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"Deutschland ist kein großer Mitspieler in der Spitzenliga junger Wissenschaftler."

26. Oktober 2010

USA und Deutschland arbeiten nicht immer zusammen, sondern sind auch Konkurrenten. Und zwar beim Versuch die besten wissenschaftlichen Köpfe ins Land zu holen.

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Prof. Eckhard Schröter ist Experte für internationale Wissenschafts- und Hochschulpolitik. Er war selbst fünf Jahre in den USA.

DW-TV: Warum sind Sie eigentlich zurückgekommen?

Eckhard Schröter: Ich hatte das Glück von der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen ein gutes Angebot für meinen Bereich: Public Policy Forschung und Public Management, zu bekommen. So ein gutes Angebot gibt es nicht für sehr viele Forscher in Deutschland. Das gilt besonders für Forscher in den Hochtechnologien.

Ein Angebot hat sicherlich mit vielen Dingen zu tun. Sie müssen jetzt nicht sagen, was Sie verdienen, aber generell scheinen die Amerikaner einfach etwas mehr Geld locker machen zu können für gute Forscher. Sind wir da zu knapp bei Kasse?

Prof. Eckhard Schröter im Gespräch mit Ingolf Baur. (Foto:DW-TV)
Ingolf Baur im Gespräch mit Prof. Eckhard Schröter

Wir sprechen über Ressourcen, die in vielen Instituten zu knapp sind, die gerade auch an den universitären Einrichtungen viel zu knapp sind. Deshalb ist auch die Bezahlung nicht möglich. Wir sprechen über Regulierung.

Es geht darum eine Selbstständigkeit zu erlangen. Als Wissenschaftler auch in möglichst jungen und kreativen Zeiten selbstständig und in einem gleichberechtigten und trotzdem wettbewerbsorientierten Forschungsumfeld arbeiten zu können.

Wenn wir die Zahlen in einem etwas größerem Maßstab angucken, reden ja manche bereits von einem "brain-drain". Das heißt, die großen Talente verschwinden von hier. Ist das tatsächlich so? Verlieren wir viele Forscher?

In der Qualität ja. Wenn wir uns angucken in welchen Bereichen wir Forscher aus dem deutschen Kontext, aus deutschen Standorten auswandern sehen - nämlich in die Hochtechnologiebereiche. Und vor allen Dingen in den Bereichen wo wir schon hochwissenschaftliche Qualifikationen haben. Dort verlieren wir Leute.

Aber es kommen ja auch ganz viele aus anderen Ländern wiederum hierher. Wie ist denn die Bilanz?

Die Bilanz ist quantitativ immer noch unbefriedigend, weil wir uns überhaupt nicht darum sorgen müssen einen Ausgleich zu finden, sondern wir müssen einen Zuwachs an Hochqualifizierten gewinnen. Deutschland ist sozusagen kein ganz großer Mitspieler in der Spitzenliga dieser forschungsmobilen, jungen Wissenschaftler.

Was sich zum Beispiel auch daran zeigt, dass wir eben keine Universitäten haben, die so leuchten wie Harvard oder Yale. Trotz all der Exzellenzinitiativen und trotz all der Milliarden, die da reingeflossen sind. Also brauchen wir so etwas?

Wir brauchen natürlich auf jeden Fall eine sehr viel bessere Ausstattung der Ressourcen an Universitäten. Aber auch eine Deregulierung, damit Universitäten mit diesem Geld besser umgehen können. Was wir natürlich haben, ist eine sehr starke außeruniversitäre Forschung. Da gibt es auch sehr viele Fortschritte. Nur ist das, bezogen auf das was wir brauchen an Talenten, an Wettbewerb an Talenten, zu wenig.

Es fehlen ja beispielsweise auch 100.000 Ingenieure, wird uns von dem deutschen Wirtschaftsminister gesagt. Wie sieht ganz konkret Ihre Aufforderung aus: Was muss sich verändern in Deutschland?

Wir brauchen tatsächlich einen Dreiklang, der zusammengefasst werden kann auf Ressourcen, andere Regulierungen und eine andere Einstellung nicht nur von den Forschungseinrichtungen, sondern auch von ihrem Umfeld gegenüber Einwanderung von Hochqualifizierten. Und das ist im Beitrag auch deutlich geworden. Ein Zuhause zu schaffen mit der Perspektive, tatsächlich einen Lebensmittelpunkt zu haben und auch Forschungskarrieren in einem anderen Land. Da muss Deutschland in einem Wettbewerb sein. Und dieser Wettbewerb ist schon längst im Gange.

Der lässt sich gewinnen. Haben Sie vielen Dank für das Gespräch Herr Schröter.

Das Interview führte Ingolf Baur

Redaktion: Alex Reitinger