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Die Formel 1 als Wirtschaftsfaktor

Alexandra Frick20. August 2005

Am Sonntag wird der neue Formel-1-Parcours in Istanbul eingeweiht. Nach Bahrain und China setzt auch die Türkei ihre Hoffnung in das medienwirksame Großereignis.

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Grand-Prix-Premiere in IstanbulBild: dpa

Nachdem im letzten Jahr zwei neue Formel-1-Strecken in Manama/Bahrain und in Schanghai/China eingeweiht worden sind, hat es nun ein weiteres Land geschafft, in den Kreis der exklusiven Gastgeberländer der Formel 1 aufgenommen zu werden. Politiker und Wirtschaftsfachleute hoffen, dass von dem Großereignis Impulse für die Tourismusbranche ausgehen und ausländische Investoren angelockt werden. Bereits mit der Austragung des Champions-League-Finales, der laufenden Sommer-Universiade und der Rallye-WM im Juni brachte sich die Türkei in das Blickfeld von Sponsoren, Fernsehsendern und Investoren. In der Region um die Rennstrecke herum, die wieder einmal von Stararchitekt Hermann Tilke entworfen wurde, ist bereits der Bauboom ausgebrochen.

Übertragung in mehr als 200 Länder

Formel 1 Australien Grand Prix
Handfeste Wirtschaftsinteressen sind bei der Formel 1 im SpielBild: AP

"Den Wert der Publicity kann man gar nicht in Zahlen fassen", betonte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan vor einigen Tagen. Er setzt darauf, dass mehr als zwei Milliarden Menschen in über 200 Ländern der Welt das Rennen im Fernsehen anschauen werden. Selbst wenn nur ein kleiner Prozentsatz von ihnen die Türkei als ihr nächstes Urlaubsziel ins Auge fasst, bedeutet dies für die Türkei Milliardeneinnahmen. Bereits 2004 lockte die Türkei 17,5 Millionen Touristen an, dieses Jahr sollen es 20 Millionen werden.

Türkische Wirtschaftsverbände haben den 120 Millionen Euro teuren Bau der Rennanlage inklusive Parkplätze und Zufahrtsstraßen denn auch kräftig mit finanziert. Bereits am ersten Rennwochenende wird mit Einnahmen von 80 bis 100 Millionen Euro gerechnet. Bis zu 50.000 ausländische Gäste werden erwartet und sollen der Stadt einen Geldregen bescheren.

Investition in die Zukunft

Bosporus - Istanbul
Die Erwartungen am Bosporus sind hochBild: AP

Zumeist jung, männlich, kaufkräftig, gehört das exquisite Formel-1-Publikum zu den Lieblingen der Werbebranche. Die meisten Werbeplakate in der Stadt werben auch schon seit Wochen mit der schwarz-weißen Formel-1-Zielflagge. Die teuren Sitzplätze für das Rennen sind ausverkauft, die Luxushotels der Stadt am Bosporus sind alle ausgebucht. Hotelzimmer, die normalerweise um die 20 Euro kosten, gehen nun für 100 Euro weg. Die Händler in Istanbul sind gut für den Ansturm der Besucher gerüstet, Lederwaren und Schmuck sind erfahrungsgemäß bei den Touristen besonders gefragt.

Die ausländischen Sponsoren nutzen das Spektakel, um auf dem türkischen Markt bekannter zu werden. Siemens hat zum Beispiel die komplette Kommunikationstechnik für die Anlage gebaut. Auch die Automobilindustrie erhofft sich, durch das Formel-1-Rennen im eigenen Land das Interesse der Türken am Motorsport steigern zu können. Für türkische Verhältnisse hohe Ticketpreise von 150 bis 350 Euro lassen den Ticketverkauf im eigenen Land jedoch nur schleppend vorankommen.

Die nächsten Bewerber für die Austragung von Formel-1-Rennen haben sich schon gemeldet. Südafrika, Indien oder Russland könnten die nächsten sein, die in den exklusiven Club aufgenommen werden. Und auch der langjährige türkische Rivale, Griechenland, hat Interesse gezeigt.