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Die Deutschen und das American Jewish Committee

Daniel Scheschkewitz3. Mai 2006

Das American Jewish Committee feiert sein hundertjähriges Bestehen. Bei der Jubiläumsveranstaltung spricht neben US-Präsident Bush und UN-Generalsekretär Annan auch Kanzlerin Merkel - eine besondere Einladung.

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Das American Jewish Comittee war eine der ersten humanitären Organisation in den USA.Bild: picture-alliance / dpa

Rabbi Baker findet große Worte dafür, dass die Bundesknazlerin sprechen wird: "Es hat schon etwas fast Poetisches, dass dieses 'American Jewish Committee', das vor hundert Jahren von aus Deutschland eingewanderten Juden gegründet wurde und das in der Mitte seines Bestehens den Holocaust erleben musste, nun die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel als Ehrengast auf diesem Jubiläumstreffen begrüßen darf", findet der Direktor für internationale Angelegenheiten des American Jewish Committee (AJC).

Für Angela Merkel dürften nicht nur historische Gründe eine Rolle spielen. Das AJC ist ein wichtiger Stützpfeiler in den transatlantischen Beziehungen. Bei zentralen Fragen der internationalen Politik von der Lösung des Nahostproblems bis zum Umgang mit dem Iran führt in den USA an dieser Organisation kaum ein Weg vorbei.

Das AJC wurde 1906 von nach Amerika ausgewanderten deutschen Juden gegründet. Es war eine der ersten humanitären Organisation in den USA mit dem ursprünglichen Ziel, jüdischen Einwanderern zu helfen und die von Pogromen im zaristischen Russland bedrohten Juden zu schützen. Gleichzeitig versuchte man, Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft zu nehmen. "Ich glaube, es gehört zu den Höhepunkten unseres Engagements in den letzten 100 Jahren, dass wir erkannt haben, dass die Lage der Juden in den USA mit dem Schicksal anderer Minderheiten zusammenhängt", sagt Rabbi Andrew Baker. "Deswegen hat sich die Organisation die Bekämpfung von Diskriminierung im weiteren Sinne auf die Fahnen geschrieben."

Enge Zusammenarbeit mit Deutschland

Mit dem steigenden weltpolitischen Gewicht der USA wuchs auch das Engagement des AJC in internationalen Angelegenheiten. Der Holocaust und die anschließende Gründung des Staates Israel forcierten diese Entwicklung noch. Heute hat das AJC 150.000 Mitglieder und zählt zu den einflussreichsten Lobby-Organisationen der USA.

Das American Jewish Committee war die erste jüdische Organisation, die nach dem Holocaust wieder den Kontakt zum Nachkriegsdeutschland aufnahm. Seit den 1950er Jahren förderte das AJC den Bildungsaustausch zwischen Deutschland und den jüdischen Gemeinden in den USA. Vor acht Jahren gründete man sogar ein eigenes Büro im wiedervereinigten Berlin. "Wir haben über die Jahre eine sehr enge und intensive Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung und mit den politischen Stiftungen entwickelt. Manchmal war es eine Partnerschaft, manchmal ein Dialog, manchmal lagen wir auch im Streit", sagt Baker. "Aber unser Austauschprogramm mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, das vor 25 Jahren ein beachtlicher neuer Schritt war, ist heute eine Selbstverständlichkeit."

Stützpfeiler der transatlantischen Beziehungen

Auf die Kooperation mit der Bundesregierung ging etwa die Antisemitismus-Konferenz der OSZE vor zwei Jahren in Berlin zurück. An dieser Kooperation hat sich auch unter der großen Koalition nichts geändert. Schon bei seinem ersten USA-Aufenthalt im November 2005 bat Außenminister Frank Walter Steinmeier um einen Termin beim AJC - und bei der Festveranstaltung zum einhundertjährigen Bestehen der Organisation Ende März in Berlin war er der Festredner.