Die Erben der Wangari Maathai - Kenias Green Belt Movement
Das Green Belt Movement pflanzt Bäume, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Gründerin Wangari Maathai wurde 2004 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Wo steht die Bewegung zehn Jahre später?
Das Konzept: Bäume pflanzen
Bäume pflanzen - das ist das einfache Rezept von Kenias Grüngürtelbewegung. Der Verein will damit die Lebensbedingungen der Menschen verbessern - von der ausreichenden Versorgung mit nachwachsendem Feuerholz bis hin zum Schutz vor Erosion. Für ihre Arbeit wurde Gründerin Wangari Maathai 2004 der Friedensnobelpreis verliehen. Es war das erste Mal, dass eine Ökobewegung diese Auszeichnung erhielt.
Der Markt bestimmt
Maathai, die im zentralkenianischen Hochland aufwuchs, hatte festgestellt, wie sich die Landschaft über die Jahre veränderte: Immer mehr Wälder machten Platz für Kaffee- und Teeplantagen. Auch Schnittblumen für den Export produziert das Land in großen Mengen. Doch die intensive Landwirtschaft belastet die Böden, der Grundwasserspiegel sinkt, Flüsse versiegen. Leidtragende sind die Kleinbauern.
Das schnelle Geld
Viele Wälder sind zudem durch illegale Abholzung bedroht. Besonders begehrt bei Holzdieben ist die afrikanische Olive. Weil ihr Holz sehr gleichmäßig brennt, lässt es sich gut zu Holzkohle verarbeiten. Außerdem eignet es sich gut für Schnitzereien. Das Holz eines Baumes kann mehrere hundert Euro bringen.
Aus dem Schatten der Gründerin
Im September 2011 erlag Maathai einem Krebsleiden. Sie wolle nicht sterben, bevor sie ihre Mission erfüllt habe, hatte sie gesagt. Doch auch nach ihrem Tod hat das Green Belt Movement genug zu tun. Den Vorsitz des Vereins hat heute Tochter Wanjira Mathai. Sie beschreibt ihre Mutter als charismatisch. "Alle Mitarbeiter schätzten sie sehr." Der Neuanfang ohne sie sei daher schwer gewesen.
Strategische Landschaftsplanung
Doch ihre zentrale Aufgabe nimmt die Organisation weiter wahr: Lokale Gemeinschaften für den bewussten Umgang mit Wasser zu mobilisieren. Das Konzept wurde verfeinert, die Fragen seien heute etwas andere, so die Vorsitzende: "Woher kommt unser Wasser? Wie können wir dieses Gebiet schützen? Wir pflanzen Bäume jetzt in sehr gezielten Regionen und nicht so großflächig wie früher."
Gutes kommt von oben
Um die natürlichen Wasserquellen in allen Landesteilen zu erhalten, konzentriert sich das Green Belt Movement auf die Hochlandregionen, aus denen sich Kenias Flüsse speisen. Fünf bewaldete Bergregionen gelten heute als die "Wassertürme" Kenias. Dazu gehört Kenias höchster Berg, der rund 5200 Meter hohe Mount Kenya.
Bewusstsein für den Wert der Bäume
Das Green Belt Movement will das Bewusstsein der Kenianer für den Wert ihrer Bäume schärfen. Dabei bekommt es zunehmend Unterstützung. "Lasst uns alle Bäume pflanzen", wirbt das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP - wie hier in der Kleinstadt Nanyuki - und lockt die Bürger mit Kleinkrediten.
Der Nutzen der nachhaltigen Landwirtschaft
Viele Kenianer haben sich die Mission, Bäume zu pflanzen, zu eigen gemacht. Zu ihnen gehören Regina Kitoe (links) und ihre Mitstreiter von der Gemeindeorganisation "Nachbarn und die Umwelt". Sie lehren den Nutzen nachhaltiger Landwirtschaft. Dazu gehört, Bäume an Feldränder oder zwischen Feldfrüchte zu pflanzen. "Bäume bringen uns Regen und kühlere Temperaturen", sagt Kitoe.
Samen der Hoffnung
Paula Karanja engagiert sich im Frauenverbund der Anglikanischen Kirche Kenias. "Die Arbeit, die Wangari Maathai angefangen hat, setzen wir in unserer bescheidenen Weise fort", so Karanja. "Wer einen Baum fällt, soll ihn durch fünf weitere ersetzen." Sie ist zuversichtlich, so die Entwaldung aufhalten zu können. Maathai sagte einst: "Wer Bäume pflanzt, pflanzt die Samen von Frieden und Hoffnung."
Rückenstärkung
Schon in der Anfangszeit des Green Belt Movement bekam Maathai Unterstützung vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), das in Nairobi ansässig ist. UNEP-Direktor Achim Steiner betont die Bedeutung der Bewegung. "Nehmen Sie die Akazie", sagt er. Sie binde Stickstoff im Boden. "Indem das Green Belt Movement auf einheimische Bäume setzt, unterstützt es die Regenerierung der Böden."
Große Ziele
Ein Drittel Kenias war einst bewaldet, zwischenzeitlich sank die Waldfläche auf unter zwei Prozent. Mit seiner Arbeit und seinen Kampagnen hat der Verein eine Kehrtwende geschafft. Inzwischen wüchsen die Wälder wieder, so Steiner. Kenias neue Verfassung verpflichtet den Staat sogar, seine Waldfläche auf 10 Prozent aufzuforsten - und so die UNEP-Mindestanforderungen zu erfüllen.
Kleine Hoffnungszeichen
Die Bedeutung ihrer Bäume und Waldflächen haben viele Kenianer inzwischen erkannt. An vielen Straßenecken in und außerhalb der Hauptstadt Nairobi bieten Bürger Setzlinge zum Kauf an. Ein ganz persönliches Hoffnungszeichen setzte Wanjira Mathai nach dem Tod ihrer Mutter. Sie pflanzte einen Baum in Nairobis Karura-Wald, den Wangari einst vor Investoren rettete.