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Deutschland im Geburtentief

17. Mai 2010

Noch nie wurden in Deutschland so wenige Kinder geboren wie 2009. "Natürlich", findet die Familienministerin. Auch das Heiraten ist bei den Deutschen nicht mehr so richtig beliebt.

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Baby (Foto: Illuscope)
Immer seltenerer AnblickBild: Illuscope

Die Zahl der Geburten in Deutschland ist 2009 deutlich zurückgegangen, wie das Statistische Bundesamt am Montag (17.05.2010) in Wiesbaden mitteilte. 651.000 Kinder wurden geboren, rund 30.000 oder 3,6 Prozent weniger als 2008.

Schröder: "Rechtsanspruch auf Kita-Platz kommt"

Ministerin Kristina Schröder (links) und ihre Vorgängerin Ursula von der Leyen (Foto: AP)
Zuständig: Schröder und ihre Vorgängerin von der LeyenBild: AP

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder machte die gesunkene Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter verantwortlich. Allein in den vergangenen vier Jahren ging die Anzahl der Frauen zwischen 15 und 49 um eine halbe Million zurück, wie die CDU-Politikerin in Berlin erklärte. Damit gebe es "natürlich" auch weniger Geburten. Positiv sei aber, dass die Zahl der Kinder pro Frau weitgehend stabil geblieben sei. Schröder betonte, dass es auf die richtigen Rahmenbedingungen ankomme, damit Paare sich für ein Kind entscheiden. "Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen wir den Menschen helfen, Beruf und Familie zu vereinbaren, und dürfen nicht an frühkindlicher Bildung sparen." Der Ausbau der Kinderbetreuung stehe deshalb nicht in Frage, sagte sie mit Blick auf die Forderung des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), unter anderem bei der Kinderbetreuung zu sparen. "Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz wird kommen", sagte Schröder.

Halbiert in 45 Jahren

Drei Frauen (Foto: dpa)
Weniger Frauen heißt weniger GeburtenBild: picture-alliance/dpa

Die bislang niedrigste Geburtenzahl hatte es 2006 mit 672.724 gegeben. Mit der Einführung des Elterngelds 2007 hatte es mit 684.862 nur vorübergehend einen leichten Anstieg gegeben. Seitdem war sie wieder gesunken. Die bislang höchste Geburtenzahl seit dem Zweiten Weltkrieg wurde in ganz Deutschland 1964 mit 1.357.304 registriert - gut doppelt so viel wie 2009.

Bei einer nur um 0,2 Prozent gesunkenen Zahl von Sterbefällen wurden 2009 rund 190.000 weniger Kinder geboren als Menschen starben. Das ist der zweitniedrigste Saldo zwischen Geborenen und Gestorbenen seit dem Zweiten Weltkrieg. Nur 1975 starben mit einem Saldo von minus 207.339 noch mehr Menschen in Deutschland als geboren wurden. 2008 hatte das Verhältnis noch minus 161.925 betragen. Zum letzten Mal im Plus war es 1971 mit einem Überschuss von 47.773.

Wenige Hochzeiten

Die Zahl der Hochzeiten verharrte auf sehr niedrigem Niveau. Es gab 376.000 Eheschließungen, ungefähr gleich viele wie in den Jahren zuvor. Das waren in etwa halb so viele wie im bisherigen Hochzeitsboomjahr 1950, als 750.452 Paare sich das Jawort gegeben hatten.

Die Bundesfamilienministerin taucht noch nicht in dieser Statitsik auf: Sie hat erst im Februar 2010 geheiratet.

Autor: Oliver Samson
Redaktion: Martin Schrader