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Die höchste Latina

8. August 2009

Eine Frau schreibt US-Geschichte: Sonia Sotomayor ist als Richterin des Obersten Gerichtshofes vereidigt worden. Sie ist dort das erste Mitglied, das der hispanischen Minderheit angehört.

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Sotomayor schwört mit der Hand auf der Bibel (Foto: AP)
Vereidigt: Sonia Sotomayor (l.)Bild: AP

Zwei Tage nach ihrer Bestätigung im Senat wurde die 55-jährige bisherige Bundesberufungsrichterin vom Vorsitzenden Richter des Supreme Court in Washington, John Roberts, am Samstag (08.08.2009) vereidigt. Sie folgt dem liberalen Richter David Souter nach, der auf eigenen Wunsch aus dem Supreme Court ausschied.

Obama und Sotomayor lächeln (Foto: AP)
Präsident Obama setzte "seine" Kandidatin durchBild: AP

Das Gericht erlaubte erstmals eine Live-Fernsehübertragung der Zeremonie. Für die hispanische Minderheit in den USA bedeutet der Aufstieg Sotomayors ähnlich viel wie die Wahl von US-Präsident Barack Obama für die Farbigen der USA, wie Beobachter meinen. Die in New York geborene Tochter von Einwanderern aus Puerto Rico war die "erste Wahl" des ersten schwarzen Präsidenten.

Sotomayor ist neben Ruth Bader Ginsburg die zweite Frau in dem neunköpfigen Richtergremium. Sie ist erst die dritte Frau im höchsten Richtergremium der USA – und sie ist durchaus umstritten.

"Besser als ein weißer Mann"

Republikaner warfen Sotomayor ausgerechnet Rassismus vor. Die Kritik entzündete sich an einer Äußerung von 2007. Sie hatte die Hoffnung geäußert, "dass eine kluge Latina mit ihren reichen Erfahrungen häufiger zu besseren Urteilen gelangt, als ein weißer Mann, der nicht ein solches Leben geführt hat". Parteiübergreifend anerkannt wurde allerdings ihre juristische Fachkompetenz.

Amerikanisches Märchen

Sotomayors Aufstieg klingt wie aus einem amerikanischen Märchen. Sie ist aufgewachsen in der Bronx in New York. Der Vater starb, als sie neun Jahre alt war. Die Mutter arbeitete als Krankenschwester. Als die Tochter später auf der Eliteuniversität Princeton studierte, fühlte sie sich dort "wie ein Besucher auf einem anderen Stern". Sotomayor ist geschieden und hat keine Kinder.

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Latino mit US-Flagge am Hut (Foto: AP)
Ihr Bevölkerungsanteil wächst: US-LatinosBild: AP

Das Kräfteverhältnis innerhalb des Obersten Gerichtshofes dürfte sich durch die Berufung von Sonia Sotomayor nicht ändern. Mit ihr werden insgesamt vier Richter dem liberalen Flügel zugerechnet, vier weitere gelten als konservativ. Den Ausschlag bei umstrittenen Entscheidungen gibt oft das Votum eines neunten Richters, der keinem Lager klar zuzurechnen ist. Die Richter werden auf Lebenszeit gewählt.

Rund 13, 5 Prozent der Gesamtbevölkerung der USA sind "Hispanics". Es ist die am stärksten wachsende und die altersmäßig jüngste Bevölkerungsgruppe. 2050 werden voraussichtlich fast 25 Prozent der US-Einwohner Hispanics sein. (sam/wa/ml/dpa/afp)