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Comback der Schiene

Das Interview führte Angela Göpfert30. Mai 2007

Investmentlegenden wie Warren Buffet setzen plötzlich auf Eisenbahn-Aktien. Was steckt dahinter? Analyst Eric Heymann sprach mit DW-WORLD über den Trend zur Schiene. Er sieht gerade in Schwellenländern große Potenziale.

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Güterzug, der durch die USA rollt
Für den Güterverkehr auf der Schiene spricht einigesBild: picture-alliance / KPA

DW-WORLD.DE: Herr Heymann, ist die Eisenbahn der geheime Globalisierungsgewinner?

Analyst Eric Heymann von DB Research
Analyst Eric Heymann von Deutsche Bank Research

Eric Heymann: Der Bereich Logistik profitiert ganz klar von der Globalisierung und der wachsenden Arbeitsteilung über Ländergrenzen hinweg. Dabei spielen Verkehrsträger wie die Schiene natürlich eine große Rolle. Die Schiene ist immer dann gut, wenn man lange Strecken zurücklegen kann, ohne dass Lok oder Wagen ausgetauscht werden müssen. Deshalb hat die Schiene auch in den USA, wo es deutlich weniger Barrieren gibt, einen größeren Marktanteil als in Europa.

Gibt es einen globalen Trend hin zur Schiene?

Es ist vielleicht noch etwas verfrüht, von einem Trend hin zur Schiene zu sprechen. Zwar hat - global betrachtet - die Schiene im Güterverkehr ihren Marktanteil stabilisieren beziehungsweise sogar leicht ausbauen können. In Europa verliert sie dagegen immer noch Marktanteile an die Straße.

Warum?

Die Schiene hatte traditionell am Verkehr in Osteuropa einen großen Anteil. Heute entstehen dort immer mehr Produktionsstätten, die logistisch hochwertige Güter wie Maschinen und Autoteile herstellen. Und da hat die Straße einen großen Vorteil. In Deutschland hat die Schiene dagegen durch den Markteintritt neuer Teilnehmer und mehr Wettbewerb Marktanteile hinzugewonnen.

Hat dabei auch die aktuelle Klimadebatte eine Rolle gespielt?

Es war bestimmt nicht immer nur das schlechte Gewissen, dass die Menschen und Güter in die Züge getrieben hat, sondern auch die hohen Spritpreise. Und wenn das Angebot stimmt, dann ist die Entscheidung für die Bahn sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll.

Auch Teheran hat den Schienenverkehr für sich entdeckt und plant einen "Pilger-Transrapid". Liegen denn die Potenziale für den Schienenverkehr eher in den Industrie- oder in den Schwellenländern?

In Ländern wie Indien oder auch China werden die Güter- und Personenverkehrszahlen in den nächsten Jahren deutlich zulegen. Deshalb ist das Wachstumspotenzial dort natürlich aufgrund der deutlich niedrigeren Basis wesentlich größer als in den industrialisierten Ländern. Es gibt aber auch Schwellen- und Entwicklungsländer, in denen die Infrastruktur-Voraussetzungen im Schienennetz weniger günstig sind. Dort hängt es vor allem von der Politik ab, ob es ihr in den kommenden Jahren gelingen wird, in die Schieneninfrastruktur zu investieren. Denn in der Regel ist es leichter und billiger, das vorhandene Straßennetz auszubauen, als massiv in die Schiene zu investieren.

Eric Heymann ist Analyst bei Deutsche Bank Research in Frankfurt am Main und zuständig für den Bereich Verkehrswirtschaft und -politik.