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Die Hamas-Charta und Israel: Unversöhnliche Gegensätze

19. Februar 2006

Israel hat die Transferleistungen für die Palästinensische Autonomiebehörde eingefroren. Monatlich 50 Millionen Dollar Steuern und Zölle hatte Israel ansonsten für sie eingetrieben. Die Hamas erkennt Israel nicht an.

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Von friedlicher Koexistenz keine SpurBild: AP

Es geht - in der Region wie auf internationaler Ebene - vor allem um die Frage, welche Haltung die Hamas künftig gegenüber dem Staat Israel einnehmen wird. Das erscheint indes, auch trotz der jüngsten unerbittlichen Töne von palästinensischen Hardlinern nach der ersten Parlamentssitzung, noch offen.

Spekulationen darüber, dass die palästinensische Widerstandsbewegung ihr "Programm", die so genannte Hamas-Charta aus dem Jahr 1988, umformulieren könnte, wecken vorsichtige Hoffnungen. Ebenso die Tatsache, dass mit Aziz Doweik (58) als Parlamentspräsident die Hamas einen gemäßigten Islamisten als stärkste Kraft im Palästinensischen Legislativrat (CLP) aufgestellt hat. Scheich Jasser Mansour aus Nablus, der auf Wahlliste der Hamas auf Platz fünf steht, schließt denn auch eine Umformulierung des Programmpapiers nicht aus, denn die Hamas-Charta "ist nicht der Koran", wird er zitiert.

Antisemitische Inhalte

"Die Islamische Widerstandsbewegung entnimmt ihre Richtlinien dem Islam: Auf ihn gründet sie ihr Denken, ihre Interpretationen und Vorstellungen über die Existenz, das Leben und die Menschheit", heißt es im Artikel 1 der Charta. Die Hamas kämpfe dafür, "dass das Banner Allahs über jeden Zentimeter von Palästina aufgepflanzt wird". Für die Palästina-Frage gebe es "keine andere Lösung als den Dschihad (Heiligen Krieg)".

Alle Initiativen, Vorschläge und internationale Konferenzen für einen Friedensprozess bezeichnet die Hamas in ihrer Charta als "reine Zeitverschwendung und eine Praxis der Sinnlosigkeit". Für einen jüdischen Staat gebe es in Nahost keinen Raum. "Der Prophet - Andacht und Frieden Allahs sei mit ihm - erklärte: Die Zeit wird nicht anbrechen, bevor nicht die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten […]". Dies ist nicht das einzige antisemitische Element im "politischen Programm" der Hamas.

Textreform?

Hamas-Mitglieder in Beirut, Damaskus und London, so die "Jerusalem Post" vom Wochenende (18./19.2.), würden an einer Neuformulierung der Charta arbeiten. "Der ganze Schwachsinn zu den Protokollen der Weisen von Zion und die Verschwörungstheorien werden verschwinden. Das hätte da nie drin stehen dürfen", zitierte das Blatt aus einem Telefoninterview mit Azzam Tamini, dem aus Hebron stammenden Direktor des Londoner "Instituts für Islamisches Politisches Denken".

Etliche Abgeordnete und Aktivisten der Hamas erklärten jetzt in einer Umfrage der "Jerusalem Post", sie hätten nichts gewusst von diesen antisemitischen Passagen im "Parteiprogramm" ihrer Bewegung. Mit entsprechenden Zitaten konfrontiert, suchten einige einen Ausweg, indem sie erklärten, mit solchen Aussagen seien nicht die Juden allgemein, sondern lediglich die Israelis gemeint.

Mischung aus Koran und Propaganda

Jedem einzelnen Artikel der Hamas-Charta sind Koranzitate angehängt. Damit wird der Eindruck erweckt, dass die Hamas mit ihrem Handeln den Absichten Allahs entspreche. Die Hamas versteht sich demzufolge als der weltliche Arm Allahs. "Wenn sie das Feuer des Krieges entzünden, wird Allah es auslöschen. Sie wollen Verderben im Land streuen, aber Allah liebt nicht jene, die Böses tun", wird etwa in einem der Charta-Artikel die Koran-Sure 5, Vers 64 zitiert. (KNA)