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Die Exoten der Winterspiele

Bettina Meier (olympia.ard.de)13. Februar 2002

Sie sind Kuriositäten in der Welt der Spitzensportler. Oft ernten sie nicht weiter als ein Lächeln, denn zwischen ihnen und den Vorletzten liegen meist Welten. Aber die Zuschauer haben die Exoten ins Herz geschlossen.

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Sie kommen meist aus Ländern, in denen man den Schnee erst suchen muss. Dafür klingen ihre Namen nach Sonne, Strand und Palmen. Jamaika zählt zu ihnen. In Calgary staunte man 1988 nicht schlecht, als ein Zweierbob antrat, lackiert in den Nationalfarben Jamaikas. Dudley Stokes machte sich mit seinen Bremser Michael White auf den weiten Weg nach Kanada, um die etablierten Nationen der Bob-Weltelite herauszufordern. Sie schoben an und flitzten durch die Eisröhre. Am Ende landeten sie auf Platz 30, elf Mannschaften waren langsamer. Ihr olympischer Auftritt hat auf jeden Fall Eindruck hinterlassen: ein paar Jahre später wurde ihnen mit dem Hollywood Film "Cool Runnings" quasi ein Denkmal gesetzt.

Die Faszination der Eisrinne

Überhaupt sind die Wettbewerbe in der Eisrinne bei den Exoten der Inselstaaten besonders beliebt. In Salt Lake City starten neben Jamaika auch Teilnehmer von den Jungferninseln sowie aus Trinidad und Tobago. Hier werden immer wieder neue "Sensationen" vermeldet. So startet Dinah Browne, eine Lehrerin von den Jungferninseln, als erste farbige Frau in olympischen Rodelwettbewerben. Ihre vier männlichen Mannschaftskollegen treten alle beim Bobrennen an. Vorbei sind die Zeiten, dass olympischen Bobrennen wegen mangelnder Teilnehmerzahl gefährdet waren.

Begegnungen der besonderen Art

In Kenia steht mit dem Kilimandscharo der höchste Berg Afrikas, doch gehört Langlauf nicht unbedingt zu traditionellen Sportarten der Kenianer. Als es in der Leichtathletik nicht klappte, stieg der Mittelstreckenläufer Philip Boit auf die dünnen Ski um und versuchte sich in Finnland im Wintersport.

So kam es, dass Kenia in Nagano olympische Premiere als Wintersportnation feierte. Boit startete beim 10 km Lauf als 92. und kam auch als 92. ins Ziel. 20 Minuten hinter dem strahlenden Sieger Björn Daehlie und acht Minuten hinter dem Vorletzten. Womit Boit nicht gerechnet hatte: der König des Langlaufs wartete auf ihn. Das hat Eindruck hinterlassen. Seinen im Oktober 1998 geborenen Sohn nannte der Kenianer Boit Daehlie. In Salt Lake City tritt der mittlerweile 30-Jährige nach einem intensiven Training wieder an.

Manche dürfen nicht

In Salt Lake City üben sich ein Professor aus Thailand, ein Web-Designer aus Armenien und ein Architekt aus Kamerun in olympischen Disziplinen. Ist es der olympische Gedanke oder die Hoffnung auf einen persönlichen PR-Gag a la Eddie the Eagle?

In Hinblick auf Selbstvermarktung findet sich auch ein hervorragendes deutsches Beispiel. Stefan Raab wollte die moldawische Staatsbürgerschaft (zumindest vorübergehend) annehmen und eine halbe Million Euro zahlen, damit er als Langläufer in Salt Lake City starten darf. Seinem Antrag wurde nicht stattgegeben, so von offizieller Seite. Doch seine Pressesprecherin gibt so leicht nicht auf: es wird ja wieder Olympische Spiele geben ...