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Vorsicht, Bier von oben!

Stefan Nestler 15. Mai 2008

Kaum ein Wochenende vergeht derzeit, an dem sportliche Helden ohne Alkohol-Dusche den Ort ihres Triumphs verlassen dürfen. Es denkt doch hoffentlich niemand, das geschähe spontan.

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Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger verpasst seinem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Tag der perfekt gemachten Meisterschaft in Wolfsburg eine Bierdusche. (c) photo alliance/Sven Simon
"Schweini wird verkauft!" - Karl-Heinz Rummenigge gibt ein feuchtes InterviewBild: picture-alliance/Sven Simon

Kindermund tut Wahrheit kund: Meine Kinder fanden, als sie noch klein waren und jetzt immer noch, Formel-1-Rennen stinklangweilig und quengelten ständig: "Papa, wann kommt endlich die Bespritzung?" Jener Augenblick also nach der Siegerehrung, wenn sich die Drei auf dem Treppchen die Magnum-Flaschen Champagner schnappen und sich das teure Nass gegenseitig um die Ohren spritzen und in die Kragen kippen. Das ist ganz nach dem Geschmack von Kindern. Ihnen ist auch völlig egal, ob es sich dabei wirklich um Champagner handelt oder vielleicht doch eher um eine B-Abfüllung. Hauptsache, es klebt.

Selbst das Institut für Deutsche Sprache findet das witzig und hat die "Champagnerdusche" als Wort-Neuschöpfung der Neunziger Jahre in den Duden aufgenommen. Wir müssen das nun also sogar richtig schreiben!

Rummenigge trug seinen B-Anzug

Das ist bei der "Bierdusche" einfacher. Die hat derzeit im Fußball Hochkonjunktur. Als Bayern München die Meisterschaft perfekt machte, verschwand der Kopf von Vorstandschef Karl-Heinz-Rummenigge beim Fernsehinterview für den Bruchteil einer Sekunde in einem gelben Schwall. Und schon war sein teurer Anzug ruiniert. "Schweini wird verkauft!", entfuhr es dem Bayern-Boss. Tatsächlich trug Rummenigge mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit seinen B-Anzug und hatte Bastian Schweinsteigers Weißbier-Dusche angeordnet.

Drei-Liter-Glas für die Bierdusche

Christoph Daum, Trainer des 1. FC Köln, erhält von einem Spieler nach dem gelungenen Aufstieg eine Bierdusche. (c) dpa - Report
Haarfestiger gefällig, Herr Daum?Bild: picture-alliance/dpa

Überhaupt erinnert das Verhalten der vermeintlichen Dusch-Opfer frappierend an die Auftritte von Würdenträgern in der Karnevalszeit, wenn ihnen die Krawatte abgeschnitten wird. Man macht gute Miene zum angeblich so bösen Spiel und ist in Wahrheit bestens vorbereitet.

Wie jetzt in Köln, wo ganz zufällig am Tag des gelungenen Aufstiegs des 1. FC in die Bundesliga eine Drei-Liter-Kölschstange aus dem Hut gezaubert wurde, die dann - wo auch sonst – über diversen Köpfen ausgeleert wurde.

Angeblich hilft Bier ja auch, wenn man keinen Haarfestiger zur Hand hat. Womit bewiesen wäre: Es spricht wirklich nichts gegen die Alkoholdusche. Im Gegenteil. Kommt der Sport auch noch so langweilig daher, die Bespritzung ist lustig. Kinder wissen das.