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Porträt deutsches WM-Team

13. Juni 2011

Die deutsche Nationalmannschaft der Frauen gehört bei der Heim-WM zum engsten Favoritenkreis. Bundstrainerin Silvia Neid will ihr Team mit einer "guten Kadermischung" zum dritten WM-Erfolg in Serie führen.

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Der deutsche WM-Kader 2011 (Foto: AP)
Bild: dapd
Die deutsche Fussball-Nationalmannschaft der Frauen jubelt am 1. Oktober 2007 vom Balkon des Rathauses in Frankfurt am Main. Birgit Prinz (M.) präsentierte Tausenden von jubelnden Fans die WM-Trophäe. (Foto: AP)
Das DFB-Team in Feierlaune auf dem Frankfurter Römer 2007Bild: AP

"We are the champions." Mit dieser Hymne feierten die Spielerinnen des deutschen Nationalteams am 1. Oktober 2007 auf dem Frankfurter Rathausbalkon vor vielen tausend Fans ausgelassen den Gewinn der Weltmeisterschaft. Nun bei der WM im eigenen Land soll der legendäre Pop-Klassiker von "Queen" am besten wieder ertönen - nach der erhofften Titelverteidigung im Finale von Frankfurt am 17. Juli. "Ich wünsche mir, dass wir erfolgreich spielen, die Leute begeistern, dass wir Spaß haben und hoffentlich Weltmeister werden", verkündet die Welttorhüterin des Jahres 2007, Nadine Angerer.

Neben den USA und Brasilien zählt das deutsche Team zu den Topfavoriten der WM. Für Angerer ist das kein Problem: "Als zweimaliger Weltmeister ist man selber Schuld, das man zum klaren Favoriten erklärt wir. Aber das haben wir uns auch erarbeitet." Die 32-Jährige vom 1. FFC Frankfurt gehört zu den Routiniers im 21-köpfigen Kader von Bundestrainerin Silvia Neid.

"Wir haben eine gute Mischung mit vielen erfahrenen, aber auch jüngeren Spielerinnen, die ebenfalls schon sehr viel Erfahrung haben", betont Neid. Ihre Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von 26 Jahren, und das sei "einfach gut". Die 47-Jährige war an allen bisherigen sieben EM- und zwei WM-Triumphen der deutschen Fußballerinnen entweder als Spielerin, Co-Trainerin oder Cheftrainerin direkt beteiligt. Sollte das Neid-Team zum dritten Mal in Folge die Weltmeisterschaft gewinnen, würde die DFB-Auswahl zum alleinigen Rekord-Weltmeister aufsteigen. Bislang teilt sich die deutsche Mannschaft diese Ehre mit den USA.

"Nie ungeschminkt auf dem Platz"

Auf große Erfahrungen kann auch Ariane Hingst bauen. Die Mittelfeldakteurin vom 1. FFC Frankfurt war bei beiden bisherigen WM-Erfolgen dabei. Nun freut sich die 31-Jährige auf ein erfolgreiches Zusammenspiel mit den Jüngeren im Team. "Es ist immer wieder schön zu sehen, was für neue Generationen mit unterschiedlichen Charakteren dazu kommen. Und das ist ja auch das Schöne im Mannschaftsport", sagt Hingst, die nach der Endrunde ihre Karriere im deutschen Trikot beenden wird.

Die deutsche Nationalspielerin Fatmire Bajramaj jubelt (Foto: AP)
Fatmire Bajramaj gehört zur neuen Generation im deutschen Frauen-FußballBild: AP

Für die neue Generation im Nationalteam steht Fatmire Bajramaj von Meister Turbine Potsdam. Das 23-jährige Glamourgirl gehört zu den bekanntesten Gesichtern des deutschen Frauenfußballs und ist schon jetzt ein Werbestar. Die Offensivspielerin, die zur neuen Saison nach Frankfurt wechselt, war schon Kandidatin bei der Wahl zur Weltfußballerin 2010. "Lira" Bajramaj hat wie auch die zwei Jahre jüngere Alexandra Popp vom FCR Duisburg keine Probleme damit, sich vor jedem Match speziell vorzubereiten. "Viele junge Spielerinnen schminken sich eigentlich immer vor dem Spiel, gehen eigentlich nie ungeschminkt auf den Platz, was bei älteren Spielerinnen meistens nicht der Fall ist", betont Alexandra Popp. "Ich fühle mich einfach wohl so."

