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Wider die Ausbeutung in Katar

1. November 2013

Ungewöhnlicher Schulterschluss: Der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Deutsche Fußball-Bund setzen sich gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen beim Bau der WM-Stadien in Katar ein.

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Arbeiter auf einer WM-Baustelle in Katar. (Foto: KARIM JAAFAR/AFP/Getty Images)
Bild: Karim Jaafar/AFP/Getty Images

Es ist ein Brief, der aufrütteln soll: Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) appellieren gemeinsam an die Gewerkschaftschefs jener Länder, aus denen die Mitglieder des Exekutivkomitees des Fußball-Weltverbandes (FIFA) kommen. DGB-Chef Michael Sommer schickte den Brief am Freitag (01.11.2013) los und berief sich dabei auf die Unterstützung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Ziel der Aktion ist, dass die Gewerkschaften Einfluss auf die Fußball-Funktionäre nehmen. "Es kann nicht sein, dass die WM in einem Land stattfindet, das seine Arbeiter wie Sklaven behandelt. 2011 hat die FIFA die WM vorschnell nach Katar vergeben. Die Entscheidung wurde auf offenkundig fragwürdiger Basis getroffen", schrieb Sommer an seine Kollegen. "Ich glaube, es liegt in unserer Verantwortung, den Druck auf das FIFA-Exekutivkomitee zu erhöhen, um schnelles und effektives Handeln zu erreichen."

Die Entscheidung für Katar sei offenkundig auf fragwürdiger Basis getroffen worden, so Sommer, der darum bat, den jeweiligen nationalen Fußball-Verband über die "unmenschlichen Bedingungen in Katar zu informieren und nach verstärktem Engagement zu streben, Katar die WM wieder wegzunehmen, sollten die Verantwortlichen nicht sofort wirkungsvolle Maßnahmen einleiten, um die Ausbeutung zu beenden und die fundamentalen Rechte der Arbeiter zu schützen."

"Belastung für den ganzen Fußball"

Der frisch wiedergewählte DFB-Präsident Niersbach hatte in der vergangenen Woche beim Bundestag ebenfalls so klar wie nie zuvor Kritik an der WM 2022 geübt. "Die Vergabe an Katar zieht sehr problematische Kreise", hatte Niersbach erklärt und das Turnier als "Belastung für den ganzen Fußball" bezeichnet. Wie er sei auch der schwedische Fußballverbandschef von seinem nationalen Gewerkschaftsbund kontaktiert worden, um die Problematik der Arbeiterrechte in der Fußball-Welt zu thematisieren. Niersbach betonte, erst durch Medienberichte von angeblich unwürdigen Arbeitsbedingungen erfahren zu haben. Darin heißt es, dass allein in diesem Sommer 44 Arbeiter aus Nepal gestorben sein sollen.

Demonstranten in der Schweiz fordern bessere Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in Katar. (Foto: REUTERS/Arnd Wiegmann)
Demonstranten in der Schweiz fordern bessere Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in KatarBild: Reuters

Niersbach will sich direkt an die Bosse der entsprechenden Nationalverbände wenden. Sommer erbittet bis zum 25. November einen Bericht über die Reaktion - rechtzeitig zur Sitzung der FIFA-Exekutive am 4. und 5. Dezember in Brasilien. In maximal sechs Wochen wolle man dann laut Sommer die Ergebnisse der Aktion von DGB und DFB gesichtet haben. "Dann gehen wir auf die FIFA los", sagte der DGB-Vorsitzende.

WM-Organisatoren unter Druck

Seit Monaten äußern Kritiker vehemente Zweifel am WM-Vergabeverfahren an Katar und vermuten Korruption hinter dem Zuschlag für das Emirat. Zudem gibt es heftigen Streit um eine Verlegung der WM in die Wintermonate. Die FIFA müsse laut Sommer dafür sorgen, dass in Katar künftig die Mindeststandards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gelten. Dazu gehörten die Beseitigung von Diskriminierung und Zwangsarbeit sowie die Zulassung von Gewerkschaften. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Sommer: "Es wird weiter gequält und gestorben. Wolfgang Niersbach und ich haben nun verabredet, dass jeder seine Leute mobilisiert. "

Katar will die Initiative indessen ins Leere laufen lassen. Das WM-Organisationskomitee spricht aktuell von "vielen positiven Beispielen und Initiativen" von staatlicher Seite, aber auch von Unternehmen. "Wir wollen keinen Schnellschuss, der zerbröselt, wenn das Rampenlicht der Medien-Welt 2023 weiterwandert, sondern wir wollen nachhaltige Veränderungen, die das Leben der Gastarbeiter in Katar verbessern", teilte das WM-OK mit. Es sei eine Arbeiter-Charta verabschiedet worden, die Entwicklung von "Standards, zu denen sich alle Vertragspartner bekennen müssen", stehe kurz vor dem Abschluss.

of/uh (sid, dpa)