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Hoffmann kommt, Sommer geht

11. Mai 2014

Reiner Hoffmann von der moderaten Industriegewerkschaft IGBCE ist neuer Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Bisher fiel er vor allem durch sein Engagement auf europäischer Ebene auf.

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DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der 58-jährige Gewerkschaftsfunktionär Reiner Hoffmann von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) war der einzige Kandidat: Auf dem Bundeskongress in Berlin wurde er mit klarer Mehrheit zum Vorsitzenden von über 6,1 Millionen Mitgliedern des Dachverbandes DGB gewählt. Er folgt dem bisherigen DGB-Chef Michael Sommer nach, der nach zwölfjähriger Amtszeit nicht mehr kandidierte. Der 62-Jährige blickte bei seinem Abschied zufrieden zurück auf Erfolge vor allem bei der Durchsetzung des gesetzlichen Mindestlohnes und bei der Verteidigung der Tarifautonomie.

Hoffmann forderte beim Bundeskongress vor der Presse, eine Steuerentlastung für kleine und mittlere Einkommen mit Steuererhöhungen an anderer Stelle gegenzufinanzieren. Er beklagte, aufgrund der sogenannten "Kalten Progression" in der Einkommenssteuer würden "viele Tarifrunden offensichtlich nur noch für den Finanzminister geführt", der letztendlich viele Lohnzuwächse wieder abschöpfe. Es gehe schlicht um "mehr Steuergerechtigkeit" in Deutschland, so Hoffmann. Die Gewerkschaften plädieren unter anderem für einen höheren Spitzensteuersatz, eine Vermögenssteuer und eine höhere Besteuerung von Kapitalerträgen.

Vor der Europawahl am 25. Mai verlangte der designierte DGB-Chef zurückzukehren zu der "sozialen Dimension" der Gemeinschaft aus den Gründerjahren. Die sozialen Grundrechte müssten wieder Priorität haben vor den wirtschaftlichen Freiheiten.

Das europäische Terrain ist Hoffmann gut bekannt. Er verbinde Europa-Kompetenz mit praktischer Erfahrung, heißt es im Umfeld. Hinter ihm liegt keine klassische Gewerkschaftslaufbahn: Nach der Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann studierte er über den zweiten Bildungsweg Wirtschaftswissenschaften, erwarb den Abschluss Diplom-Ökonom. Zehn Jahre arbeitete er bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Geprägt haben ihn darauffolgende 15 Jahre in Brüssel, zunächst als Direktor des Europäischen Gewerkschaftsinstituts (EGI), später als stellvertretender Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB).

Ab 2009 war er Chef des IG-BCE-Landesbezirks Nordrhein. Seit 2006 sitzt er auch im Aufsichtsrat der Bayer AG. Dort will er auch bleiben. Sein Aufsichtsratsmandat beim Spezialchemiekonzern Evonik will er hingegen dem Vernehmen nach aufgeben.

SC/gri/kle (rtr, dpa, ard)