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Deutschland, der Zahlmeister der EU

Alexander Kudascheff20. März 2002

Mehr als zehn Milliarden Euro buttert Deutschland Jahr für Jahr in den Haushalt der Gemeinschaft. Das war unter Kohl so, das ist unter Schröder so. Eine Glosse von Alexander Kudascheff.

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Deutschland zahlt mehr als alle anderen so genannten Nettozahler der EU (also Länder, die mehr geben als sie bekommen) zusammen! Deutschland zahlt für die französische Landwirtschaft, für die portugiesische Fischerei, für die spanischen Regionen ...

In Insiderkreisen der EU heisst das allerdings: Nein, Deutschland zahlt nicht, es bekommt nur nicht soviel heraus wie andere Länder. Für den Steuerzahler macht dieser feine Unterschied jedoch wenig aus. Oder?

In Berlin ist man deswegen sauer. Unüberhoerbar ist das Grollen des deutschen Bundeskanzlers. Man wolle nicht mehr der Zahlmeister der Union sein, murrt man laut. Und man werde ab sofort seine Interessen (also Deutschlands) stärker wahrnehmen. Denn bis jetzt seien alle typisch europäischen Kompromisse immer durch Deutschland bezahlt
worden.

Ein Unding. Und, weil man schon am Maulen war: die Kommission (die so Schröder gestärkt gehöre) müsse endlich aufhören, ständig Deutschland zu schurigeln.

Beispiele gefällig: die Automobilindustrie und die Chemieindustrie würden durch sinnlose Richtlinien kaputt gemacht. Da säßen Leute in Brüssel, die von nichts eine Ahnung hätten. Das war dann das deutsche Grollen, das sich leicht in einem Satz
zusammenfassen lässt: wir zahlen und dann kriegen wir auch noch (fast, Euer Ehren) einen blauen Brief. Aber den hat Berlin ja abgewendet.

Man muss es so nehmen wie es ist. Erstens: in Deutschland ist Wahlkampf. Zweitens: Deutschland zahlt zuviel - im Gegensatz zu anderen reichen Laendern. Oder versteht jemand, warum die Europäer rund 100 Millionen fuer Mazedonien aufbringen, Deutschland davon aber allein 70 schultern muss. Ist Dänemark, Schweden oder Luxemburg nicht in der Lage, auch ordentlich beizutragen? Drittens: Die Verhandlungen über eine neue Lastenverteilung beginnen erst in 2005!

Bis dahin bleibt Berlin nur das Grollen - und die Hand auf dem leeren Pfeffersack des deutschen Steuerzahlers, wenn man mehr von den Deutschen will.