sich den polnischen Truppen anschließen. Bereits im Februar hatte Nicaragua sein Kontingent abgezogen - der Einsatz der 230 Soldaten war angeblich zu teuer.

Umstritten ist der Krieg auch in Thailand. Am Dienstag (20.4.2004) befasste sich das Oberhaus des Parlaments mit dem Irak-Einsatz. Dabei sprach sich eine Mehrheit für den Verbleib der 450 Soldaten aus. Die endgültige Entscheidung liegt jedoch bei Ministerpräsident Thaksin Shinawatra. "Wenn sich die Situation verschlimmert, werden die Soldaten abgezogen", sagte er in Bangkok.

Irak Soldaten Anschläge Aufstand Falludscha Bagdad
Kämpfe in FalludschaBild: AP

Eine Koalition der Ungleichen

Zahlenmäßig sind die Beiträge der weiteren Bündnispartner zwar eher unbedeutend - doch ihre symbolische Bedeutung ist hoch. Nachdem die US-Regierung kein UN-Mandat für den Einsatz im Irak erhalten hatte, wollte sie den multilateralen Charakter der Mission durch eine große "Koalition der Willigen" demonstrieren. Mit Stolz verwies Powell während des Krieges darauf, dass die USA von über 40 Staaten unterstützt werde. Doch dabei wurden auch Staaten wie die Föderation Mikronesien mitgezählt, die weder Geld noch Truppen entsendet hatten, sondern die USA nur politisch unterstützten.

Von etwa 160.000 Soldaten im Irak stellen alleine die USA 135.000. Mit weitem Abstand folgt Großbritannien, das knapp 9000 Truppen entsendet hat. Zählt man lediglich die Staaten, die mindestens 500 Soldaten entsendet haben, schmilzt die Koalition auf zehn Länder zusammen - inklusive USA und Großbritannien. Länder wie Moldawien oder Kasachstan haben nicht einmal 50 Soldaten geschickt.

Die Kriegsbilanz macht Angst

Unterdessen gerät Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Italien unter zunehmenden Druck. Sein Land ist mit 2700 entsendeten Soldaten einer der wichtigsten Partner der USA. Nach der Erschießung einer italienischen Geisel im Irak ist der Widerstand der Bevölkerung gegen den Krieg erneut lauter geworden, zumal drei weitere Italiener noch immer festgehalten werden. Wie in Spanien hatte eine Mehrheit den Einsatz von Beginn an abgelehnt. Gute Nachrichten für die USA gibt es dagegen aus Seoul: Die Regierung Südkoreas will ihr Kontingent von etwa 300 auf 3600 Soldaten aufstocken. Allerdings handelt es sich bei diesen nicht um Kampftruppen, sondern um Aufbauhelfer, die im Norden Iraks stationiert werden sollen.

Nach Angaben der Koalitionsstreitkräfte sind bisher 567 Soldaten bei Kämpfen ums Leben gekommen. Die Zahl der getöteten Iraker kann indes nur geschätzt werden. Nach Berechnungen von Friedensaktivisten dürfte sie sich zwischen 13 und 17-tausend bewegen. Die meisten von ihnen sind Zivilisten.