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"Deutschlands Mann im Mond"

31. Mai 2013

Interview mit Prof. Harald Hiesinger, Geologe, Universität Münster. Zur Frage, warum 43 Jahre nach der ersten Mondlandung der Himmelskörper wissenschaflich immer noch interessant ist.

https://p.dw.com/p/18hne
14.12.2012 DW PROJEKT ZUKUNFT Hiesinger
Bild: DW

DW:
Prof. Harald Hiesinger ist Geologe und Planetenforscher und gilt als Deutschlands Mann im Mond, weil er dort oben angeblich jeden Krater ziemlich genau kennt. Warum haben Sie diese Faszination für den Mond?

Harald Hiesinger:
Für uns ist er ein ganz wichtiger Körper im Sonnensystem. Viele Themen, die auf den Mond entwickelt worden sind, werden heutzutage auch auf anderen Planeten angesprochen. Stichwort: Impakt-Krater. Der Mond ist voll mit Impakt-Kratern und man will natürlich verstehen, wann wieviele Krater gebildet worden sind, weil man dadurch letztendlich auch herausfinden kann, wie alt eine Oberfläche ist. Je mehr Impakt-Krater auf einer Oberfläche auftreten, desto älter ist die Oberfläche. Und dieses Wissen kann man mit den Apolloproben eichen und dann auf andere Planeten anwenden. Wenn wir das Alter der Oberfläche auf dem Mars wissen wollen, dann müssen wir den Mond sehr, sehr gut verstehen. Machen wir auf dem Mond Fehler, werden wir auch auf den anderen Planeten die gleichen Fehler machen.

Das System um das Alter zu bestimmen, welches Sie auf dem Mond anwenden, übertragen Sie dann auf den Mars. Und dafür untersuchen Sie das Gestein, welches die Apollo-Mission zwischen 1969 und 1972 mitgebracht hat. Das sind ungefähr 380 Kg Mondgestein. Was hoffen Sie denn neues, spannendes auf dem Mond zu finden?

Mich persönlich interessiert natürlich wann der Mond vulkanisch aktiv war, in welchem Umfang er aktiv war, welche Zusammensetzung die Gesteine auf dem Mond haben. Wenn Sie sich den Mond von der Erde aus anschauen, sehen Sie diese hellen Gesteine und diese dunklen Gesteine. Die dunklen Gesteine sind Basalte. Es sind vulkanische Gesteine, die man auch auf der Erde findet - beispielsweise in der Eifel oder auf Hawai und sie erlauben uns letztendlich Rückschlüsse über die thermische Entwicklung des Mondes. Also, wie schnell er abgekühlt ist und wann dieser Vulkanismus damals zum erliegen kam.



Im Vergleich: man hat ja inzwischen das Gefühl der Mars ist mehr erforscht als der Mond. Wie sehen Sie das? Gerät der Mond ein bißchen ins Hintertreffen?

Es kommt ganz darauf an. Wir haben in den letzten Jahrzehnten sehr viele Marsmissionen gehabt. Das ist richtig. Während für lange Zeit keine Mondmissionen stattgefunden haben. Aber auch auf dem Mond sind letzten Endes in der letzten Dekade mehrere Missionen geflogen worden. Ich nenne hier nur die Lunar Reconnaissance Orbiter [LRO] der NASA, aber auch SMART1 der ESA.

Das ist eine Sonde, die in 50 Kilometer Entfernung zum Mond ist. Aber trotzdem wollte zum Beispiel die Europäische Raumfahrt Organisation ein neues Projekt starten. Es sollte eine Art Modul auf dem Mond landen, um dort den Südpol erkunden. Das ist jetzt gestoppt worden. Ist den Europäern der Mond zu unwichtig?

Ich weiß es nicht, aber es herrscht offensichtlich kein wirklicher politscher Wille zum Mond zu fliegen. Gerade diese LUNAR-Lander-Mission, die auf einem Kraterrand am Südpol gelandet wäre, wäre sehr spannend gewesen. Weil die ESA damit hätte demonstrieren können, dass sie punktgenau auf dem Mond landen. Auch wissenschaftllich wäre es durchaus interessant gewesen, weil diese hellen Kraterränder in unmittelbarer Nachbarschaft zu sehr dunklen Kraterböden sind, an denen vermutlich Wassereis auftritt.

Mit der Bitte um eine kurze Ja-oder-Nein-Antwort: Wird es eine bemannte Mission zum Mond geben und brauchen wir die?

Wir brauchen sie dringend, aber es ist nicht abzusehen, dass es in der nächsten Zeit eine bemannte Mission geben wird. Leider.

06.01.2013 DW PROJEKT ZUKUNFT Studiogespräch Hiesinger
Maria Grunwald im Gespräch mit Prof. Harald Hiesinger

Interview mit Prof. Harald Hiesinger - Er gilt als "Deutschlands Mann im Mond"