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Härte, Kampf und Drama - Deutschland gegen Argentinien

1. Juli 2010

Das WM-Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien ist ein Klassiker des Weltfußballs. Ein Blick zurück auf dramatische Duelle und die Ursprünge der großen Rivalität.

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Diego Maradona, der argentinischen Nationalelf, gestikuliert an der Seitenlinie (Foto: AP)
Maradona - diesmal als Trainer gegen DeutschlandBild: AP

Von 18 Duellen zwischen Deutschland und Argentinien haben die Südamerikaner acht gewonnen, die Deutschen nur sechs. Bei Weltmeisterschaften hat aber die DFB-Elf mit drei Siegen die Nase vorn. Doch was sagen diese Zahlen über die Begegnungen dieser beiden Mannschaften aus? Nichts! Denn die Duelle boten immer viel mehr Drama, als sich in Zahlen ausdrücken lässt.

Drama in mexikanischer Mittagshitze

Diego Maradona streckt 1986 den WM-Pokal in die Höhe (Foto: AP)
Maradonas größter Triumph - der WM-Titel 1986Bild: AP

Höhepunkte sind natürlich die WM-Endspiele. 1986 treffen die beiden Teams vor mehr als 100.000 Zuschauern im Aztekenstadion von Mexiko City aufeinander. Die Argentinier sind klarer Favorit, ihr Mittelfeld-Ass Diego Maradona der unumstrittene Star der WM. Zunächst läuft alles wie erwartet. Argentinien führt nach 55 Minuten mit 2:0. Doch dann kämpft sich die deutsche Elf zurück in die Partie. Rummenigge und Völler gleichen aus. "Los, jetzt packen wir sie", will Maradona beim darauf folgenden Anstoß seinen Teamkollegen zugerufen haben. So steht es in seinen Memoiren. Und tatsächlich: mit einem Traumpass schickt er in der 83. Minute Burruchaga auf die Reise. Der schiebt den Ball zum 3:2–Siegtor für die Gauchos am deutschen Torhüter Toni Schumacher vorbei. Es ist der Schlusspunkt eines der dramatischsten WM-Endspiele aller Zeiten. Argentinien holt den Titel, und Maradona reckt den goldenen Pokal in die Höhe.

Revanche in Rom

Vier Jahre später vergießt er bittere Tränen nach dem Endspiel. Diesmal ist die deutsche Elf die Bessere. Die Zuschauer sehen eine einseitige Partie. Argentinien hat es darauf angelegt, das Spiel zu zerstören und spielt sich keine Torchance und noch nicht einmal einen Eckball heraus. Zudem werden zwei Spieler der "Albiceleste" wegen groben Foulspiels des Feldes verwiesen. Auf deutscher Seite krönt sich Andreas Brehme zum WM-Helden. Er verwandelt in der 85. Spielminute den entscheidenden Foulelfmeter zum knappen 1:0-Sieg. "Das Endspiel war total langweilig", erinnert sich sein Teamkollege Rudi Völler, den WM-Pokal in den Händen zu halten, sei dafür umso aufregender gewesen.

Härte, Kampf und große Rivalität

Zweikampf zwischen Uwe Seeler und dem Argentinier Jorge Albrecht (Foto: AP)
Argentiniens Albrecht (l.) flog 1966 vom PlatzBild: AP

Das Duell Deutschland gegen Argentinien steht aber auch für harten, manchmal unfairen Einsatz. 1958 beim ersten Aufeinandertreffen in Schweden verlieren die Argentinier 1:3 gegen Titelverteidiger Deutschland. Helmut Rahn gelingen zwei Tore, und auch Uwe Seeler trifft in seinem ersten WM-Spiel. Argentiniens Trainer Guillermo Stabile beschwert sich danach: "Meine Mannschaft ist keinen so gewalttätigen Fußball gewöhnt." 1966 sind die Rollen anders verteilt. Beim 0:0 treten die Argentinier brutal zu. Mittelfeldspieler José Rafaél Albrecht trifft den deutschen Wolfgang Weber. "Ich konnte noch einen Tag später seine Stollenabdrücke in meinen Oberschenkeln sehen", erinnert sich der Kölner Weber. Albrecht fliegt dafür vom Platz. Der überharte Einsatz der Argentinier bei der WM 1966 brachte damals sogar eine Neuerung im Weltfußball ins Rollen. Nach dem überharten Skandalspiel der Argentinier gegen England im Viertelfinale werden später die Gelben und Roten Karten eingeführt.

Der Zettel und das Sommermärchen

Kopfball von Argentiniens Ayala zur 1:0-Führung im WM-Viertelfinale 2006 (Foto: AP)
Ayalas Führungstreffer im WM-Viertelfinale 2006 reichte nichtBild: AP

Die Rivalität zwischen Deutschland und Argentinien ist auch heute noch so groß, dass mit Haken und Ösen gekämpft wird. "Es geht schon vor dem Spiel los", erzählt Bastian Schweinsteiger, der am Samstag (03.07.2010) zum dritten Mal mit der DFB-Elf gegen Argentinien antreten wird: "Sie gestikulieren und versuchen, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Das gehört sich aus meiner Sicht nicht. Das finde ich respektlos." Bastian Schweinsteigers Sicht der Dinge ist vor allem geprägt durch das Spiel im WM-Viertelfinale 2006. Wieder ist es ein großes Drama: Gegen die favorisierten Argentinier schafft die deutsche Elf im ausverkauften Berliner Olympiastadion einen späten 1:1-Ausgleich. Die Partie geht ins Elfmeterschießen. Dort holt Torhüter Jens Lehmann den berühmtesten Zettel der Fußballgeschichte aus seinem Stutzen und pariert gegen Ayala und Cambiasso. Das Papier liegt heute im Haus der Deutschen Geschichte in Bonn – als Beleg für den Höhepunkt des sogenannten "Sommermärchens". Das vorerst letzte Kapitel in der Fußballgeschichte zwischen Deutschland und Argentinien.

Messi und die große Hoffnung

Stadionansicht Kapstadt (Foto: Marcus Bredt)
Spielort des Viertelfinales - Green Point Stadion, KapstadtBild: Marcus Bredt

Das nächste Kapitel wird am Samstag geschrieben, im Green Point Stadion von Kapstadt. Wieder ist Diego Maradona mit von der Partie, diesmal als manisch-chaotischer Trainer der "Albiceleste". Auf dem Platz ruhen die Hoffnungen der argentinischen Fans auf Lionel Messi. Der Weltfußballer soll den Sieg bringen, Argentinien will Revanche nehmen - wieder einmal.

Autor: Jens Krepela
Redaktion Arnulf Boettcher