Deutsches Kino im Ausland
18. September 2009DW.WORLD: Sie haben im Auftrag von "German Films" (die Auslandsvertretung des Deutschen Films) eine Marktanalyse vorgelegt über den deutschen Film im Ausland. Früher hieß es immer: Der deutsche Film ist zu Hause erfolgreich und manchmal auch auf Festivals, aber im Ausland nicht. Ist das heute noch so?
Josef Wutz: Das ist immer eine Frage, wie man das sieht. Ich bin der Meinung, er ist nicht erfolglos. Man muss allerdings die einzelnen Märkte sehr genau ansehen und auch die Unterschiede feststellen. Natürlich ist es klar, dass der deutsche Film in Österreich und in der Schweiz einen sehr viel höheren Anteil hat als beispielsweise in Korea oder Japan. Aber man muss sagen, dass auch in diese sogenannten exotischen Länder immer mehr Filme aus Deutschland kommen, von denen man gar nicht denkt, dass sie die Grenzen überschreiten.
Hat sich das tatsächlich jetzt in den letzten Jahren verbessert? Und wenn ja, warum?
Ich habe mich für die Analyse spezialisiert auf die Jahre 2005 bis 2007. Und nur dort, wo die Unterlagen und Quellen relativ einfach zu bekommen waren, habe ich mich auch mit der Situation davor befasst. Es hat sich zum Beispiel geändert, dass eher kleine Titel, beispielsweise die der sogenannten "Berliner Schule", verstärkt im Ausland auftauchen. Was nicht automatisch heißt, dass sie da große Zuschauerzahlen haben. Aber die Menge der Filme, die ganz regulär gezeigt werden, die hat definitiv zugenommen. Was Marktanteile betrifft, möchte ich auf Grund der Basis dieser 3 Jahre keine Prognose wagen, wie das in der Zukunft aussieht. Es ist jedenfalls so, dass für Pessimismus kein Grund besteht.
Schwieriger Markt Nordamerika
Sprechen wir mal über den großen Markt USA. Hollywood dominierte das Weltkino. Früher hieß es: Deutsche Filme laufen eigentlich nur im Filmmuseum an der Ostküste, also in Boston, New York oder Washington. Ist das heute noch so?
Weitestgehend ist es sicher so, dass die Ostküste sehr viel stärker deutsche Filme im regulären Kino zeigt als beispielsweise der Mittlere Westen oder auch die Westküste. Aber es ist auch so, dass der deutsche Film raus gegangen ist aus dem Museum. Oder anders gesagt: er hat das Museum hinter sich gelassen in dem Sinne, dass man in den ganz normalen, regulären Kinos, den "Arthouse"-Cinemas, deutsche Qualitätsfilme zeigt und das durchaus mit ansprechendem Erfolg. Allerdings darf man sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich doch irgendwo zwischen Null und 0,2 Prozent Marktanteil bewegt. Das klingt sehr wenig, ist im Verhältnis wenig, aber in absoluten Zahlen dann doch nicht so wenig!
...also ein paar Hunderttausend Zuschauer zumindest kommen dann doch manchmal?
Mehr! Im Jahre 2005 gab es über 1,2 Millionen Zuschauer für deutsche Filme. 2007 sogar 2,2 Millionen. Allerdings ist es leider nur immer einzelnen Ausreißern geschuldet wie "Das Leben der Anderen" oder "Good Bye Lenin". Das sind Filme, die ohnehin international dafür sorgen, dass der in Anführungszeichen rein deutsche Film wieder etwas stärker auf dem Markt auftaucht.
Deutsche in Uniform
Bleiben wir bei den USA. Sie haben zwei Titel genannt. Ist es denn eigentlich noch so, dass dieses Schlagwort "Deutsche in Uniform ziehen immer", dass dieses Schlagwort noch gilt und das die Leute sehen wollen?
Das gilt auf jeden Fall. Die Titel, die wirklich international ziehen, das betrifft auch die USA, das ist das "Leben der Anderen", "Good Bye Lenin", "Der Untergang", das ist "Sophie Scholl", "Die Fälscher". Das sind so die Filme, die international am meisten auftauchen und bis auf Ausnahmen auch dann jeweils die stärkeren Boxoffice-Zahlen liefern.
Die Studie "Der Deutsche Film im Ausland - Eine Marktanalyse" ist 2009 von "German Films Service + Marketing GmbH" herausgegeben worden.
Das Gespräch führte Jochen Kürten
Redaktion: Conny Paul