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Die Euro-Insel

Ray Colgan4. Dezember 2001

Wenn Irland Anfang Januar 2002 das Euro-Bargeld einführt, wird es von seinem Haupthandelspartner Großbritannien getrennt.

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Der Ort Dun Laoighre liegt direkt südlich von Dublin. Mit der Fähre sind es von hier nur drei Stunden nach Wales in Großbritannien. Die Iren, die von hier aus zur Arbeit nach Großbritannien fahren, haben noch nie einen Reisepass gebraucht, um die Grenze zu überqueren.

Wechselgewohnheiten bleiben erhalten

Aber sie mussten ihr Geld von irischen Pfund in das britische Pfund Sterling umtauschen. Auch ab Januar nächsten Jahres, wenn der Euro auch in Irland als Bargeld im Umlauf ist, wird den Wechselstuben nicht die Arbeit ausgehen. Irland ist Teil des Euro-Gebietes, Großbritannien aber nicht. Das wird nicht nur die Reisenden, die von Dun Laoighre abfahren, stören, weil sie weiter ihr Geld tauschen müssen. Ein wichtiges Thema ist der Euro auch für die irische Wirtschaft.

Die Devisenhändler in Dublin sind gespaltener Meinung, was den Euro betrifft. Manche sehen Irlands Beteiligung am Euro mit gemischten Gefühlen. "So, wie es bisher gelaufen ist, gibt es eindeutige Vorteile für Irland", sagte Austin Hughes, Chef-Ökonom bei der Irish Intercontinental Bank IIB. "Einer ist, dass wir als englischsprachiges Land mit einer hohen Zahl gut qualifizierter Hochschulabsolventen ein bedeutendes Zentrum in der Eurozone für amerikanische
Informationstechnologie-Unternehmen geworden sind." Aber es gebe auch noch andere Aspekte, betont Hughes. "Unsere Haupthandelspartner befinden sich außerhalb der Euro-Zone. Das bringt unseren Exporteuren Schwierigkeiten durch die schwankenden Wechselkurse."

Irland profitiert vom schwachen Euro

Die irische Industrie konnte vom schwachen Euro-Außenwert allerdings profitieren. Er hat dafür gesorgt, dass irische Produkte außerhalb der Euro-Zone preisgünstiger und damit wettbewerbsfähiger geworden sind. Der schwache Außenwert hat aber die Inflation beeinflusst, sagte Hughes: "Der schwache Euro hat auch unsere Importe aus Großbritannien und den USA verteuert. Das macht uns große Sorgen bezüglich einer höheren Inflation." Zudem bestehe die Gefahr, dass eine hohe Inflation dauerhafter Bestandteil der irischen Wirtschaft werde.

Blick nach Europa statt auf Großbritannien

Daniel Hickey ist Gewürzimporteur und gleichzeitig Chef des Verbands kleiner und mittlerer irischer Unternehmen. Kleine Importeure wie er haben sich in der Vergangenheit vor allem nach Großbritannien orientiert. Jetzt hat sie der schwache Euro und das starke britische Pfund aber gezwungen, sich in Richtung anderer Märkte zu orientieren.

Hickey sieht dennoch Vorteile: "Ich glaube, dass das sehr nützlich für uns gewesen ist. Wir hatten eine lange Abhängigkeit vom britischen Markt. Für diejenigen, die glauben, dass wir stärker mit den Märkten auf dem europäischen Festland integriert sein sollten, ist es positiv, das Großbritannien nicht beim Euro mitmacht. Denn das zwingt uns dazu, uns langfristig stärker zum Festland hin zu orientieren."

Britischer Euro-Beitritt braucht Zeit

Trotz des Handels-Booms mit anderen Märkten bleibt das nahe Vereinigte Königreich aber allein schon aus logistischen Gründen der einfachste Markt für die irischen Im- und Exporteure. Daher verfolgen viele Iren mit großem Interesse die aktuelle Debatte in Großbritannien über die Einführung des Euro. Einer von ihnen ist Aziz Mahon, Volkswirt bei der Ulster Bank. Seiner Ansicht liegt ein Euro-Beitritt des britischen Nachbars noch in weiter Ferne: "Obwohl es eine sehr starke pro-europäische Kampagne in Großbritannien gibt, für die auch Premierminister Tony Blair steht, gibt es auch eine euro-skeptische Kampagne der Konservativven Partei." Auch Schatzkanzler Gordon Brown zähle eher zu den Euro-Bremsern. "Ich würde mal sagen, dass der Euro dort eher in 10 bis 15 Jahren kommt, und nicht in den nächsten zwei bis drei", betont Mahon.