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"Deutschland ist das zentrale Land in der Kosovo-Frage"

25. Oktober 2007

Der serbische Vizepremier Bozidar Djelic sprach am Rande seines Berlin-Besuchs mit DW-RADIO über die deutsche Position in der Kosovo-Frage und denkbare Auswirkungen der möglichen Anerkennung eines unabhängigen Kosovo.

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Djelic von Deutschlands Führungsrolle überzeugtBild: AP Photo

DW-RADIO/Serbisch: Herr Djelic, welche Bedeutung hat Deutschland in der Lösung der Kosovo-Frage für Sie?

Bozidar Djelic: Ich habe den Eindruck, dass Deutschland sehr ernsthaft an dieses Thema herangeht. Es ist viel mehr dazu bereit als früher, innovative Ideen zu erörtern. Und es versteht, wie mir scheint, am besten, welche Gefahren eine einseitige Unabhängigkeitserklärung birgt. Daher ist Deutschland allem Anschein nach im Augenblick das zentrale Land im Hinblick auf die Kosovo-Frage. Zugleich kann es eine Brückenfunktion zwischen den Positionen Amerikas und Russlands einnehmen. Damit ist Deutschland am meisten dazu qualifiziert und an einer Stabilität des Balkan interessiert.

Welche Auswirkungen hätte ihrer Meinung nach eine mögliche Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch die EU-Mitgliedstaaten?

Unsere Bürger haben sich für die EU entschieden. Aber eine eventuelle einseitige Annerkennung der Unabhängigkeit von Kosovo und Metohija seitens einiger EU-Länder würde diesem Ziel abträglich sein und könnte die politische Szene in Serbien destabilisieren.

Viele Medien berichten in diesen Tagen über eine mögliche Anerkennung eines unabhängigen Kosovo auch durch Deutschland. Wie reagieren Sie auf diese Meldungen?

"Die deutsche Regierung hat sich weder in die eine noch in die andere Richtung entschieden. Natürlich ist es eine Frage, die sie beschäftigt, ebenso wie alle europäischen Regierungen im Augenblick. Aber diese Information ist falsch. Dieses Dementi habe ich direkt von den engsten Mitarbeitern von Frau Merkel bekommen. Auf der Plenarsitzung des Ausschusses für europäische Integration des Bundestages hatte ich Gelegenheit, unsere Position zum Kosovo, der EU und der bilateralen Zusammenarbeit vorzustellen. Es sind einige Fragen aufgekommen, wir haben aber auch einiges geklärt. Alles geht in die richtige Richtung.

Das Interview führte Goran Goic
DW-RADIO/Serbisch, 25.10.2007, Fokus Ost-Südost