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Brüssel pausiert

30. Juli 2010

Kaum eine Stadt verändert die Sommerpause so stark wie Brüssel. Nicht nur EU-Politiker und Beamte fahren zurück in ihre Heimat, auch die Einheimischen verlassen die Stadt in die Sommerfrische.

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Der "Grote Markt" in Brüssel (Foto: EU)
Urlaubsstimmung auf dem Großen MarktBild: EU

Brüssel ist normalerweise eine hektische Stadt. Das merkt man vor allem am Verkehr: Die Autofahrer stehen mit ihren Aggressionen in unendlichen Staus, die Fußgänger scheinen vor Eile halb zu joggen, Verkehrsregeln werden routinemäßig verletzt, ständig hört man Polizei- und Krankenwagensirenen. Außer in den Sommerferien. Dann erlebt man ein völlig anderes Brüssel.

Die Schulferien dauern den ganzen Juli und August. Doch so richtig los geht es mit der großen Pause erst nach dem belgischen Nationalfeiertag am 21. Juli. Trotz des bekannten flämisch-wallonischen Dauerkonflikts erfreut sich die gesamtbelgische Party nach wie vor großer Beliebtheit. Aber spätestens wenn die Militärkapellen verstummt sind und der König seine Uniform abgelegt hat, ist Brüssel plötzlich eine ganz neue Stadt.

Der Gegensatz ist frappierend: Auch morgens um halb neun kommt man mit dem Auto mühelos überall durch, man findet Parkplätze, es herrschen Rücksichtnahme, Großzügigkeit und Gelassenheit, kurzum: In der Großstadt Brüssel kann man sich im Sommer vom Stress des Großstadtlebens erholen.

"Mini-Europa" eine Miniaturenausstellung europäischer Sehenswürdigkeiten in Brüssel (Foto: AP)
Auch Brüssel hat touristische Attraktionen: Europa im MiniaturformatBild: AP

Andererseits sollte man sich auf eingeschränkte Dienstleistungen einstellen. Handwerker sind schwer zu bekommen. Manche Fachgeschäfte sind wochenlang verrammelt, weil sowieso kaum jemand etwas kaufen würde. Und auch wenn in Belgien frisches Baguette an jedem Tag als Grundrecht betrachtet wird – in den großen Ferien sind selbst einige Bäckereien geschlossen.

Und Europa? Wie steht es mit den europäischen Institutionen in Brüssel? Ende Juli geht es mit dem großen Betrieb von Rat, Kommission und Parlament bereits rapide bergab, und im August läuft gar nichts mehr, in der Kommission hält dann nur noch eine kleine Rumpfbesetzung Stallwache. Das Europaviertel, sonst während der Woche Ziel Zehntausender Beschäftigter, hält Sommerschlaf.

Die Stadt und die Europapolitik im Urlaub: Jetzt brechen die entspanntesten Wochen des Jahres in Brüssel an.

Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Fabian Schmidt