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Ausbildung

2. Februar 2009

Mit dem Schlagwort "Der Meister der Zukunft ist ein Türke" rührt die deutsche Handwerksbranche die Werbetrommel für eine verstärkte Ausbildung junger Leute mit Migrationshintergrund.

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Schweißer-Lehrling (Foto: AP)
Bild: dpa - Report

Das Handwerk will intensiver um junge Ausländer und Schulabgänger mit Migrationshintergrund werben. Damit seien nicht nur Türkischstämmige gemeint, sondern generell Bürger mit ausländischen Wurzeln, erläuterte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Otto Kentzler, am Montag (02.02.2009) bei der Vorstellung eines "Integrationsatlas des Handwerks" in Berlin. Die verstärkte Qualifizierung von Migranten soll der drohenden Zunahme von Nachwuchs- und Fachkräftemangel begegnen. Kentzler rief junge Menschen dazu auf, sich auch angesichts der Wirtschaftskrise für eine Ausbildungsstelle im Handwerk oder in der Industrie zu bewerben.

Aus dem Integrationsatlas geht hervor, dass das Handwerk schon heute prozentual mehr ausländische Jugendliche ausbildet als alle anderen Branchen. Die Ausländerquote unter den Lehrlingen liege demnach bei 4,8 Prozent, bei Handel und Industrie bei 3,7 Prozent und im Öffentlichen Dienst bei 1,7 Prozent. Gleichzeitig blieben aber rund 40 Prozent aller jungen Ausländer in Deutschland ohne Ausbildung. Hauptgrund ist ein fehlender oder ungenügender Schulabschluss. Handwerk sei aber heute auch "Hightech: Da muss man schon lesen und schreiben können".

Wirtschaft will trotz Krise Ausbildungsmarkt stabil halten

Die Qualifizierung Jugendlicher mit Migrationshintergrund war auch Thema des am Montag in Berlin tagenden Ausbildungspakts unter Beteiligung mehrerer Bundesminister und Spitzenvertreter der Wirtschaft. Dabei appellierte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, an die Wirtschaft, mehr Jugendliche aus Zuwandererfamilien auszubilden.

Wirtschaft und Bundesregierung versprachen den Schulabgängern 2009 trotz Finanzkrise und Rezession eine ausreichende Zahl von Lehrstellen. Viele Betriebe wollten auch bei eingetrübten Geschäftsaussichten ihren künftigen Fachkräftebedarf sichern, erklärten Vertreter des 2004 gegründeten Gremiums. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Ludwig Georg Braun, sagte, nach einem DIHK-Stimmungstest bei 100 Unternehmen plane die überwiegende Mehrheit der Betriebe, die Zahl ihrer Ausbildungsplätze konstant zu halten oder sogar aufzustocken.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund forderte dagegen einen "Schutzschirm für Ausbildungsplätze", weil die Zahl der Lehrstellen schon 2008 gesunken sei. Die üblichen unverbindlichen Ankündigungen der Ausbildungspaktpartner würden den Jugendlichen nicht helfen, nachdem die Krise bereits 2008 den Ausbildungsmarkt erreicht habe, erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. (Bö)