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Börsen-Fusion mit Hindernissen

16. Februar 2017

Insider? Ich doch nicht. Viele haben Fragen an den Chef der Deutschen Börse zu den Vorwürfen von Insiderhandel. Aber der spricht lieber über die Fusion mit London. Dabei laufen die Börsengeschäfte gut.

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Deutsche Börse in Frankfurt am Main Stier
Bild: picture alliance / Mika

Beim geplanten Zusammenschluss zwischen der Deutschen Börse mit der London Stock Exchange LSE sehen sich die Frankfurter fast am Ziel. Trotz der Ermittlungen gegen ihren Chef Carsten Kengeter. Dabei haben die genau mit dem Fusionsvorhaben zu tun.

Vor der Presse in Frankfurt wies Kengeter am Donnerstag Fragen zu einem möglichen Rücktritt wegen der Ermittlungen gegen ihn zurück: "Das sind rein spekulative Fragen, die ich nicht aufnehmen kann, da werde ich nicht drauf eingehen", sagte Kengeter. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel im Zusammenhang mit den Fusionsplänen.

Es geht um ein millionenschweres Aktiengeschäft Kengeters im Dezember 2015 - gut zwei Monate bevor die Deutsche Börse öffentlich machte, dass sie Fusionsgespräche mit der Londoner Börse führt. Die Aktienkurse beider Unternehmen stiegen in der Folge deutlich. Der Aufsichtsrat der Börse nannte die Vorwürfe haltlos, Kengeter zeigte sich überzeugt, dass sie sich als unbegründet erweisen werden.

Chefsessel für London?

Der Manager ließ auch unbeantwortet, ob er auf den Chefsessel der geplanten europäischen Superbörse verzichten und einem Londoner den Vortritt lassen würde, wenn der Sitz der Holding im Gegenzug nach Frankfurt kommen würde. Die deutschen Aufseher sind besorgt, dass die fusionierte Börse aus London heraus gesteuert werden soll. Das würde ihnen den Zugriff aufs Management erschweren.

Der Zusammenschluss könne bereits im zweiten Quartal des Jahres vollzogen werden, so Kengeter. "Inzwischen sind wir in der entscheidenden Phase unseres geplanten Zusammenschlusses angelangt", sagte Kengeter bei der Bilanzvorlage des Dax-Konzerns am Donnerstag.

Bis zum 3. April will die EU-Kommission ihre Prüfung des Fusionsvorhabens abschließen, danach muss unter anderem noch die Börsenaufsicht des deutschen Bundeslandes Hessen zustimmen. Für Kritik sorgt am Finanzplatz Frankfurt vor allem, dass bisher die beiden Konzerne London als rechtlichen Sitz der Dachgesellschaft vereinbart haben. Bei einem EU-Austritt der Briten (Brexit) wäre damit der Sitz der größten Börse Europas außerhalb der Europäischen Union.

Teure Fusion

Die Deutsche Börse geht jedenfalls mit guten Geschäftsergebnissen in die geplante Union. Der Gewinn stieg im vergangenen Jahr unter dem Strich um 18 Prozent auf 722 Millionen Euro. Der Umsatz nahm um acht Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu.

Allerdings gehen die Fusionspläne mit London schon jetzt kräftig ins Geld. Im letzten Jahr schlugen sie mit 66 Millionen Euro zu Buche, so der Finanzchef des Unternehmens. Bei einem erfolgreichen Abschluss dürfte sich die Rechnung auf insgesamt 150 Millionen Euro belaufen, fuhr er fort. Grund seien insbesondere die erfolgsabhängigen Gebühren der beteiligten Banken. Beide Börsen erwarten bei einem Zusammenschluss Kosteneinsparungen in Höhe von  450 Millionen Euro pro Jahr.

ar/zdh (dpa, afp)