Die Couch tut's auch
3. Juni 2002Mit dem Übernachten auf Reisen ist das so eine Sache: Auf der einen Seite soll es schon ein bisschen nobler, bequemer und ungewöhnlicher zugehen als daheim. Das Gefühl, umsorgt und bedient zu werden, gehört zum Urlaub irgendwie dazu. Sonst hätte man ja auch gleich zu Hause bleiben können. Auf der anderen Seite gehen Hotelübernachtungen enorm ins Geld.
Nobelherberge adé
Der Trend geht mehr und mehr zu einer pragmatischen Lösung: Verreisen ja, fürstlich logieren nein. Und wer hat sich nicht schon einmal dabei ertappt, wie er insgeheim die Städte, in denen Freunde und Verwandte wohnen, zu einer imaginären Reiseroute verknüpfte? In Ostdeutschland ist das sogar gang und gäbe. Verreisen auf der "Route der Freunde" hat Tradition, ebenso wie das Wochenendhäuschen – die "Datsche" – und Dauercamping.
Sofa statt Dreibettzimmer
Der "Graue Beherbergungsmarkt" boomt: Übernachtungen auf preiswerten Zeltplätzen, in Privatzimmern, in Ferienwohnungen oder auf dem Sofa der Verwandten sind zur Alternative zum Hotel geworden. Mehr als hundert Millionen Mal bezogen die Gäste im vergangenen Jahr in Ostdeutschland ein Privatquartier. Hotels und größere Pensionen ab neun Betten verbuchten nur halb so viele Übernachtungen.
Doch das Buhlen um Betten hat mittlerweile auch den Osten Deutschlands erreicht - die Region kann sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Viele der Urlaubsgegenden in den Bundesländern zwischen Harz und Oder, Vogtland und Ostsee haben den Nimbus des "Geheimtipps" schon hinter sich. (arn)