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Spannede Liga

8. August 2007

In keiner anderen Liga ging es in den vergangenen 14 Jahren beim Rennen um die Spitzenplätze so abwechslungsreich zu, wie in Deutschlands Eliteklasse, so eine Studie der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young.

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Fans des Bundesligachampions VfB Stuttgart, Foto: dpa
Nirgendwo war's so spannend wie in der BundesligaBild: picture-alliance/dpa

Beim Spannungsgrad, der über den Punktevorsprung der fünf besten Klubs auf die restlichen Vertreter der Liga Aufschluss gibt, liegt die Bundesliga mit 42 Prozent gleichauf mit Spanien und hinter Frankreich (46 Prozent) auf Platz zwei. Ein wichtiger Grund für das gute Abschneiden der deutschen und französischen Liga liege in der zentralen Verteilung der Fernsehgelder, so die Studie. Dadurch werde gewährleistet, dass die Kluft zwischen sportlich erfolgreichen und schwächeren Klubs nicht zu groß werde. Während der deutsche Meister pro Saison maximal 28 Millionen an Fernsehgeldern einnimmt, kassiert ein Absteiger immerhin noch die Hälfte.

Wayne Rooney vom britischen Erstligisten Manchester United, Foto: AP
ManU-Star Wayne RooneyBild: AP

Anders stellt sich die Situation hingegen in Italien und Spanien dar: Dort vermarktet sich jeder Verein selbst, was dazu führt, dass sich schwächere italienische und spanische Klubs mit weniger als einem Zehntel der Medieneinnahmen der Spitzen-Klubs begnügen müssen und der finanzielle Handlungsspielraum stark eingeschränkt ist. "Die Kluft zwischen den Medieneinnahmen der Top-Klubs und dem Rest der jeweiligen Liga ist nirgendwo so groß wie in Italien und Spanien. Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich auch im sportlichen Bereich wider" erklärt der Autor der Studie, Arnd Hovemann.

Wettbewerb auf dem Fernsehmarkt

Der deutsche Trainer von Real Madrid, Bernd Schuster, Foto: dpa
Soll Madrid auf Trapp bringen: Bernd SchusterBild: AP

Die Fernsehgelder der englischen Premier League werden zwar wie in Deutschland und Frankreich zentral vermarktet, aufgrund bedeutender Mittelzuflüsse von Investoren wie beispielsweise von Chelseas Mäzen Roman Abramowitsch ist die Wettbewerbsintensität hier jedoch vergleichsweise gering. Der Ligaverband diskutiert derzeit, ob auch in der Bundesliga der Einstieg von Investoren erleichtert werden soll.

Die nachlassende Intensität des Wettbewerbs in den nationalen Ligen ist seit der Champions-League-Reform zur Saison 1999/2000 ein europaweit zu beobachtendes Phänomen: Mit Ausnahme der franzöischen Ligue 1 zeigt die Spannungskurve in allen europäischen Top-Ligen seit der Jahrtausendwende nach unten. Der deutsche Rekordmeister Bayern München strich seit der Reform beispielsweise 210 Millionen an Prämien aus Europas Königsklasse ein, was den sportlichen Abstand zu nationalen Konkurrenten, die nicht regelmäßig ins internationale Geschäft einziehen, vergrößert.

"Wenige Top-Vereine verdienen immer mehr Geld und können so in hochkarätigere Spielerkader investieren", so Hovemann. Die Champions League sei zwar für die Zuschauer "sehr attraktiv", doch drohe sie, die Wettbewerbsintensität innerhalb der nationalen Ligen zu reduzieren. Die UEFA tue deshalb gut daran, über eine grundlegende Reform der Verteilung der Prämien nachzudenken.

Bayern-Neuzugänge Luca Toni (Italien l.) und Franck Ribery (Frankreich), Foto: AP
Teurer Einkauf: Toni und RiberyBild: AP

Einkaufslaune

Mit ihrer wirtschaftlichen Lage zeigen sich die 36 Erst- und Zweitligavereine indes zufrieden: 43 Prozent der Vereine rechnen in der am Freitag (10.8.) beginnenden Saison mit einer Steigerung der Einnahmen. Unterdessen investierten die 18 Erstligisten mit 170 Millionen Euro so viel wie nie zuvor in der 44-jährigen Bundesliga-Geschichte in neue Spieler. An der Spitze steht der FC Bayern München, der seinen Kader mit Einkäufen von rund 70 Millionen Euro verstärkte. Kritiker werten dies als panische Reaktion auf die dürftigen Darbietungen des Rekordmeisters in der zurückliegenden titellosen Saison.

Die Einkaufslaune steckte jedoch auch andere Clubs an, wenn auch auf niedrigerem Niveau. So leisteten sich Werder Bremen mit Carlos Alberto für 7,8 Millionen Euro und der VfB Stuttgart mit Ciprian Marica für 7 Euro ungewohnt kostspielige Transfers. "Es wird sehr interessant, wie die neue Bayern-Philosophie wirkt. Hat sie Erfolg, nimmt der Druck auf die anderen Clubs zu, einen Transfer in einer anderen Größenordnung zu machen. Ist das System nicht erfolgreich, haben wir ein Problem", sagte Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef der Münchner, dem Fachmagazin "kicker". (ina)