Intensive Vorbereitung

Doch natürlich haben nicht Äußerlichkeiten bei der Auswahl des Kaders eine Rolle gespielt. Ausschlaggebend waren nach den Worten von Teammanagerin Doris Fitschen vielmehr "Zweikampfstärke, Torgefährlichkeit und natürlich auch Flexibilität, was in so einem WM-Turnier unheimlich wichtig ist." Hinzu kommen eine ausgeprägte Fitness und eine hohe Laufbereitschaft, wie bei Mittelfeldspielerin Simone Laudehr vom FCR Duisburg. "Ich habe einen sehr guten Laktatwert und ich liebe es einfach, lange mit dem Ball zu laufen, natürlich auch im Spiel ohne Ball. Und das über 90 Minuten." Seit Mitte April schon bereiten sich die Spielerinnen in sieben Lehrgängen und in vier Test-Länderspielen auf die Mission Titelverteidigung vor.

Topsturm mit Prinz und Grings

Inka Grings (l.) und Birgit Prinz feiern einen Torerfolg (Foto: AP)
Die Torgaranten der DFB-Elf: Grings (l.) und PrinzBild: AP

Angeführt wird das deutsche Aufgebot von Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz. Die 33 Jahre alte dreimalige Weltfußballerin, die ihre internationale Karriere beim Finale in ihrer Heimatstadt Frankfurt mit dem dritten WM-Triumph krönen und beenden möchte, ist die älteste Spielerin des Kaders. Gefragt sind daneben auch die Torjägerqualitäten ihre Sturmkollegin Inka Grings. Die 32-Jährige vom FCR Duisburg ist die erfolgreichste Torjägerin Deutschlands. "Ich habe anscheinend das Talent geerbt, dass ich des Öfteren zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle stehe und diesen bekannten Torriecher habe", sagt Grings, die schon über 400 Treffer in der Bundesliga und im Nationaltrikot erzielt hat.

Wegen des Heimvorteils und der großen Erwartungen steht die DFB-Auswahl aber auch unter erhöhtem Druck. Die 21-jährige Kim Kulig vom Hamburger SV gibt sich dennoch selbstbewusst. "Wir sind die deutsche Nationalmannschaft. Wir stehen eigentlich schon immer unter Druck. Jeder erwartet von uns, dass wir gewinnen. Aber wir wissen damit umzugehen."

Und so hält auch Günter Netzer eine erfolgreiche WM-Titelverteidigung der deutschen Frauen für machbar. Der ehemalige Nationalspieler glaubt, "dass die Frauen mit dem notwendigen Ernst und Kampfgeist in die WM hineingehen. Fußball spielen können sie allemal." Der Balkon des Frankfurter Römers ist jedenfalls schon reserviert für eine mögliche Jubelarie unter dem Motto: "We are the champions".

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Wolfgang van Kann

Der deutsche WM-Kader im Überblick:

Tor: Nadine Angerer (1. FFC Frankfurt), Ursula Holl (FCR Duisburg), Almuth Schult (Magdeburger FFC)

Abwehr: Saskia Bartusiak (1. FFC Frankfurt), Babett Peter (Turbine Potsdam), Annike Krahn (FCR Duisburg), Linda Bresonik (FCR Duisburg), Bianca Schmidt (Turbine Potsdam), Lena Goeßling (SC Bad Neuenahr), Verena Faißt (VfL Wolfsburg)

Mittelfeld: Simone Laudehr (FCR Duisburg), Melanie Behringer (1. FFC Frankfurt), Celia Okoyino da Mbabi (SC Bad Neuenahr), Kim Kulig (Hamburger SV), Ariane Hingst (1. FFC Frankfurt), Kerstin Garefrekes (1. FFC Frankfurt), Fatmire Bajramaj (Turbine Potsdam)

Angriff: Inka Grings (FCR Duisburg), Birgit Prinz (1. FFC Frankfurt), Martina Müller (VfL Wolfsburg), Alexandra Popp (FCR Duisburg)