1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Deutschland ist ein Freund Georgiens"

3. März 2005

Die georgische Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse war diese Woche zu Besuch in Deutschland. In einem Interview für die Deutsche Welle spricht sie über die europäische Integration und die Beziehungen zu Russland.

https://p.dw.com/p/6KF3
Parlamentspräsidentin Burdschanadse sieht ihr Land auf dem Weg Richtung EU und NATOBild: AP

DW-RADIO/Russisch: Zwischen Deutschland und Georgien bestehen politische, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen sowie gemeinsame Interessen. Was ist Ihrer Meinung nach die gemeinsame Plattform für die deutsch-georgischen Beziehungen?

Nino Burdschanadse: Deutschland war seit den ersten Tagen der Unhängigkeit Georgiens wirklich ein aktiver Freund und Lobbyist Georgiens. Ich bin froh, dass dies auch heute so ist. Wir hoffen sehr, dass unsere Beziehungen zu Deutschland uns helfen, die europäischen Werte zu erreichen und einen wirklich demokratischen Staat aufzubauen.

Der neue ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko hat vor kurzem einen EU- und NATO-Beitritt der Ukraine zum wichtigsten außenpolitischen Ziel der Ukraine erklärt. Wie sehen die Pläne Georgiens auf dem Weg der Integration in die europäischen und transatlantischen Strukturen aus?

Wir haben dieselben Prioritäten. Aber wir verstehen sehr gut, dass es sich hier um eine langfristige Perspektive handelt und dass man sehr viel leisten muss, um sich an die europäischen Standards und die der NATO anzunähern. Wir werden uns bemühen, unseren Weg zu gehen und uns Europa anzunähern. Und Europa muss bereit sein, dass wir uns in die Strukturen integrieren. Ich denke, dass im Jahr 2008, vielleicht sogar etwas früher, eine assoziierte EU-Mitgliedschaft der Schritt sein wird, den Georgien erreichen kann. Das wäre für Georgien ein sehr wichtiger Moment.

In letzter Zeit kann man die Beziehungen zwischen Georgien und Russland nicht als gespannt bezeichnen. Der Schlagabtausch mit diplomatischen "Freundlichkeiten" hatte früher zeitweise zu einer direkten Konfrontation geführt. Wie bewerten Sie derzeit die Rolle Russlands im Kaukasus?

In den vergangenen zehn bis 15 Jahren war das Hauptproblem, dass Russland den Zerfall der Sowjetunion und die Perestrojka nicht als Heil, sondern als Unheil und als Ursache aller Probleme betrachtete. Unsere Beziehungen zu Russland sind eigentlich sehr gespannt. Aber ich hoffe, dass nach dem Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow Vereinbarungen gelingen. Das sind Fragen, die die Auflösung der russischen Stützpunkte auf georgischem Territorium betreffen, aber auch die Rolle Russlands bei der Lösung der Konflikte in Ossetien und Abchasien. Russland kann und muss eine positive und konstruktive Rolle spielen. Davon würde Russland nur profitieren. Ich bin absolut überzeugt, dass Russland ein Interesse daran haben muss, dass Georgien ein demokratischer und blühender Staat wird, der sich gutnachbarliche Beziehungen wünscht. Georgien ist auch daran interessiert, dass Russland ein wirklich demokratischer, blühender und berechenbarer Staat wird.

Das Interview führte Oleg Zinkowskij
DW-RADIO/Russisch, 2.3.2005, Fokus Ost-Südost