Die Brueghel-Familie - eine Malerdynastie
Die flämisch-niederländische Brueghel-Familie brachte große Maler hervor. Ihre Kunst machte sie zu Chronisten ihrer Zeit. In Paderborn sind ihre Werke jetzt in einer Ausstellung zu sehen: alte Meister, neu entdeckt.
Fischmarkt am Flussufer
Geschäftiges Treiben am Rande des Stroms: Meisterlich in Szene gesetzt hat das - wohl um das Jahr 1611 - Jan Brueghel der Ältere (1568-1625). Wegen seiner Motivwahl und Malweise nennt man ihn auch "Blumenbrueghel" oder "Samtbrueghel". Eine Reise nach Rom führte ihn nachweislich über Köln, wo ihn offenkundig die Rheinlandschaft beeindruckte.
Einzug in die Arche Noah
Jan Brueghel der Ältere malte mit Vorliebe reich mit Menschen und Tieren bevölkerte Landschaften, die ihm als Bühne für biblische oder historische Szenen dienten. Zahlreiche mythologische Gemälde und Allegorien entstammen seiner Staffelei. Außerdem ist er für seine minutiösen Blumenbilder berühmt. In der Signatur verzichtete der Meister gewöhnlich auf seinen Vornamen.
Das Pfingstbraut-Spiel
Während Jan Brueghel der Ältere mit Stillleben und Paradiesszenen einen ganz eigenen Stil entwickelte, orientierte sich sein Bruder Pieter Brueghel der Jüngere, der "Höllen-Brueghel", stark am Werk des Vaters und Dynastiebegründers. Um 1585 war er Meister der Lukasgilde in Antwerpen, wo er ein Atelier mit neun Gehilfen unterhielt. Das "Pfingstbraut-Spiel" zählt zu seinen bekanntesten Werken.
Hochzeitstanz
Derbe Späße und fliegende Röcke: Beim bäuerlichen Hochzeitstanz ging es hoch her. Marten van Cleve, ein Zeitgenosse und Bewunderer der Brueghels, malte die turbulente Szene zwischen 1570 und 1580. Der Flame war zunächst begeisterter Landschaftsmaler, doch dann schwenkte er zur figürlichen Malerei um, griff historische Themen auf und verschrieb sich - mit Erfolg - der Genremalerei.
Kampf ums Geld
Er war der künstlerische Stammvater der Brueghels: Pieter Brueghel der Ältere (1525-1569), Meister der niederländischen Renaissance. Seine druckgrafischen Werke fanden europaweit Verbreitung. Brueghel prägte die gesamte niederländische Landschafts- und Genremalerei. In diesem Kupferstich, den er mit dem Künstlerkollegen Pieter van der Heyden schuf, tobt ein Kampf um den schnöden Mammon.
Bewaffneter Dreimaster mit dem Sturz des Ikarus
Pieter Brueghel der Ältere und Frans Huys kombinierten in ihrem gemeinsamen Kupferstich von 1561/62 zwei Motive: ein Segelschiff als Symbol für die historische Schlacht von 1552 in der Meerenge von Messina und den stürzenden Ikarus aus der griechischen Mythologie, Sinnbild für den Fall des Hochmütigen. Heute gehört das Werk einem amerikanischen Privatsammler.
Die Schmeichler
Gemalte Sprichwörter: Diese Tafel Pieter Brueghel des Jüngeren (1564-1638) ist das Schlüsselbild der Paderborner Ausstellung. Auf dem Originalrahmen steht die flämische Zeile: "Solange das Geld in Strömen in meinen Beutel fließt, kriecht mir jeder in den Arsch." Doch das ironisierte Elend der Schmeichler trifft auch den Reichen: Sein Körper verschmilzt unlösbar mit dem Geldsack.
Madonna mit Kind in einer Blumengirlande
Von einer Girlande aus üppig blühenden Blumen umrankt erscheint die rotgewandete Maria mit dem nackten Jesuskind. Das Gemälde, ein Gemeinschaftswerk Jan Brueghels des Älteren und seines Freundes Pieter Paul Rubens, entstand um das Jahr 1616/18. Brueghel war auf Blumenstücke und Paradiesszenen spezialisiert, was ihm den schmeichelhaften Beinamen "Blumenbrueghel" eintrug.
Blumen- und Früchtestillleben mit Katze und töten Vögeln
Mit seinem Stillleben aus den Jahren um 1675/78 verband Jan van Kessel der Jüngere, ein Verwandter der Brueghel-Familie, vermutlich keine verschlüsselte Botschaft. Das üppig bestückte Tableau aus blühenden Blumen, überreifen Früchten und allerlei Getier stellte wohl einzig vergängliche Pracht dekorativ zur Schau. Stillleben hatten im 17. Jahrhundert ihre Blütezeit.
Rückkehr von der Kirmes
Musik liegt in der Luft. Bauernpaare tanzen ihren Reigen, während sich das Kirchspiel im Hintergrund allmählich leert. Kirmesbilder waren im 17. Jahrhundert sehr beliebt. Pieter Brueghel der Jüngere (1564 - 1638) hat es zwischen 1619 und 1636 gemalt. Den Vordergrund macht er zur Bühne, auf der das Volk seine Tollheiten treibt. So entsteht ein Kaleidoskop menschlicher Sitten und Befindlichkeiten.
Flusslandschaft mit Fischern
Das Panorama einer Flusslandschaft entstammt dem Atelier Jan van Kessels des Älteren (1626 – 1679), dessen Vater Hieronymus in die Künstlerfamilie Brueghel einheiratete und eine kleine Nebendynastie begründete. Fischer stehen um einen Korb voller Flussgetier. Im Hintergrund herrscht reger Bootsverkehr. Was das undatierte Gemälde nicht zeigt: Jan van Kessel war ein begnadeter Naturforscher.
Die sieben Todsünden
Zwischen Himmel und Hölle bewegt sich der - unweigerlich sündige - Mensch. Hieronymus Bosch (1450 - 1516), ein Zeitgenosse der Brueghels, verlieh seiner Weltsicht malerisch Ausdruck. Von Hochmut, Geiz und Wollust bis hin zu Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit reicht das Spektrum verachtenswerter Eigenschaften. Boschs Phantasien lassen den Betrachter - nicht ganz zufällig - erschaudern.
Die Brueghel-Familie in Paderborn
Die Brueghel-Familie zählt zu den bedeutendsten Malerdynastien des 16. und 17. Jahrhunderts. Ihre Werke prägen das kulturelle Erbe Europas. Die Ausstellung in der Städtischen Galerie in der Reithalle Schloß Neuhaus Paderborn zeigt bis zum 21. Juni 2015 rund 140 Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphiken aus vier Generationen der flämischen Malerfamilie und ihrer Zeitgenossen.