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Wieviel Rückhalt hat Assad noch?

Anne Allmeling13. Juni 2012

Mit allen Mitteln kämpft das Regime von Baschar al-Assad gegen die eigene Bevölkerung. Dabei kann sich der syrische Präsident auf seine Anhänger verlassen – die allerdings in der Minderheit sind.

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Pro-Assad-Demonstration im März 2012 (Foto: Reuters)
Pro-Assad-Demonstration im März 2012Bild: Reuters

Von Deserteuren ist die Rede, von hohen Verlusten für die syrischen Regierungstruppen und von Erfolgen der bewaffneten Opposition. Meldungen aus Syrien, die eine Schwächung des Regimes andeuten oder gar einen Riss im System. Dennoch gibt es nur wenig Zweifel daran, dass Syriens Präsident Baschar al-Assad nach wie vor fest im Sattel sitzt. Denn die meisten seiner Anhänger halten trotz der blutigen Kämpfe in Syrien zum Staatsoberhaupt – so, wie sie es seit Jahren oder gar Jahrzehnten gewohnt sind.

Loyalität der Alawiten

Zu den Unterstützern Assads gehört vor allem die Religionsgemeinschaft der Alawiten, zu denen auch Assads Familie zählt. Die den Schiiten nahe stehende Minderheit macht zwar nur etwa zehn Prozent der syrischen Bevölkerung aus, besetzt aber überproportional viele Schlüsselpositionen in Militär und Politik - und in den zahlreichen Geheimdiensten des Landes. Schon Baschars Vater Hafez al-Assad verließ sich auf die Loyalität seiner Glaubensbrüder und sicherte dadurch seine Machtbasis. Eine Strategie, der auch sein Sohn Baschar treu geblieben ist.

Bombenanschlag in Damaskus (Foto: Reuters)
Seit Monaten kämpfen Regime-Gegner gegen Assads TruppenBild: Reuters

Doch nicht nur die Alawiten unterstützen den syrischen Staatspräsidenten. Auch ein großer Teil der sunnitischen Mittelschicht profitiert vom "System Assad". Dadurch, dass Baschar nach seinem Amtsantritt im Jahr 2000 vor allem die Unternehmer und Händler wirtschaftlich förderte, sicherte er sich ihre Loyalität. Bislang haben sich die meisten von ihnen nicht gegen den Staatspräsidenten gestellt – vermutlich, weil sie ihre Privilegien nicht gefährden wollen.

Furcht vor Diskriminierung

Auch andere Gruppen fürchten den Sturz des Regimes. Vor allem religiöse Minderheiten wie die Christen, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, oder die Drusen, zu denen sich etwa drei Prozent der Bevölkerung zählen, fühlen sich in der säkularen Republik Syrien vergleichsweise gut aufgehoben. Für sie klingt ein Staat, der von sunnitischen Arabern dominiert wird – sie machen etwa 65 Prozent der syrischen Bevölkerung aus – nach einer Bedrohung. Die meisten Kurden, etwa zehn Prozent der Bevölkerung, verhalten sich bislang neutral. Sie sind zwar überwiegend sunnitisch, verfolgen aber andere Interessen als die arabischen Syrer.

Syriens Präsident Baschar al-Assad (Foto: DDP)
Syriens Präsident Assad wird von Minderheiten unterstütztBild: AP

Viele Menschen in Syrien fordern allerdings lautstark den Sturz des Regimes. Wie viele es tatsächlich sind, ist nicht zu ermitteln. Alan George, Syrien-Experte am St. Antony's College der Universität Oxford, meint im Gespräch mit der Deutschen Welle, dass es sich bei den Regime-Gegnern um die Mehrheit der Bevölkerung handelt: "Die Mehrheit der Syrer sind gegen das Regime – aktiv oder passiv." Dass eine Minderheit nach wie vor auf das "System Assad" setzt, hänge unter anderem mit ihrer Angst vor Chaos und Bürgerkrieg zusammen.

Stabile Machtverhältnisse?

Auch Lorenzo Trombetta, Beirut-Korrespondent der italienischen Nachrichtenagentur Ansa, glaubt, dass lediglich eine Minderheit den Präsidenten unterstützt – teilweise sogar widerwillig: "Sie können sich nicht von ihm abwenden, weil sie damit ihr Leben riskieren würden", sagt er im Gespräch mit der Deutschen Welle. Dass es in den vergangenen Wochen kaum Demonstrationen für das Regime gegeben hat, sieht Trombetta als Indiz dafür, dass die Unterstützung für Assad schwindet.

UN-Beobachter in Syrien (Foto: DPA)
Die UN-Beobachter konnten die Gewalt bislang nicht eindämmenBild: picture-alliance/dpa

Wie erfolgreich die verschiedenen Oppositionsgruppen in ihrem Kampf gegen das syrische Regime tatsächlich sind, ist jedoch kaum festzustellen: Die Regierung lässt nur wenige ausländische Journalisten ins Land, unabhängige Berichterstattung ist praktisch unmöglich. Gerade von Seiten der Opposition gab es in den vergangenen Tagen zwar immer wieder Erfolgsmeldungen. Doch die Machtverhältnisse in Syrien scheinen sich noch nicht wesentlich geändert zu haben: Die Anhänger des "Systems Assad" sind immer noch einflussreich.