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Die Bundesliga diskutiert Stilfragen

Andreas Sten-Ziemons1. Mai 2013

Seit dem angekündigten Götze-Wechsel zu Bayern wird über den Umgang der Clubs untereinander geredet. Doch gepflegte Umgangsformen sind etwas für Romantiker, findet DW-Reporter Andreas Sten-Ziemons.

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Themenbild Kolumne Flügelzange (DW-Grafik: Peter Steinmetz)
Bild: DW

Auch eine Woche nachdem bekannt wurde, dass Nationalspieler Mario Götze im Sommer von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch macht und ab der kommenden Saison für den FC Bayern München spielt, schlägt das Thema noch hohe Wellen in der Bundesliga. Allerdings geht es nicht mehr um die Tatsache an sich, sondern um die Art und Weise – den Stil – des Wechsels. In seiner Pressemitteilung, in der der BVB am vergangenen Dienstag (23.04.2013) den Transfer bestätigte, stand der lapidare Satz: "Vom FC Bayern München hat sich bis zum heutigen Tag in dieser Angelegenheit kein Offizieller bei Borussia Dortmund gemeldet." Diese Aussage bezog sich auf die Zeit vor und nach Bekanntwerden des Wechsels.

Anschließend gaben fast alle Sportdirektoren und Manager der anderen Bundesliga-Vereine ihr Statement zur Causa Götze-Bayern ab. Während Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic meinte, "der Anstand gebiete es, den Verein in jedem Fall zu informieren, wenn man mit einem Spieler klar ist", sprach der Mainzer Manager Christian Heidel sogar von einem Vorgehen, dass "nicht würdig für einen deutschen Meister" sei.

Zugegeben, es wäre der Größe und der Bedeutung des Wechsels von Mario Götze sicherlich angemessen gewesen, wenn ein Offizieller des FC Bayern München, zum Beispiel Karl-Heinz Rummenigge oder Matthias Sammer, zum Telefonhörer gegriffen hätte, um bei BVB-Boss Hans-Joachim Watzke Bescheid zu geben, dass man sich mit dem Spieler Götze geeinigt hat. Im Idealfall hätten sie es sogar schon vor der ersten Kontaktaufnahme mit dem Ausnahmetalent getan. Allerdings ist das doch in der Liga schon lange nicht mehr Gang und Gäbe. "Ich bin in der Regel immer der Letzte, der erfährt, wenn ein Spieler von uns ablösefrei oder mit Ausstiegsklausel gewechselt ist", sagt auch Schalkes Sportvorstand Horst Heldt. Außerdem "könne keiner von sich behaupten, dass er noch nie so agiert hat wie jetzt die Bayern".

"Keine Insel der Glückseligkeit"

Der Sportdirektor des 1. FC Nürnberg, Martin Bader steht vor der halbvollen Tribüne des Nürnberger Stadions (Foto: Daniel Karmann dpa/lby)
Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader sieht es nüchtern: Er erwartet keine Anrufe seiner KollegenBild: picture-alliance/dpa

Gekämpft wird mit harten Bandagen. Von der Vorstellung, dass es im Transfergeschäft immer gesittet und fair zugeht, muss man sich verabschieden. Wer das heute noch erwartet, ist ein Romantiker. Die Realität ist längst Lichtjahre davon entfernt, dass Vereinsmanager offen über ihre Transferaktivitäten miteinander sprechen – wenn es denn jemals so war. Wenn man einen Spieler unbedingt haben möchte, kontaktiert man heutzutage seinen Berater und nicht den Verein. Das – so steht es in der DFL-Lizenzordnung für Spieler, Paragraph 5, Absatz 1 – ist auch ohne Zustimmung des abgebenden Clubs erlaubt, wenn der Vertrag des Spielers innerhalb der nächsten sechs Monate endet. Und meist ist es dann auch der Berater, der dem abgebenden Verein mitteilt, dass mit einem anderen Club Einigkeit erzielt wurde. "Wir leben nicht auf einer Insel der Glückseligkeit, auf der alle fair zueinander sind", kommentierte Nürnbergs Manager Martin Bader im Fußballmagazin "kicker". Bei ihm brauche sich jedenfalls kein Kollege zu melden, er wisse schließlich, welche seiner Spieler begehrt seien. Kein erhöhter Redebedarf also, so sieht es der Praktiker. Ligaverbandschef und BVB-Präsident Reinhard Rauball wünscht sich dagegen mehr Kommunikation zwischen den Vereinen.

Allerdings stellt sich dann erneut die Stilfrage: Welche Art der Kommunikation wählt man? Matthias Sammer jedenfalls hat Christian Heidels Anschuldigungen auf eine ganz eigene Weise beantwortet: Der ehrgeizige Bayern-Sportvorstand polterte in Richtung Mainzer Manager, dass dieser den Fall Götze doch gar nicht beurteilen könne, "weil er wahrscheinlich nie Meister werden wird." Den Fakt der Unerreichbarkeit der Meisterschaft hat Heidel hinterher sogar eingeräumt. Allerdings ist eine Aussage wie die von Sammer – in aller Objektivität – weder für das besprochene Thema relevant, noch zeugt sie von besonders gutem Stil.